MAK
Hummer 20 
Seite 307 
internationale Sammler-Zeitung 
Unsere Abbildung (fig. 1) zeigt die meißener 
Gruppe „Juno mit dem Pfau.“ Juno auf hohem, mit 
plastischen Blumen belegten felssockel mit Wolken 
sitzend, fast nackte figur, den linken flitz efroas empor 
gehoben, in der linken Hand den Zipfel eines den Körper 
nur lose bedeckenden (Jemandes haltend, roelches über 
die linke Schulter geht und unter der Brust durch einen 
breiten, goldenen Gürtel mit farbigen Schmuckstücken 
geholfen roird, es ist mit farbigen, bunten Blumen 
stilleben bemalt und innen grau gefüttert. Der Kopf 
über die linke Schulter gemandf, das blonde Hemd 
in griechischen Knoten zusammengebunden und mit 
einem blauen Bande geschmückt. Der Pfau weil). 
Am Sockel plastisches Rocailleroerk mit Gold gehöht. 
Ausgehöhlter fond mit Schroertermarke. llJodell 
wahrscheinlich uon Kaendler. Um 1745 — 175Q. Höhe 
37'5 cm, Durchmesser am Sockel 16'5X' 3 ' 5 cm - 
Die grofje Rundgruppe (fig. 2) präsentiert eine 
uornehme familie in spanischer Tracht (Wiener Por 
zellan). Huf einem felssockel sitzt eine Dame in 
maftlila, bzro. meinem, geblümten Kleid mit blauen 
Bändern, im hochtoupierten Haar eine Sfraufjfeder: 
sie wendet sich zu einem neben ihr stehenden 
Kaoalier, der in der erhobenen rechten Hand eine 
Blume hält, fr trägt grünen Hut mit 5frauf]federn, 
hellbraunen Rock und geschlitzte Kniehosen, blaue 
Weste mit Schärpe, lila Alantel über den S:!,ulfern. 
Vor der Dame sitzen zwei spielende Kinder. Hinter 
der Gruppe ein Zwerg mit grünem Sonnenschirm 
und geschlitztem braunen Kostüm. Grassockel mit 
plastischen Blumen, Goldspifzenbordüre. Blauer 
Bindenschild unter Glasur. Wohl nach einem Stich 
modelliert. 
(©jß3) 
fig. 2. Vornehme familie. Spanische Tracht. Wien um 1760. 
Preise uon einst und jeßt. 
Von Adolph Donath (Berlin).* 
ie Auktionen der Sammlungen £anna geben ein 
Bild der Preissteigerung in den leßten Jahr 
zehnten. Die ITledaillen z. B., die Arbeiten in 
Tan und Stein, die Wachs- und Buchsachen, die 
Arbeiten in Zinn, die Wiener Porzellane usro. 
sind niemals und nirgends uorher so hoch be 
zahlt morden roie bei £anna. Daneben erhielten 
die £imogen und lAajoliken Preise, die im all 
gemeinen weit über die für diese Gruppen sonst erzielten 
Resultate hinausgehen. Und in der Graphikserie der £anna- 
schen Sammlungen, die, im ganzen genommen, norzüglich 
abgeschnitten hat, gab man für einzelne Blätter Summen, 
die als Rekordprtise zu bezeichnen sind. 
Die Gründe für dieses enorme Anschmellen der 
Preise sind klar. Zunächst entscheidet die Qualität des 
Objekts, das frei roird, d. h. den Besitzer roechselt, in 
zroeiter ßnie der historische Wert des Stückes, der mit 
seinem Kulturroert identisch ist, und schließlich kommt 
noch die Rarität des Kunstwerks in frage, fallen Quali- 
* Wir entnehmen diese überaus interessante Studie dem 
eben bei Richard Carl Schmidt & Co. in Berlin erschienenen 
Werke Donaths „Psychologie des Kunstsammelns“ (Bibliothek für 
Kunst- und Antiquitätensammler. Band 9). Wir kommen auf den 
Wert des Buches für Sammler noch zurück. 
tät und historischer Wert mit der Rarität, d. h. der 
Seltenheit des Objekts, zusammen, dann sind die Gren 
zen, die sich der geldkräftige Sammler steckt, weder eng 
noch niedrig und dürfen umso weniger eng sein, als heute 
noch die Rachfrage nach bester Kunst geradezu oerbliif- 
fend groß ist. Denn am heutigen Kunstmarkf bildet Ame 
rika einen der mächtigsten fakforen und die amerikanische 
Konkurrenz nimmt bereits derartige Dimensionen an, daß 
die europäischen Sammler, mögen sie nun Priemte oder 
Vertreter non IRuseen sein, alle Kraft und alles Geld zu 
sammennehmen müssen, um der Riesenhochflut der Geld 
gebote standzuhalten. Ich habe Rluseumdirektoren schon 
zittern gesehen, als ihre an sich sehr hohen und vielleicht 
das Budget eines ganzen Jahres oerschlingenden Angebote 
im leßfen (Rament, da der Hammer des Auktionators sich 
senken wollte, noch überboten worden sind. 
Die gesteigerte freude am Sammeln guter und bester 
Kunst und die Preise, die man heute für erste Qualitäten 
bezahlt, machen die modernen Künstler neroöser, als es 
berechtigt ist. Riesenkapitalien, so hört man sie reden, 
gingen so für die Schaffenden oon heute oerloren. Die 
Erfahrung lehrt nun, daß das gerade Gegenteil der fall 
ist. Gin großer Prozenfsaß der Sammler, die infolge der 
hohen Preise für bestimmte Gruppen der alten Kunst nicht
	        
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