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]nternotion<iie SammIer-Zeitunq. 
ganze Ergebnis. Die Ziffer märe sehr imposant, roenn 
es sich um die Bereicherung einer Gemäldegalerie 
innerhalb eines Jahres handelte-, fiir eine Sammlung nun 
Zeichnungen, Stichen, Cithographien usro. ist sie dürftig, 
natürlich mufj man auch da nicht nur zählen, sondern 
auch uiägen, aber es liegt in der Hatur der Sache, daß 
da auch bei regerer Sammlerfreudigkeit nach immer keine 
gewaltigen Summen ins Rallen gekommen mären. Immer 
hin sind diese jährlichen Zuflüsse mit Dank zu begrüben. 
5ie bringen immer frisches heben in die berühmte Samm 
lung, lassen sie nicht nerdorren und halten anderseits das 
Interesse der Kunstfreunde mach. 
In erfreulicher Weise macht sich bei den rieuerroer- 
bungen diesmal ein lebhaftes Gefühl für die flktualitüt 
geltend. Es kann für diese Sammlung nur non Vorteil 
sein, wenn ihre Hüter auch den Pulsschlag der Zeit be 
horchen. Der treffliche S. h’fll lern and gehört zu den 
notablen Toten unserer Kunst, zur Verlustliste des laufen 
den Jahres man hat eine Reihe non Bleistiftzeichnungen 
und Hquarellskizzen non ihm in Sicherheit gebracht. 
ITlartin Greif ist aus dem heben geschieden, eine ganz 
famose Radierung non Alfred Wildstofjer wird die Erin 
nerung an ihn auch in der Albertina rege halfen. Von 
ferdinand Schmuser, der immer interessant und immer 
bedeutend ist, finden mir eine köstliche Radierung, das 
Porträt Karl Goldmarks, ferner das bekannte ausdrucksoolle 
Porträt Joachims, endlich eine mit Rembrandtschem Zauber 
ausgestattete Äßung in Kupfer „Die Betfelsuppe“. Von 
Altmeister William Unger wurde eine wahre Perle aufge- 
reilvt, ein Probedruck zur farbigen Radierung der lAadonna 
nach Pietro Perugino. Auch oon hudroig ITliehalek wurde 
eine farbige Radierung non feiner Stimmung erworben: 
„Die kasfalische Quelle in Delphi“. 
Dal] auch Alt-Wien im Auge behalten morden ist, i 
ist nur mit Dank zu begrüfjen. Die Ausbeute ist freilich 
nicht graf]. 
Als erfreulichste Erwerbung sind da zroei Aquarell 
skizzen non Karl Schindler (t 1842) zu seinen Gemälden 
„Der leigte morgen..des Verurteilten“ und „Überfall durch 
italienische Banditen“. Eine interessante Begegnung gibt 
es da ferner zwischen den geistesverwandten fiihrich 
und Steinle, non beiden je ein Blatt skizzierter Bleistift 
zeichnung einer Gruppe maskierter Personen aus ihrem 
Gesellschaftskreise. Beider Stil ist dem ITlotin, einer 
Zufallslaune des Augenblicks, nicht kongenial, aber schließ 
lich ist da doch ein neuer, wenn auch nicht wesentlicher 
Zug zu ihrem Charakterbild geboten. Dasselbe gilt non 
den zum Teil farbig getonten Bleistiftzeichnungen des 
liebenswürdigen Dresdeners fudmig Richter. Es sind 
ungemein delikat behandelte llaturstudien nach einer Distel, 
nach Bäumen, nach blühendem Huflattich. Gewiß nicht 
charakteristisch für seine bekannte nain-kindliche Kunst 
weise, aber doch sehr charakteristisch für die liebenolle 
und treue Sorgfalt, mit der er seine Studien non der 
Rafur machte, benor er sie in seinen Stil umsetjfe. 
Sehr reiznolie ITliniaturen sind non Cäcilie Endlicher, 
Julie Krafft und H. Stadler aufgebracht worden. Unge 
mein lehrreich für so manche unserer Porfrätisten sind 
die erstaunlich fleißigen Vorstudien Henry Royers zu 
einem Porträt. Dann erst ist die geniale freiheit der 
Behandlung wahrhaft genußreich, wenn sie solche Voraus- 
seßungen hat! frank Brangwyn sieht die Santa Maria 
(lella Salute mit seinen Augen und anglisiert sie daher 
stark, aber er interessiert doch gewaltig. Von JAax 
Ciebermann findet sich ein malerisch gesehenes lind genre 
haft es Selbsfporträf in Tithographie oor, und sonst gibt 
es noch allerlei des Sehenswerten alter und neuer Schule 
in allen erdenklichen Techniken. Es lohnt sich ein Gang 
hinauf übet die Albrecntsrampe. 
