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Internationale Sammle'r-Zeitung.
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mit Sfempelmarkensammlungen, auf die wir noch
besonders zurückkommen, waren die Herren Pr. Julius Kruet),
Wien, Ignaz lDayer, Wien, und Pr. Karl lllittermayer, Cinz.
heroatragend uertreten.
Die Wertsteigerung der Briefmarken als Sammelobjekte.
Anläfjlich der „Internationalen Postwertzeichen-Ausstellung“
dürfte es auch weitere Kreise interessieren, welche enorme Steige
rung des Ciebhabermertes bei den meisten marken seit ungefähr
50 Jahren eingetreten ist.
Wir Dergleichen die Preise nach dem ersten in Österreich
erschienenen ITtnrkenkataloge Wien 1877, herausgegeben non Sig
mund friedl, dem Destor der österreichischen Philatelisten und
Begründer des weltberühmten Postwertzeichen-llluscums in Unter
döbling, mit den soeben erschienenen neuesten Katalogen oon
Senf oder Kohl 1912, Beginnend mit Österreich, sehen wir, dal)
die ältesten marken dieses Handes Emission 1850 zu 5, 6 und 9
Kreuzer C, ID. gestempelt im Preise unuerändert heute nach wie
auch 1877 nur wenige Pfennige kosten — es sind die am meisten
zur frankierung gebrauchten Werte — während dieselben marken
ungebr. Originale früher 1 IDk. bis 1 )Dk. 50 PF. jeljt 20 bis 50 ITlk.
notieren. Von der 2. Ausgabe 1858, die der Kopf des damals noch
jugendlichen Kaisers frunz Josefs I, ziert, notiert friedl die
2 Krz, orange — es war dies eine fehifarbe — ungebr 5 IDk.,
gestempelt -.75 Pf. heutiger Wert 500 IDk., resp. gebt. 10 lllk.
Enormer ist die Wertsteigerung bei den Zeitungsmarken,
Ausgabe 1851 56, den sagenannten IDerc iren, welche in gelber
färbe 5 IDk., rosa oder rot ä 20 IDk. notieren. Der Preis des
gelben IDercur ist heute 150 IDk., des rosa 500 IDk. und des roten
(ziegelrot) 1500 bis 2000 IDk., je noch der Schönheit des Exem-
plores. Der Giund der hohen Preise dieser IDarken, die doch in
nielen IDillionen Stücken zur Verwendung kamen, hegt darin, dal)
die Adrefjschleife, auf der die marke geklebt war, zumeist in den
Papierkorb wandelte; wer hat damals auch ahnen können, dafj
der Briefmarken-Sammelsport eine derartige internationale Verbrei
tung in allen Volksschichten finden werde? Hach anfangs der 70er
Jahre war es zumeist die Schuljugend, die dem IDarkensammeln
huldigte. Hut wenige ernste IDänner befaßten sich damals mit dieser
fiebhaberei und suchten sie in wissenschaftliche Bahnen zu lenken.
Das ideal der jugendlichen Sammler non dazumal war der
ßesil) einer dreieckigen marke oam Cap der guten Hoffnung, die
je nach dem Wert und färbe um 25 Pfennig bis I IDk. 20 Pf. er-
hältlich war; die gleichen IDarken der L'akaldruck-flusgabe (sogen.
Holzschnitt-Ausführung) notierte friedl mit 4 und 5 IDk. und als
b sondere Raritäten die beiden fehldrucke dieser Ausgaben
ö 50 IDk.
nach den neuesten Katalogen ist der Preis dieser leideren
1500 und 2000 IDk., der Holzschnitte 60 bis 150 IDk. und der
allerbilligsten dreieckigen Cap 5 bis 55 IDk. Von dieser Emission
wurden bei dem Werte l P. dunkelkarmin, Exemplare mit dem
Wasserzeichen „C C“ entdeckt und ist der Preis für ungebr. exem-
plare mit 5000 IDk. angegeben.
Begreiflich ist es, dal) die Postwertzeichen der früheren
Einzelstaaten des Deutschen Reiches, nachdem diese Staaten durch
die politischen Umwälzungen die Selbständigkeit des Postwesens
eingebüfjt, ebenso wie die Staaten des jetjt oereinigfen Königreiches
Italien, bedeutend im Werte stiegen. So bewertete friedl Sachsen
3 Pf. rat IDk. 5.50 — jeijt 275 IDk., Oldenburg 1/5 Gr. grün
1858 IDk. 4.50 jetjt 290 IDk., die 5 Gr. gelb IDk. 2,50 jetjt IDk. 70. .
Im gleichen Verhältnisse stiegen die Preise der IDarken non Bremen,
HannoDcr, Hiibeck und IDecklenburg, besonders die postalisch echt
gebrauchten Exemplare und wird jede marke non Bergedorf, wenn
auf ganzem Briefe, mit 800 1000 IDk. bezahlt. Flcapel 7, Tor-
nese blau mit Wappen oder Kreuz, oon welchen unter alten Skrip
turen in IDodena uar drei Jahren ein größerer fund gemacht wurde
und die früher SO und 90 IDk. notierten, kosten heute 125 lllk.
bis 400 IDk. und ungebr mit Orig.-Gummi sogar 1500 Ulk.
