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Hummer 2Ö 
Seite 517 
Internationale 
berühmte rheinische Kunsttischler, für ITlarie Antoinette lieferte. 
Die Königin machte den Schrank dem Papste Pius VI. zum Geschenk 
und in dessen Familie, dem Hause Bashi, ist der Schrank bis 
jeßf gewesen. Der Hofebenist der Königin, der gleichzeitig auch 
preußischer Geheimer Kommerzienrat mar, oerdankt, roie Geheimrat 
non Falke ausführt, seinen Weltruf besonders dem künstlichen 
sinnreichen ITlechanismus seiner Schreibtische, der den Bedürfnissen 
des galanten Jahrhunderts enfgegenkam. Da sind drehbare und 
oersenkbarc Teile, Geheimfächer, Uhrwerke und alle die anderen 
Spezialitäten, die Goethe in „Wilhelm Kleisters Wanderjahren“ 
beschrieben hat. Solche Arbeit spielte natürlich bei dem für die 
Königin und dem Papste bestimmten Bureau keine erhebliche Rolle, 
obwohl es an einigen oerborgenen Cäden und künstlichen Ver 
schlüssen nicht fehlt. Die lleuerwerbung besißf ihren besonderen 
künstlerischen Wert in der figürlichen lllarketerie. Diese zart ab 
getönten chinesischen Figurenbilder mit ihrem impressionistischen 
Stil sind ganz aus uerschiedenfarbigen Hölzern zusammengeseßt. 
ferner ist das Bureau, das in den siebziger Jahren des achtzehnten 
Jahrhunderts entstanden ist, oermutlich nach dem Geschmack der 
Bestellerin ungewöhnlich reich mit Bronzebeschlägen ausgestattet. 
Der rheinische Kunsttischler der uau Paris bis Petersburg, oon 
Condon bis lleapel die Höfe oersorgte, hat hier etwas den fran 
zösischen Arbeiten gleichwertiges geschaffen. Den Vorzügen dieser 
Cuxusmöbel entsprachen die schon im 18. Jahrsundert bezahlten 
Preise. Die Kaiserin Katharina kaufte einen Sekretär für 25.000 Rubel, 
fudwig XVI, bezahlte für ein Kabinett 80 000 Ciores, den Preußen- 
könig Friedrich Wilhelm II. kostete die Wiederholung dieses Stückes 
20.000 Taler. 
(ITeuerw erbungen des Germanischen Ifluseums.) flus 
Ilürnberg wird gemeldet: An der Spiße der Ankäufe des leßten 
Quartals steht die überhaupt älteste mittelalterliche Steinarbeit 
des ITluseums, eine monumentale llladonnensfatue aus Sand 
stein. Es ist eine unterfränkische Arbeit aus der ersten Hälfte 
des dreizehnten Jahrhunderts. Der Plastik-Abteilung kamen auch 
die sechs neuangekauften ITledaillenmodelle oon Eandolin Ohn 
macht, dem jeßt wieder sehr geschaßten klassizistischen Bildhauer, 
zugute. £s sind Klodelle in ITlarmor und Gips, ln die Gemälde 
sammlung wurde ein oorzügliches altdeutsches Porträt eingereiht, 
die Halbfigur eines bärtigen Ulannes oor architektonischem Hinter 
grund und einer köstlichen oberdeutschen Candschaft. Von 1567 
datiert, ist das Bild oielleicht Schweizer Herkunft. Aus der Früh- 
zeit des neunzehnten Jahrhunderts stammt die Dorfschmiede in 
Welschtirol oon Heinrich Bürkel, dem liebenswürdigen Illünchener 
Genremaler, aus dem Jahre 1827. Die llledaillen erhielten besonders 
aus Wien Zuwachs. Unter ihnen ragt die oon Hans Schwarz 
auf Wolfgang Jörger zu Tollet, unter dem Kunstgewerbe die beiden 
Zentralfeuerjagdgewehre oon A. Bartsch in Ciegniß mit ihrer 
außerordentlich geschmackoollen, technisch oollendeten Ornamen- 
tierung heroor. fine neuerworbene Kreuzigungsgruppe aus Por 
zellan wird auf Joachim Händler, dem meißener Hauptmeister 
zurückgeführt. Unter den Geschenken sind eine reich getriebene 
Rokokospindeluhr und ein Tafelbild mit dem Vierzig-Reitergefecht 
auf der Vuchterheide bei Herzogenbusch oom Jahre 1600, unter 
den Ankäufen ein eichener, nußbaumfournierter Empiresekretär 
aus gräflich o. Rechbergschem Besiß, in dem eyklusiu oornehmen 
Stilgepräge jener Zeit. Das Kupferstichkabinett kaufte unter anderem 
fflenzels Bleistiftstudie zur Piazza d'Erbe, dem Ifleistermerk der 
Dresdner Galerie. Zum Ankauf einiger, für Ilürnberg besonders 
wichtiger Stammbücher aus der Warneckeschen Sammlung 
stellten die ehemals ratsfähigen, regierenden Patrizierfamilien 
Dürnbergs die lllittel zur Verfügung, insgesamt 4470 mark. Damit 
konnten 25 Stammbücher aus den leßten oier Jahrhunderten er 
worben werden. Am wichtigsten darunter sind das Stammbuch 
des nürnberger Spitalpredigers Georg Werner, das unter anderem 
auch ein oon JTlelanchthons Sohn beglaubigtes Autograph 
Cufhers enthält, und dasjenige des Hieronymus Kreß. Dieses 
enthält oerschiedene Darstellungen aus dem Studentenleben oom 
Bnde des 16. Jahrhunderts, in dem tapfer pokuliert, sponsierf, 
gefachten, ja sogar beim Saufgelage „gebürstet“ wird, als besondere 
Sammler-2eihing. 
