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Infern(ii ionciIe 5nmmIer-Zei I nn9.
Hummer 17
gen oeron stelltet; in den Vereinigten Staaten, in Australien
und in Britisch Guyana, Gs gibt auch kein besseres lllitfel
zu diesem Zwecke als öffentliche Schaustellungen. Sie
zeigen zunächst den verschämten Sammlern, die ohne den
unbedingt nötigen Rückhalt eines größeren Vereines dem
Sport huldigen und im Freundeskreise kaum da non zu
sprechen wagen, dafj ihnen die Briefmarken Freude machen,
dafj sie ihre Leidenschaft mit Dielen ernsten, hochgebil
deten IHännern der ersten Gesellschaftsklassen teilen. Sie
beweisen den Zweiflern, dafj die marken einen wirklichen,
reellen und stets steigenden Wert haben. Sie führen eine
Unzahl non Abarten, Farben und Zähnungsunterschieden
oor und bieten dadurch nicht nur dem Anfänger, sondern
auch dem Vorgeschrittenen eine Fülle des Interessanten
und Lehrreichen. Sie liefern endlich ein Vorbild, wie man
sammeln soll und wie man sammeln kann und eifern
zum Studium an. Am mertoollsten sind in dieser Hinsicht
die Spezialsammlungen einzelner Länder und einzelner J
Gmissionen, aus denen man ersehen kann, wie der wissen
schaftlich gebildete Philatelist manchmal aus den häutigst
üorkommenden und billigsten lllarken eine hochinteressante
Kollektion zusammenstellt, indem er die kleinsten Abarten
erforscht, die Drucknerschiedenheiten der einzelnen Auf- j
lagen erkennt, die Papiersorten unterscheidet und die Arten j
der Abstempelungen berücksichtigt,
Gine bemerkenswerte Lleuerung bei der Wiener Aus
stellung wird die offizielle Vorstellung der Schwester der
Philatelie, der Stempelmarkenkunde, beim Publikum
sein. Dieses sehr umfangreiche und hochinteressante
Sammelgebiet hat im lebten Dezennium niele Freunde ge
funden und ein wichtiges Zentrum derselben bildet Wien.
Darum wurde den Stempelmarken eine eigene Klasse ein
geräumt und die Besucher werden hier in ein neues, den
meisten fremdes Gebiet eingeführt.
Wären die angeführten Umstände an sich schon ge
nügend, um ein weitgehendes Interesse für die Wiener
Postwertzeichenausstellung zu erwecken, so wird es noch
erhöht durch zwei andere philatelistische Veranstaltungen
non größter Bedeutung, die gleichzeitig in Wien abgehalten
werden, Gs sind dies der „XXIIt. Deutsche Philatelisten
tag“ mit dem „15. Bundestage deutscher und österreichi
scher Philatelistenoereine“, die in der Zeit oom 8. bis
12. September zu ihrer jährlichen Tagung diesmal in
Wien Zusammenkommen. Das sichert die Anwesenheit
non mehreren Hundert Sammlern aus dem ganzen deutschen
Sprachgebiete. Und des weiteren wird im „Dorotheum“
die Auktion einer heroorragend schönen und Dollständigen
Spezialsammlung oan Guropa erfolgen, die in zahlreiche
Lots zerlegt einen Ausrufungspreis non zusammen etwa
170.000 Kronen haben wird. Diese Auktion ist die erste
eines wirklichen großen Objektes in Wien und sie wird
Sammler und Händler aus ganz Guropa nach Wien ziehen.
So ist zu hoffen, dafj diese drei Unternehmungen
sich gegenseitig unterstützen und fördern und dafj die
heurigen Septembertage in Wien einen weifhinausragenden
ITtarkstein in der Geschichte der Philatelie bildend unserer
schönen Vaterstadt neue Ghren einbringen.
Uerscbiuinden der „(Dona Lisa“ aus dem Louure.
Durch die ganze Kulturwelt geht ein Schrei der Empörung:
aus dem „Louore“ ist Leonardo da Vincis „lllana Lisa“ ge
stohlen morden. Wenn auf einen Verlust das Wort „unersetzlich“
zutrifft, so ist es dieser: denn die „ITtana Lisa“, dem Franzosen
uertrauter als „Gioconda“, mar sozusagen das Bild. Plan macht
sich keiner Übertreibung schuldig, menn man behauptet, dafj in
Paris die Kinder in den Elementarschulen aus Reproduktionen zu-
mindestens, das Werk kennen und lieben gelernt haben. Bezeichnend
genug ist es, dafj der Pariser Bouleoard-Ausdruck non einer Frau
mit rätselhaftem, uerschleiertem Blick „une figure de Giucondo“
sagt. Unter diesen Umständen ist es begreiflich, dafj sich beson
ders in Paris eine tiefgehende Erregung geltend macht und die
öffentliche Uleinung eine Reform der Couorenerroaltung an Haupt
und Gliedern gebieterisch fordert. Was für Zustände müssen im
Louore herrschen, menn man das kostbarste Gemälde am hellichten
Tage megtragen kann, ohne dafj es jemand merkt.
