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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 93)

Kann man nun die einzelnen Teile des 
Zuges näher bestimmen? In allen jahr- 
hunderten werden die Einritte der Erz- 
bischöfe mehr oder minder genau be- 
schriebenä, leider gerade der Michaels 
ohne nähere Einzelheiten. Die Beschreibung 
des Einrittcs seines Nachfolgers aber, des 
johann Jakob Kuen-Belasy am 17. 2. 1561 
(also nur drei Jahre nach den Fresken in 
Freisaal), liest sich wie die Aufzählung der 
hier gemalten Persönlichkeiten und Wür- 
denrrägcrf). 
S0 sind die Männer der ersten Gruppe die 
Zechen und Brüdcrschaften „mit Kerzen", 
es folgen die Schulen von St. Peter und 
die des Domes, darauf die Domherren, 
die Mönche von St. Peter und die infulierten 
Pröpstc und Äbte (es werden die von Sankt 
Zeno, Höglwörth, Michaelbeuern, Gars, 
Raitcnhaslach, Mondsee, Chiemsee und 
Berchtesgaden genannt). Die nächste Gruppe 
der Edelleute sind Landschaft und Ritter- 
schaft dcs Erzstiftes. Weiters deutet die 
schriftliche Nachricht die Gruppe zu Fuß 
um den Erzbischof. Die vier vornehmsten 
Männer sind die Inhaber der Erbämter, der 
Marschall, der Schenk, der Kämmerer und 
der Truchseß, während die Männer mit 
den Lanzen Salzburger Bürger als Trabanten 
sind. Die einzige Verschiedenheit zwischen 
den beiden Einritten bildet die nun folgende 
Gruppe. Während bei Kuen-Belasy hinter 
dem Fürsten die vier Suffragane von Gurk, 
Chiemsee, Seckau und Lavant reiten, müs- 
4 
sen hier im Zuge Michaels die Domherren 
in der Alba die drei höchsten Würden- 
träger dcs Kapitels sein, nämlich der Dom- 
propst, der Domdechant und der Dom- 
scholast. In der abschließenden Gruppe 
der Adeligen kann man wieder, analog zur 
Beschreibung von 1561, die nähere Ver- 
wandtschaft und persönliche Freunde des 
Fürsten annehmen. 
Da im Salzburger Landesarchiv noch ein 
Großteil der Verzeichnisse von geistlichen 
und weltlichen Würdenträgern aus der Zeit 
vorhanden ist, müßtc sogar eine teilweise 
Identifizierung der einzelnen Personen mög- 
lich sein. 
Im Gegensatz zur weitgehend historischen 
Treue in der Darstellung des Zuges bewegt 
sich dieser durch eine fast phantastische 
Landschaft. Was wäre näher gelegen und 
hätte auch den Tendenzen der Zeit ent- 
sprochen, hier eine sehr genaue Vedute 
der Stadt und ihrer Umgebung zu malen. 
Am ehesten erinnern noch die teilweise 
großartigen Gcbirgslandschaften an hei- 
mische Vorbilder, die Lagunensradt hinter 
den Bruderschaften oder die phantastischen 
Gcbäudegruppcn hinter den Edelleuten 
aber gemahnen ein wenig an die „Welt- 
landschaften" der Donausehule. Dazu 
kommt, daß eine fast sommerliche Land- 
schaft dargestellt ist, zumindest sind Ebene 
und Berge begrünt, während der tatsäch- 
liche Einritt Michaels am 4. jänner 1555, 
also im tiefsten Winter stattfand 10. Viel- 
u. 
Schloß Fräsen], großer 
Zuges: die Landschaft u 
Gruppe des Erzbischof 
Domkapitels, Gmp a. 
Schloß Freisal, m: 0:1 
und Rinuschafz, Tmm] 
Schloß Freisaal, Fresken 
räre und Adelige 
Fmskoausdanitl Hauptteil dcs 
nd Riltenchaft, e Trompeter, 
mit den Würdenträgern des 
1 Adeligen 
schnitt, Dctzü aus 3: Landschaft 
ßezer 
lwthnitt, Detail aus 3: 2 Digni- 
  
ANMERKUNGEN 8710 
5 Zusammcnguxelk bei L. Hühner, Beschreibung der hoch- 
Tlixsllich-erzbismöflichcn Haupt- und Rcsidcnßtadl 
Salzburg, 1793, ll. Band, S. 11781 
9 L. Hühner, a. n. 0., S. 1233". 
l" Domkzpitelprorokollc 1555, fol. 1.
	        
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