Internationale
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Zenfralblatf für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Aorbert Ehrlich und J. Hans Prosl.
3. Jahrgang. Wien, 15. Hugust 1911. Hummer 16.
Bemerkungen für moderne Sammler.
Von Dr. Adolf Kronfeld (Wien).
einem Objekt, zu einem Thema, zu einer Kunstepoche, zu
einem Künstler. Ulan beginnt mit allerlei und endigt beim !
Porzellan; man beginnt mit lllöbeln und Stichen und
bringt eine erlesene Gruppe non Campen und Leuchtern
zusammen. Schließlich ist der Sammler bei einem, bei
seinem Thema angelangt und hat nunmehr die große I
Rufgabe, imeusgeseßt zu komplettieren, Zweifelhaftes aus- 1
zuschalten und mas roohl das Schmierigste ist allen
teilten Recht zu tun, oor allen seinen Geschmack, seinen
Sport, seine Leidenschaft zu nerteidigen.
„Der eine sammelt Bücher,
Der andere Schilderei’n,
Der dritte sammelt münzen,
Der uierte gar Gestein,
Der fünfte ist an Rosen
Und Pelargonien reich,
Ich aber sammle Dosen,
Warum? Das sag ich Euch.“
Ähnlich roie Castelli seine bedeutende Sammlung
oon Schnupftabakdosen oerteidigt hat, muß früher oder
später jeder Sammler seinen guten freunden und dem
Publikum Rede stehen, sein Unternehmen gewissermaßen
entschuldigen. Die Annahme Jlgs, roelcher bekanntlich
einen gewaltigen und günstigen Einfluß auf die öster
reichische Sammlertätigkeit ausgeübt hat, man dürfe nur
ein reifes Thema sammeln, z. 8. Antiken, Porträts, münzen,
italienische Bilder, Riederländer, Kupferstiche usro., man
müsse sich auf fertiges und Ausgereiftes beschränken, ist
nicht einwandfrei, da sie erstens große mittel oorausseßt
und zweitens rasch zur Sterilität führt. Wer darf es noch
heute wagen, z. B. „herrliche Götterbilder in lAarmor
oder Bronze“ zu sammeln, welche die „Schönheitsfülle der
griechischen oder römischen Kunst“ repräsentieren sollen.
Das sind Zitate oon 11g. Er warnt danor, sich auf das
Sammeln der Vorgänger großer JTleister und Kunstepochen
einzulassen. Es soll nicht Sache des Sammlers, des Lieb
habers, des Kunstfreundes sein, Objekte zu gewinnen,
welche „Themen der Kunstforschung“ sind, welche in das
„ITtuseum“:, auf den „Arbeitstisch des Gelehrten“ gehören.
Es ist nicht schwer, diesen Standpunkt oon uer-
schiedenen Seiten aus zu widerlegen. Das Werdende, das
■Ahnungspolle, das sich Gebärende hat für jeden künst
lerisch Empfindenden, also ebenso für den Kunstfreund
wie für den Kunstgelehrten eine große Bedeutung und
B ?ine Rembrandfaffaire regt in diesen heißen Tagen
alle Sammler und alle, die es zu sein borgeben,
auf. „Die ITlühle“ aus der Kollektion des
ITlarquis Lansdomne, welche um den Preis
i oon 2*/ 2 millionen Kronen einen amerikanischen
Käufer gefunden hat, soll nicht echt sein. Ein
derartiger Bilderstreit, mag er nun gut oder
schlecht für den Käufer ausgehen, stimmt nach
denklich, darf aber den Sammler, namentlich
den Anfänger, nicht erschrecken oder abschrecken.
Der Streit um Bilder ist fast so alt wie die be
deutenden Bilder selbst; Diele Umstände spielen hier mit,
Persönliches, ehrliche und absichtliche Jrrtümer, bewußter
und unbewußter Betrug. Schließlich pflegen wichtige und
authentische Werke, deren Geschichte bekannt und deren
Besißer über den Verdacht irgendwelcher unlauterer lTlachi-
nationen erhaben sind, siegreich aus dem Streite heroor-
zugehen, d. h., es wird über kurz oder lang wieder ein
mal bewiesen, daß das angezweifelte Werk echt ist. So
wird es wohl auch mit der berühmten „ITlühle“ Rem-
brandts der fall sein.*
Ein Problem, wie das der Erwerbung eines echten
Rembrandt, kann übrigens die ITlehrzahl der Sammler
kaum irritieren. Der Amateur, der aus Liebe zur freien
und angewandten Kunst einen Teil seiner mittel und seiner
Arbeit in Sammlungen anlegt, ist vom Anfang an naio
künstlerisch tätig. Er sammelt allerlei; Zufall, Geschmack,
die räumlichen Verhältnisse seiner Wohnung spielen hiebei
eine wichtige Rolle und langsam kristallisiert sich aus der
„Kunst- und Wunderkammer“ im Kleinen die Liebe zu
* Inzwischen meldet der „Berliner Lakalonzeiger“ aus
London: Die Tlachricht der „ITlorning Post“, daß unter dem firnis
des berühmten Tlleisterroerkes der riamenszug des holländischen
Rlalers Seghers gefunden worden sei, wird oon den „Daily lleros“
stark angezroeifelt. Dem Blatte wird aus Philadelphia, mo das
Bild jeßt im Hause des ITtillionärs P. fl. B. Widener hängt (also
nicht bei fr ick, mie die ITlorning Post behauptete), telegraphiert,
daß in Amerika an der Echtheit des Rembrandtschen Bildes nie
Zweifel erhoben morden seien. Die lllitteilung der „ITlörning Post“
beruhe wahrscheinlich auf alten Gerüchten, die in Europa aber
längst abgetan seien. ITtr. Widener, der Eigentümer des Ge
mäldes, befindet sich gegenwärtig auf einer Europareise, flnm.
der Red.