Bilderdiebstähle in neuerer Zeit.
ln neuerer Zeit bilden Diebstähle non Kunstwerken, ins
besondere non Gemälden, eine ständige Rubrik, ln den meisten
Fällen handelt es sich um Werke in Kunstausstellungen, auf
Auktionen und in Prinatmohnungen. Doch merden auch öffentliche
Galerien heimgesucht; freilich reicht keiner der Bilderdiebstähle
des letjten halben Jahrhunderts in Bezug auf die Kostbarkeit des
entmendeten Objektes an Leonardos „Plana Lisa“ heran.
Aus der Galerie der Akademie der bildenden Künste in
Wien murde im Jahre 1858, als die Sammlung in schlecht beleuch
teten und behüteten Räumen in der Armagosse untergebracht mar,
ein 0stade, „Der Zeitungsleser“, gestohlen; das Bild ist spurlos
oerschmunden. Aus der Dresdener Gemäldegalerie, melche non
Dieben öfter frequentiert murde, ging ein kleiner Jan Brueghel
der Ältere „Der Sturm am See“, durch Diebstahl oerloren. Diese
Galerie hatte den Verlust eines (falschen) Correggio, „H. Illagda-
lena“, eines oan der Werft, „Paris Urteil“ und eines Porträts oon
Seybold zu beklagen; alle drei Bilder tauchten wieder im Kunst
handel auf. Dagegen oerschwanden ein flletsu und ein kleiner
Halb ein aus der Dresdener Gemäldegalerie spurlos.
Grofjes Aufsehen machte der Diebstahl eines Böcklin:
„Fischender Pan“ und eines Troyon: „Landschaft“ aus dem Palais
Leopold u. Lieben in Wien in den ersten Septembertagen 1905.
Von beiden Wecken fehlt bis heute jede Spur. Am 24. August
1908 wurde aus der Galerie Harrach in Wien ein kleiner oan Dyck:
„Knabenporträt“ entwendet. Der Dieb, der auch ein Elfenbeinrelief
aus der Liechtenstein-Galerie gestohlen hotte, wurde uerhnftet; der
kleine oan Dyck bildet wieder die Perle der Galerie, ln der Kirche
San lllattea in Pisa wurde ein ITladonnenbild uon Pierin del
Vaga gestohlen; der Dieb wurde nicht gefunden. Aus dem
ITluseum im Haag uerschwand ein kostbarer Frans Hals: „lllänner-
bildnis“. Das berühmte Porträt der „Herzogin oon Deoonshire“
uon Gainsborough, das in dem Loden des Londoner Kunst
händlers Agnew uersteigert werden sollte, uerschwand auf rätsel
hafte Weise und wurde nach sechs Jahren uon den anonymen
Dieben retourniert. Ein anderer Gainsborough, der ous dem
Britischen ITluseum entwendet wurde, gelangte durch Kauf wieder
in das ITluseum zurück; ebenso ein ITlurilio in das Pradomuseum.
Ein großes Kirchengemälde uon uan Dyck wurde uon belgischen
Zollwächtern wieder entdeckt, als es über die Grenze geschafft
werden sollte, ln der Kirche der Pladonna dell' Grto in Venedig
hängt ein Bild uan Giaoanni Bellini, das entwendet und wieder
gefunden wurde. Aus dem ITluseum uon Verona gingen mehrere
Bilder oerloren. Ein kleines Bild oon Franz Krüger: „Zar
llikolaus 1. m:t Gefolge“ wurde aus der Berliner llationalgalerie
entwendet.
Die „Kunstschau“ in Wien hat im Jahre 1908 einige Objekte
durch Diebstahl oerloren. Die Erfahrung lehrt, dafj grofje und
berühmte Gemälde uon den Dieben nicht an den Alaun gebracht
werden können und in die Galerien zurückroandern. Hoffentlich bildet
die „Plana Lisa“ oon Leonardo keine Ausnahme oon dieser Regel.