MAK
Hummer 20 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 315 
Generalpostdirektor Riuas uon Aicaragua zu uiel mar. Troßdem 
kamen Hunderte uan diesen oerstempelten ITlarkcn, die schließlich 
durch den schwarzen Gntmertungsstempel in ein uöllig unentmirr- 
hares farbenchaas oermandelt wurden, in den Verkehr. Herr Riuas 
hat nun einen neuen Ausweg gefunden. Gr sagt sich, toenn man 
die marken nicht mehr auf der Vorderseite bestempeln kann, sa 
kann man dies ja auf der Rückseite tun!! Die Versuche fielen 
glänzend aus. 6s muffte ztoar der Heim auf der Rückseite der 
marken abgeiuaschen werden, da man auf Gummi nicht gut drucken 
kann, aber das Publikum kann ja den Ceim selber aufstreichen. 
Da stellte sich jedoch eine neue Schwierigkeit in den Weg: wenn 
man die auf die Rückseite gestempelte ntarke aufklebt, dann kann 
ja kein ITlensch mehr kontrollieren, ob die marke wirklich uon 
hinten gestempelt ist Aber auch jeßt war Herr öeneralpostdirektor 
Riuas keineswegs oerlegen. 6r erlief; einen Ukas, in dem bestimmt 
wird, dal; die neuen Briefmarken nur zur Hälfte aufgeklebt werden 
dürfen, damit sich die Postbeamten überzeugen können, dal; die 
lllarken wirklich auch hinten gestempelt sind!! 
(Das Briefporto in früherer Zeit.) Die britische Posl- 
behörde kann in diesem Jahre ein bedeutendes Jubiläum feiern: 
zwei Jahrhunderte sind dahingegangen seit dem ersten Versuche, 
für Briefsendungen innerhalb eines bestimmten Stadtgebietes 
ein möglichst billiges Porto einzuführen, fluch hier ist Cngland, 
wie in manchen anderen fortschritten des Postwesens, die seitdem 
Gemeingut der Kulturwelt geworden sind, den anderen Völkern 
mit löblichem Beispiel uorangeschritten. Der Weg einer Verbilligung 
des Stadtportos ist uon Candon ausgegangen. Jn der Geseßsamm- 
lung des Jahres 1711 ist zum ersten Illale eine Penny-Post 
erwähnt, die es sich zur Aufgabe machte, Briefe zu dem überaus 
niedrigen Portosaße uon 1 Penny zu befördern. Der ßriefuerkehr 
war in jenen Zeiten sehr teuer. Insbesondere fiir weitere Strecken, 
für die man bei der politischen und wirtschaftlichen Zersplitterung 
jener Zeit in fast allen Cändern auf uerschiedene Postunternehmungen 
angewiesen war, hatte sich das Porto, dessen Höhe nach der Cnt- 
fernung abgestuft wurde, recht hoch gestellt. Die Postgebühren 
galten in uielen Staaten als ergiebige Quelle zur Steigerung der 
Staatseinnahmen. Friedrich der Große z. B. erhöhte das Brief 
porto gegen 6nde des Siebenjährigen Krieges, doch erkannte er 
bald die tlachteile dieser ITlaßregel und machte sie wieder rück 
gängig, wobei er ausdrücklich anerkannte, „daß im Jahre 176j 
das Porto unbescheidentlich und zu unproportionierlich 
erhöht worden sei, wodurch die Postreuenüs selbst uiel gelitten 
haben.“ flach uiel weiter gingen später die Portosteigerungen der 
französischen Republik, die das Briefporto bald auf 50 Centimes, 
dann auf 1 franken und noch höher, ja schließlich sogar auf 
10 frank«, n bemaß, die allerdings in den entwerteten Assignaten 
gezahlt werden konnten, ln Cngland waren die Priuatposten, die 
schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts bestanden, unter Karl I. 
aufgehoben und die Post für ein königliches Recht erklärt worden. 
Der König uerpachtete sein Postrecht für eine Summe uon 7000Hstrl. 
Indessen scheint in den Wirren der Reuolutionsjahre doch die 
Wiederentstehung uon Priuatposten möglich gewesen zu sein. Denn 
eine Penny-Past, also ein großer Fortschritt gegenüber der sehr 
uiel teueren Beförderung durch die allgemeine Post, wurde schon 
1682 in Hondon gegründet. Sie wurde merkwürdigerweise uon 
einem Tapezierer namens lllurray ins Heben gerufen. 6r traf sie 
später an einen gewissen Dowokra ab, und uon diesem über 
nahm sie schließlich die britische Regierung im Jahre 1711. Das 
geschah in Condon, für das Hand Cngland aber dauerte es noch 
126 Jahre, bis ihm die gleiche Wohltat zuteil wurde. Jm Jahre 
1857 schrieb Rowland Hill seine berühmte Broschüre über die 
Postreform, in der er einen Einheitstarif uon einem Penny für 
Briefe bis zu einer halben Unze Gewicht forderte, ganz gleichgültig, 
wieuiel Blätter darin lägen. Die Posfuerwaltung erklärte diesen 
Vorschlag für „wild und phantastisch“. Und doch trat er nach 
stürmischer Agitation des Publikums im Jahre 1840 in Kraft. Hach 
dem Vorbilde dieses Cinheitstarifes haben später auch die übrigen 
europäischen Händer ihr Postwesen umgestaltet, und die Händer 
der fremden Weltteile sind bald in gleicher Richtung gefolgt. 
Uersdiieöenes. 