Kostbarkeit aber eine Einzeichnung Wallensteins aus seiner 
Altdorfer Studentenzeit. Der General schreibt da die lateinische 
Übertragung eines guten deutschen Spruches ein, den er selbst 
später hätte beherzigen sollen: Kide sed eui vide. Albertus V. o. 
Waldsfein. (Trau, schau, wem!) 
Uom Kunstmarkte. 
(Helb ing'sche Auktion in Frankfurt a 111.) Am 
21. llooember und den folgenden Tagen gelangt in Frankfurt a. 111. 
unter der fachmännischen Ceitung oon Hugo Helbing aus lllünchen 
eine interessante Kollektion uon Francofurtensien zur Auktion. 
Diese Sammlung wurde uon dem anfangs der neunziger Jahre 
uerstorbenen ehemaligen Senator S. zu einer Zeit angelegt, wo es 
noch möglich war, sich aus uielem das Allerbeste auszusuchen. 
Darum sind auch fast alle Blätter exquisit schöne, frühe Abdrücke 
in seifen guter Erhaltung. Der Umfang der Sammlung sie beträgt 
über 5000 Blatt — ist bis jeßf bei keiner zum Verkauf gekommenen 
Sammlung auch nur annähernd erreicht worden. Sie bietet für die 
Topographie und historische Entwicklung Frankfurts ein unschäß- 
bares ITlaterial, zumal sie Stücke enthält, die wohl in keiner 
priuafen oder öffentlichen Sammlung enthalten sind. Der Katalog 
beginnt mit den Darstellungen historischer Begebenheiten, unter 
denen neben manchem Blatt uon höchstem lokalen Interesse, die 
Darstellungen der in Frankfurt statfgehabten Kaiserkrönungen 
uon lllaximilian II. (1562) bis Franz II. (1792) uon größter 
allgemeiner Bedeutung sind. 6s handelt sich hier in der Hauptsache 
nicht um Illustrationen aus den sogenannten Krönungs-Diarien, 
sondern um die seltenen Binzeidrucke und Flugblätter. Unter den 
Gesamt-Ansichten finden wir ganz frühe Holzschnitte, die für 
das Stadtbild aus dein 16. Jahrhundert uon besonderem Interesse 
sind. Es folgen die schönen, topographisch so peinlich genauen 
nie. ionischen Ansichten und Pläne, und dann die so malerisch 
wirkenden Darstellungen aus dem 18. bis zum Anfang des 
19. Jahrhunderts oon Koller, Schütz, Radi, lllargenstern, Reinheimer, 
die neben dem topographischen Interesse, das sie bieten, sich 
durch ihre prächtige Farbengebung oorzüglich als dekoratiuer 
Wandschmuck eignen, Es würde zu weit führen, hier alles Be 
merkenswerte zu nennen. Beschränken wir uns auf das besonders 
Heruorragende, so muß unter anderem die komplette Serie der 
36 kleinen Ansichten uon Iflorgenstern heruorgehoben werden, die 
in brillant erhaltenen Exemplaren uerfrefen sind. Auch die Umgebung 
Frankfurts ist in uielen Darstellungen wiedergegeben; sowohl die 
nähere Umgebung mit den Warten, herrschaftlichen Höfen und 
Besißungen, als auch die fernere Umgebung, worunter eine Fülle 
malerischer Taunus-Darstellungen auffallen. Unter den zirka 
750 Porträts Frankfurter Persönlichkeiten sind außer ausgezeichneten 
Schwarzkunstblättern des 17. und 18. Jahrhunderts eine Anzahl 
humoristisch dargestellter Frankfurter Originale zu nennen. Bs 
folgen dann Kalender, uon den schönen wappengeschmückten 
an bis zu den modernen der industriellen Firmen. Dann eine kleine 
Kollektion sehr fein gezeichneter Frankfurter Exlibris und Geschlechter 
wappen. Daran reihen sich Volks- und Iflilitärtypen, einige Werke 
Frankfurter Künstler, wie Radi, Prestcl, Burger, Peter, Becker und 
einige Bände Frankfurter Citeratur. An all das schließt sich der 
künstlerische llachlaß des Frankfurter Hluseumdirektors Otto 
Cornill an, der 1907 starb. Heben fein ausgeführfen Zeichnungen 
und Aquarellen, meist Ansichten und Volkstypen aus Italien, die 
Früchte eines zehnjährigen, fast ausschließlich der Klalerei gewid 
meten Aufenthaltes im Süden, interessieren am meisten die wenigen 
uorhandenen Ölgemälde des oerewigten Kleisters, darunter zwei 
seiner bekannten und geschaßten Darstellungen zu „Hermann und 
Dorothea“. Eine Serie uon neun uollständig durchgeführten Kartons 
zu „Wilhelm Teil“ dürfte ebenfalls zu den bedeutendsten Werken 
des llachlasses gezählt werden. Sehr fein und hübsch ausgearbeitet 
sind die zahlreichen Aquarelle mit allegorischen und ornamentalen 
Darstellungen. Den Beschluß des Kataloges, der durch die Firma 
Hugo Helbing (lllünchen) zu beziehen ist, bildet eine prächtige 
Kollektion Waterlooscher Radierungen, meist ganz uorzügliche 
alte Abdrücke uon schönster Erhaltung.
	        
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