Rümmer 16
Internationale Sammler -Zeitung.
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gemacht, wo die Kunstgeschichte in die Volkskunde überfliegt, ob-
ruohl für ihn der Reiz groß gewesen sein mag, die Zusammen
hänge zwischen Kunstgeschichte und Volkskunde ebenfalls zu be
leuchten. Er schreibt: „Flur die spezielle ITtcthodik unseres faches
erfordert die Scheidung der erörterten Objekte nor der großen ITlasse
geformter Gegenstände, an denen die tiefsten und breitesten Grund
lagen des Kunstruollens eines Volkes sichtbar werden, An allem,
roas er schafft und formt, werden künstlerische Absichten offen
bar, aber es würde den Rahmen der Kunstgeschichte sprengen,
wollte sie noch diese Dinge berücksichtigen; sie bleiben uarder-
hand das tiefe — und bisweilen noch recht unerforschte Hinter
land der Kunstgeschichte, Reseruoirs, aus denen sic in Zukunft
uielleicht reichlicher schöpfen wird, als dies bisher der fall ist.“
Der Wert des neuen Bandes wird durch 14 Tafeln und
280 tieffliche Abbildungen im Texte gehoben, auf die Bearbeiter
nannten „Gemalten Haus“ auf dem Haupfplaße in Eggen bürg.
Die nialereien stammen laut Inschrift non 1547, das Haus selbst
dürfte nicht nie! früher gebaut worden sein. Die familie Hegen
müller uon Dubenweiler, deren Wappen am Hause angebracht ist,
ist in der Geschichte Eggenburgs nicht nachweisbar. Die ältesten
bekannten Besser des Hauses sind non 1572 an Cco Schönauer
uon Tutjenthal und dessen Gattin Sigunda. fig. 5 zeigt Kain und
Abel und die Opferung Isaaks. Überschrift: Cain erschlug seinen
Bruder Abel. Genesis IV. Unterschrift: Cain fettet den Viertail der
Welt durch lleif, wie uns die Geschrifft meit. Daneben Abraham
seinen Sohn Isaak opfernd, ein Engel ihm ins Schwert fallend.
Überschrift: Abraham opfert sei Sun Isaac. Gene XXTI. fig. 4 uer-
bildlicht Jakobs Traum uon der Himmelsleiter, lllan sieht links ein
fenster mit oier raufenden Putten in der Cünetfe, sodann Jakobs
Traum mit der Engelleiter. Überschrift: iacab.
fig. 5. Eggenburg, Sgraffiti am „Gemalten Haus“,
und Drucker (Rudolf 111. Roh rer in Brünn) alle Sorgfalt uerwen-
det haben.
mit freundlicher Erlaubnis der k. k. Zentralkommission re
produzieren mir hier einige der figuren, bei deren Auswahl mir
naturgemäß besonders auf Objekte bedacht waren, die für Sammler
uon Interesse sind.
ln dieser Hinsicht wäre namentlich auf die reichen Bestände
an Buuernfayencen hinzuweisen, welche die im Krahu-
leß museum in Eggenburg aufgestellte Sammlung des Dr. Eugen
frischauf enthält, fig. 1 und 2 zeigen Krüge aus dieser
Sammlung.
fig. 5 und 4 sind Teile der Sgraffitomalerei an dem sage-
Aus dem Gufshof uon Sfoißendorf, der dem Stifte Kloster
neuburg gehört, stammt die gemalte Tablette, die uns fig. 5 uor
Augen führt. Im Wesftrakte des Schlosses befindet sich der Josefs
saal, so genannt, weil die Bilder an den Wänden Episoden aus der
Geschichte des biblischen Joseph darstellen. Die Gemälde stammen
aus der Zeit um 1760 und sind in der Art des S t ei n e r ausgeführf.
In die Drosendorfer Pfarrkirche uerseßt uns das Decken
fresko uon Stipperger (fig. 6)
Stipperger ist ein Schüler Paul Trogers, dem die fresken
übrigens lange Zeit zugeschrieben wurden. Gegenstand der Dar
stellung unseres fresko, das um 1780 gemalt wurde, ist: Paulus
uar dem Statthalter.
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