(Der Hach laß lilaurus Jdkais.) Der literarische und künst 
lerische Hachlaß ITlaurus Jökais ist, nach einer Budapester Iflitfeilung, 
jeßt uon der Witwe des Dichters an den ungarischen Staat uerkouft 
worden. Der Aachlaß besteht aus einer wertuollen Bibliothek, 
die sämtliche ungarischen und fremden Ausgaben Jokaischer 
Werke enthält, aus einer Reihe heroorragender Jökai-Porträts, 
unter anderen non ITtunkacsy, einem Bilde uon Weresch- 
tschagin und uerschiedenen Plastiken; ferner enthält er die 
Versuche, die Jökai selbst einst als ITlaler gemacht hat, sowie 
die Korrespondenz des Dichters mit uielen Berühmtheiten 
Ungarns und des Auslandes. Das Arbeitszimmer kommt ins 
Petöfi-Uluseum. 
(6ine Knopf Sammlung.) In Gent ist, wie die Zeitungen 
melden, ein Rentier gestorben, der seinen 6rben eine außer 
ordentliche Kollektion uon Knöpfen hinterlassen hat. Der lllann 
hat mit einem wahren Bienenfleiß Knöpfe aus der Zeit uom neunten 
Jahrhundert bis in die Gegenwart gesammelt. Die Sammlung wird 
mit 200.000 franken bewertet, hat aber ihren Urheber jedenfalls 
die doppelte Summe gekostet, man findet da Knöpfe aller Regi 
menter der europäischen Staaten, Knöpfe uon den Kleidern Karls 
des Großen bis zu den Knöpfen uon der Uniform Aapoleons 1., 
Knöpfe aus Holz, Clfenbein, Glas, Kupfer, Zink, Silber, Gold und 
Diamanten. 
(Alter fund im ITlagdeburger Dom.) Jm Turmkopfe des 
Doms wurde bei einer Ausbesserung des Dachreiters eine Blei 
kapsel gefunden, die, wie sich nach ihrer Öffnung ergab, im Jahre 
1827 dort niedergelegt worden war. Sie enthielt eine Glashülse, 
die auf Pergament geschriebene Dokumente barg, wertuolle stati 
stische Angaben über die Stadt und ihre Bewohner aus dem ge 
nannten Jahre, ferner waren der Hülse ein Plan des damaligen 
ITlagdeburg, eine Karte des preußischen Staats, mehrere Zei 
tungen und eine Urkunde aus dem Jahre 1567 anuertraut. Die 
leßtere sollte beglaubigen, daß der Dom in diesem Jahre rnieder- 
hergesfellt morden war. 6ine sehr wertuolle Beigabe waren 20 
im Jahre 1827 gangbare münzen, künstlerisch ausgeführte IJJe- 
daillen und 30 ältere ITliinzen. Der gesamte fund wird wieder an 
der alten Stätte geborgen werden. 
(€ine interessante Handkarte.) In der reichhaltigen 
Karten- und Plansammlung der französischen llationalbibliothek 
in Paris ist kürzlich ein fund gemacht worden, der uon den welt 
umspannenden Plänen der Königin Katharina uon ITtedici be 
redtes Zeugnis ablegt. In einem fache dieser Abteilung lag oer 
staubt und unbeachtet eine Karte des nördlichen und südlichen 
Amerika aus dem Jahre 1584, die zum Zeichen der französischen 
Oberhoheit mit der französischen flagge bedeckt mar. Wie sich 
nun im flnsch uß an diesen fund aus den Akten des französischen 
Staafsarchius ergeben hat, hegte die Königin Katharina uon ITtedici 
den grandiosen Gedanken, ganz Amerika unter französische Herr 
schaft zu stellen, und sie war des Gelingens ihrer Absichten so 
sicher, daß sie bereits zwei Vizekönige für Amerika ernannt hatte. 
Die nördliche Hälfte sollte T. de lllesgonez, die südliche der ihr 
uon florenz her bekannte Graf Camillo Strozzi oermalten. Beide 
Vizekönige traten ihre Reise an, aber die Pläne der Königin oer- 
mirklichten sich nicht, und da die Reisenden ohne weitere Instrukti 
onen blieben, so sahen sie sich zur baldigen Rückkehl gezwungen. 
Pie zerrissenen Zustände frankreichs, eine folge der Hugenotten 
kriege und der ständigen Hugenottenoerfolgungen, nahmen die 
Aufmerksamkeit und Tatkraft der Königin zu sehr in Anspruch, 
als daß sie an überseeische Groberungen hätte denken können. 
Die auf ihren Befehl gezeichnete Karte, uon der sich kein anderes 
Gxemplar erhalten hat, ist aber ein mertooller und interessanter 
Beleg für die Zuuersicht, mit der Kalharina uon ITledici im Jahre 1584 
flm.rika bereits unter französischer Oberherrschaft gesehen hatte. 
(Gin oerlorener S ch a ß d e r C y r e n a i k a.) Die münzen 
non Cyrenaika zeigen an ihrem Rande einen Kranz uon Silphien- 
blättern : eine Grinnerung an ehemalige Tage des Wohlstands und 
Reichtums. Denn die Cyrenaika mar im Altertum durch den Saft 
des Silphiums berühmt, und durch den Verkauf dieses oiel- 
gesuchten Gewürzes und Heilmittels floß Wohlstand und Reichtum 
in das heute uerarmte und kahle Hand, fast alle Schriftsteller des 
Altertums erzählen uon diesem flsantsaff, und Plinius erzählt, 
daß dieser Silphiensaft mit Silber aufgewogen wurde. Der Wert 
dieses Pflanzenproduktes war so groß, daß selbst der Staat bei 
Gintreibung der Steuern und Abgaben den Saft ohne weiteres in 
Zahlung nahm, lllan gewann den Saft durch einen Schnitt in die 
Wurzel des Baumes, ein harzartiger, gummiähnlicher Stoff quoll 
heruor und nahm dann bald festere form an, Aber die Kultur,
	        
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