Die derzeit kostbarsten IDarken sind aufjer den beiden
IDauritius Post-Office, non denen die 1 Penny rotorange 20.000
IDk., die 2 Penny dunkelblau 25.000 IDk kosten, die Hokalmarke
oan Hawai 6m. IS51 zu 2 Cents blau welche im Vorjahre bei
der Auktion der IDarkensammlung des oerstorbenen Gouoerneurs
der Banque de france Herrn IDioaliaud im Hotel Drauat zu Paris
oon einem Berliner Händler um 22.500 fres. erstanden wurde.
Das Exemplar war nicht besonders schön und leicht beschädigt,
es würde sonst 40 — 50.000 fres erzielt haben. Ein derartiges
schönes Exemplar hat in der Wiener Ausstellung IDr. Cracker
aus San franzisko ausgestellt.
Die allerseltenste marke, deren Preis unschätjbar, ist ßri-
tisrh-Guiana t 6m. 1 Cents hlafjrosa; ein fehldruck oan dem nur
ein einziges Exemplar bekannt ist, welches sich im Besifje des
Herrn Pli. o. f. in Paris befindet, der bekanntlich die gröfjte und
wertoollsfe Postwertzeichen-Sammlung der Welt bcsitjt.
Die Ansichtskarten der Postwertzeichen-Ausstellung.
Das Komitee der „Internationalen Postwertzeichen-Ausstellung
Wien 191!“ gab eine Serie non sechs Ansichtskarten heraus, die
oon den IDalern Erwin Puchinger und Hans Kalmsteiner ent
worfen wurden. Die Karten sind künstlerisch in Entwurf und
Ausführung. Besonders hübsch ist die Karte, die die IDarken der
ersten österreichischen Emission zeigt, oon einem Altwiener Pärchen
mit ihrem Kinde getragen. Das Pendant dazu bilden die IDarken
der Jubiläums Emission, die ein modernes Paar auf dem Schilde
hält. Eine Altwiener Postkutsche, ein Altwiener und ein moderner
Briefträger, ein Altwiener Posti Ion und eine moderne Dame, die
eifrig IDarken in ein Album klebt, sind die Sujets der anderen
oier Ansichtskarten.
Die Bundesleitung des „XXIII. Deutschen Philatelistentages“,
der gleichzeitig mit der „Internationalen Postwertzeichen-Ausstellung“
in Wien tagte, lief) ebenfalls eine wohlgelungene Ansichtskarte
erscheinen, aus deren Hintergrund sich der Stefansturm erhebt,
während in den Hüften eine Taube Briefe im Schnabel befördert.
Dos Wappen der Stadt Wien prangt deutlich und grofj in der ITlilte
und wiederholt sich noch oftmals an den Seitenmotioen. Die He
gende der ganzen Serie lautet: „Internationale Postwertzeichen-
Ausstellung. Wien 1911. Sezession“, jene der Karte des Deutschen
Philatelistentages: „25. Deutscher Philatelisten- und 15. Bundestag,
Wien 1911.“
Die österreichische Postöerwaltung hat in der Ausstellung
ein Postamt etabliert, bei dem alle dort aufgegebenen Karten und
Briefe mit dem Stempel „Internationale Postwertzeichen-Ausstellung,
Wien 1911“ und dem Datum des Hufgabetages »ersehen werden-
Auch eine Druckmaschine funktioniert in der Ausstellung, auf der
man die Werte zu 5, 5 und 10 Hellern auf die Ansichtskarten der
Ausstellung einprägen lassen kann.
Die neuerwerbungen der UUiener „Albertina“.
Von Balduin Groller (Wien).
■ Unsere altehrwürdige Albertina, eine der reichsten
Scha^kammern der Welt für Handzeichnung«!
und alle hochedle graphische Kunst, bietet nun
schon seit einer Reihe non Jahren immer ein-
i mal im Jahre die allen Kunstfreunden er
wünschte Gelegenheit, sich einen Überblick über die jüng
sten Erwerbungen zu oerschaffen. Gben ist die siebzehnte
Ausstellung dieser Art eröffnet worden und da ist nun die
letjte Grate ausgebreitet. Allzu reich ist sie nicht ausge
fallen, einhunderlimdzweiunddreifjig Blatt, das ist das