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Internationale Sammler-Zeitung.
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Seitenteilen legen sich pyramidenförmige Pilaster mit Beschläg-
roerk oor. Im ITlittelteil ein unteres Kästchen, darüber eine Türe
mit rundbagigem Ausschnitt, die uan reliefierten Pilastern einge
faßt und uan gebrochenen Volutengiebeln bekrönt tuird. Der Aus
schnitt durch ein Durchsteckgitter geschlossen. Rußbaumholz,
schwarzbraun gebeizt.
Außerdem sei hingeroiesen auf einen Renaissance-Halb-
schrank mit Figurenreliefs in den Spiegeln, sogenannter Holbein
schrank, mehrere sehr große, zweigeschoßige, doppelflügelige
Renaissanceschränke in streng architektonischem Aufbau mit
Intarsien, ztnei lllmer Truhen, ein Augsburger Kredenzschränkchen,
ein großes Barockbett u. a.
Dem Ganzen fügen sich auch liier schöne Gobelins mit
oegefabilischen Darstellungen des 17. Jahrhunderts ein. Unter den
Holzfiguren ragt ein großer, oollständig allpalychromierter Hügel
altar der lllünchner Schule um 1470 bis 14S0 heruor, der aus der
Frauenkirche stammen soll. Beachtenswert ist auch ein bayrischer
hl. Sebastian um 1490, sowie zahlreiche reizende Renaissance-
und Barock-Engelchen, Steinzeug, Fayencen, etwas Porzellan, Gläser,
Wappenscheiben, Waffen, Fenstergitter, Zinnkrüge, Bücher etc.
Billige ITlarmarbrunnen geben dem altertümlichen Heim die leßte
kiiVistlerisch-wohnliche Vollendung.
Der uornehm ausgestattete Katalog mit einem Vorwort uan
| Professor Gabriel uan Seidl gibt eine ausführliche Beschreibung
! der einzelnen Gegenstände, uan denen die wichtigsten auf 52
| Ochtdrucktafeln abgebildet sind.
Deuerujerbungen der Berliner königl. (Tluseen.
Unter den Reuerwerbungen der Berliner königlichen ITluseen,
die in der soeben zur Ausgabe gelangten Augustnummer der
„Amtlichen Berichte aus den königlichen Kunstsammlungen“ publi
ziert werden, befinden sich einige recht bemerkenswerte Stücke.
Von der Abteilung antiker Skulpturen wurde ein archaisches
Relief erworben, das in seiner frischen Gründung und zierlichen
Ausführung an den Fries oom delphischen Knidierschaßhaus erin
nert. Dargestellt ist eine Siegesgöttin, wie sie neben dem schon
Fig. 5. Kredenzschränkchen, Deutsche Arbeit um 1620.
betäubten und zu Boden gesunkenen Opferstier kniet und ihm
den Kopf emporreißt, um ihm mit der Rechten das ITlesser in den
Hals zu stoßen. Die Art, wie hier die Siegesgöttin neben dem
Stier kniet, kehrt mehrfach bei jüngeren Werken wieder. Das
Relief gehört bereits der späteren Hälfte der archaischen Zeit an,
die herbe Harte früharchaischer Werke ist bereits ganz geschwun
den, die Umrisse und die Falten im Gewand der llike, wie im
Fell des Tieres sind mit äußerster Feinheit gezogen, das leider
sehr fragmentierte Gesicht ist uon zarter Anmut.
Gin dasselbe Thema behandelndes Werk der Kleinkunst, ein
Karneolskarabäus, gelangte als Geschenk des Direktors Dr. Wie
gand ins Antiquarium der ITluseen Es ist auf diesem geschnit
tenen Stein der sehr oft wiederholte Typus uerwendet, der die
Siegesgöttin zeigt, wie sie auf dem Rücken des Stieres kniet und
ihn mit ihrer eigenen Schwere am Boden festhält, um seinen Kapf
zurückzubiegen und ihm den Hals zu durchbohren. An Stelle der
llike ist bei dem neu erworbenen Karneol allerdings ein Jüngling
dargestellt, dessen Haarschopf an die Tracht der Männer auf den
klazomenischen Sarkophagen erinnert und dadurch auf Kleinasien
als Entstehungsort der Gemme hinweist.
Ins Kaiser Friedrich-IJluseum gelangte als Geschenk
eine 60 Zentimeter hohe Terrakofastatuette eines Kaualiers uon
ausgezeichneter Erhaltung. Auf einer unregelmäßigen Basis ist der
Kaoalier dargestellt, in jener bewegten Pose der Deoofion, welche
man in Italien etwa seit 1650 findet, die aber erst in der zweiten
Hälfte des Jahrhunderts allgemein geläufig wird. Die wenig charak
teristischen Züge mit dem typischen wohlgepflegten Ooal des uor-
nehmen ITtannes jener Zeit drücken eine Art offizieller Ergriffenheit
aus, die sich in dem konuentionellen Augenaufschlag und dem
halb geöffneten IJlund äußert. Zu Füßen der Figur liegen entfaltete
Schriftstücke zerstreut mit einer Kielfeder. Die Tracht des Kaualiers
ist die eines der halbgeistlichen Ritterorden des XVII. Jahrhunderts,
und zwar, wie sich aus den Emblemen unschwer erkennen läßt,
des Ordre du Saint Esprit de France, eines uan Heinrich Hl. 1578
gegründeten Ordens, dessen Großmeister stets der König war.
Der ganze lllantel der Figur ist, wie es die Ordenstracht erforderte,
mit stilisierten Flammen bedeckt. An der Brust ist ein großes
IJIalteserkreuz zu sehen mit 4 heraldischen Cilien um ein ITledail-
lon, das hier leer ist, in Wirklichkeit das Bild einer Taube zeigte.
Die untere Bordüre des IRantels sowie des Kragens ist gebildet
aus den uier sich abwechselnden Emblemen, der Tilie, der Flamme,
Trophäen und drei Kronen mit einem leeren Feld, das ein II ent
hielt, bezw. unter Cudwig XIV. ein L. Die Herkunft der Statuette
aus dem Besitze einer Duchessa di Torlonia liefert für die Persön
lichkeit des Dargestellten keine Anhaltspunkte, und es ist nur die
Vermutung gerechtfertigt, daß es sich um ein ausführliches ITlodell
zur Hauptfigur eines Grabmals handelt, das in einer Kirche Roms
zu suchen wäre. Dem Stil nach gehört es einem Schüler Algardis
an, aber einem späteren, der bereits unter dem Einfluß der Kunst
Berninis steht und uon dessen Kompositionsart manches über
nommen hat.
Als Geschenk des Herrn UJax uon Wassermann erhielt
das Kupferstichkabinett ein Skizzenbuch Giouan Battista Tie-
polos, das eine sehr erfreuliche Bereicherung der bereits uorhan-
denen Zeichnungen dieses Kleisters bildet. Das Buch besteht aus
42, auf beiden Seiten mit Zeichnungen bedeckten Blättern, doch
sind nicht alle 84 Zeichnungen uon Giouan Battista Tiepola selbst
ausgeführt worden. Die dem Illeister angehörenden Skizzen sind
keine Studien nach der llatur, sie sind auch nicht als Skizzen