Chronik. 
Bibliophilie. 
(Die Bibliothek des Goethe- und Schiller-A rch i os in 
Weimar) hat jüngst durch eine Schenkung aus dein llachlasse 
Bernhard Suphans, des früheren feiters des Archios, eine Be 
reicherung erfahren. Der Gelehrte hatte für seine große Herder- 
Ausgabe eine umfangreiche Herder-Bibliothek zusammenge 
bracht. Die 500 Bünde bestanden oor allem aus ruertuollen Erst 
drucken der Herderschen Schriften, dann aus Gesamtausgaben und 
seltenen Gelegenheitsarbeiten. Jeßt haben Suphans Söhne die Bi 
bliothek dem flrehio geschenkt und so ihrem Vater an der Stätte 
seiner langjährigen Tätigkeit ein Denkmal gestiftet. Wesentlich 
vergrößert wurden in leßter Zeit besonders die Handschriffen- 
schäße des flrehios durch Spenden oon freunden der Anstalt. So 
kam aus dem llachlasse des finnländischen Vizepräsidenten Walde 
mar o. Bock ein fllbumblatt nach Weimar, das die eigenhändige 
Iliederschrift oon Goethes Karlsbader Gedicht enthält: „Wie es 
dampft und braust und sprühet“. Wilhelm Schler.ther in Berlin 
stifteteein ungedrucktes Billett oon Goethe an Kirms, den Kollegen 
des Dichters in der Theaterdirektion, fräulein Charlotte Krack am 
in Weimar eine Sammlung oon Briefen aus der klassischen Zeit. 
Sie sind zumeist gleichfalls an Kirms und an Amalie o. Voigt, ge- 
borne Cudecus gerichtet und stammen u. a. oon Alexander o. Hum 
boldt, den Bildhauern Christian Rauch und Friedrich Tieck, oon 
Koßebue, oon Justinus Kerner, Amalie o. Imhoff, oon Johanna 
Schopenhauer, der (Hutter des Philosophen, oon dem Schauspieler- 
Pius Alexander Wolff, seiner Gattin und ihrer Kollegin Karoline 
Jagemann; Karl Ernst Henrici in Berlin schenkte eine Sammlung 
oon Theaferakten und Schauspielerbriefen aus dem Aachlaß oon 
E. Pasque, darunter oor allem Briefe Weimarer Schauspieler, die 
Goethe herangebildet hatte, Vom Weimarer Staatsministeriuin 
wurde dem Archio eine Sammlung oon llachrichten und Schrift 
stücken über den Jlmenauer Bergbau überwiesen, der sich bekannt 
lich des Interesses und der förderung des lllinisters Goethe zu 
erfreuen hatte, aber troßdem bald eingestellt werden mußte. Von 
den übrigen Stiftungen sei eine alte Abschrift eines Gebetes oon 
Herder heroorgehoben, das er am Grabmal der Gräfin ITlaria oon 
Schaumburg-Cippe hielt. Herder war damals Hofprediger in Bücke 
burg und schäßte die edle frau ganz besonders. Interessant ist 
eine alte Abschrift des Hebbelschen ITlanuskripts oon „Herodes 
und Wariamne“, die Hofrat Dr. ITloresch in Wien aus dem lloch- 
1 aIß ferdinand o. Saars schenkte. 
Bilder. 
(Ein unbekanntes napoleonbild.) Aus Condon wird 
berichtet; Bei der Durchsicht und Ordnung einer Sammlung alter 
Papiere und Dokumente, die sich im lllaidslone-niuseum befinden, 
hat man jeßt eine interessante Entdeckung gemacht; man fand eine 
bisher unbekannte Bleistiftzeichnung, die llapoleon auf seinem 
Sterbebette in Congwood darstellt und wenige Stunden nach dem 
traurigen Tode des großen Korsen hergestellt wurde. Das inte 
ressante Porlrät stammt oon der Hand des berühmten Kapitäns 
lllarryat, dessen phantasieoolle und spannende Abenteurerramanc 
den britischen lAarineoffizier zu den bekanntesten und meistgele 
senen Autoren seinerzeit machten. Kapitän lllarryat weilte in den 
kritischen lllaitagen, in denen llapoleon oerschied, als Kapitän der 
Schaluppe „Beaoer“ auf dem einsamen felseiland, und er hat die
	        
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