Rümmer 20
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 309
„Der große Coopenol“, zweiter Zustand, kam
1887 auf 23.800 Ulk., 1910 (erster Zustand?) in der
Tanna-Auktion bei Gutekunsf auf 14.100 ITlk., „die
Tandschaft mit den drei Bäumen“, die einst für
72 fr. im Handel war, bei Theobald auf 10.100 Ulk., und
„der h. Hieronymus“ uon Rembrandt, der 1887 2480 Ulk.,
1906 etwas mehr als 7000 ITlk. erzielte, ist 1910 bei
Theobald für 14.100 Ulk. oerkauft worden.
Dicht minder heftig ist der Kampf um Dürer. Die
Radierung „Der h. Hieronymus“ finden wir 1797 bei de
Prau n mit 17.50 fr. bewertet, 1821 bei Durand mit
100 fr., 1836 (Sammlung Poggi) mit 35 fr., 1910 bei
Tanna mit 26.400 Ulk. „fldam und Goa“ bringt 1775
bei Ulariette 66 fr., 1852 460 fr., 1883 4750 fr., 1911
(Sammlung Scholz bei öutekunst) 9100 Ulk. Die „Uladonna
mit dem Äffen“ ergibt 1847 bei Ta Ulotte fouque 56 fr.,
1852 bei Wischer 152 fr., 1910 bei Theobald 16.800 Ulk.
In der der Ruktion Theobald oorausgegangenen Ver
steigerung Tanna I in Stuttgart wird „Die heilige familie“
mit 20.000 Ulk. bezahlt und die Graphikauktion Tanna II
uerzeichnef für Dürers „Kniender Ulann“ (in Tusche)
29.700 Ulk. und für die federzeichnung zu „fldam und
Goa“ 65.000 Ulk.
Reben Rembrandt und Dürer stehen schließlich noch
Schongauer, Beham, Holbein und der Uleister mit
dem Schlangenstab hoch im Preise, unter den modernen
Graphikern besonders Whistler, Uleryon, Klinger und
Zorn. Außerdem sind im letzten Jahrzehnt die französi
schen und englischen farbstiche des 18. und 19. Jahr
hunderts stark in die Höhe gegangen. Daß aber für die
Graphik dieser Gpoche schon ab und zu auch früher
große Preise gezahlt wurden, bewies eine Berliner Ruktion
bei Tepke im Jahre 1891, in der 14 Zeichnungen oon
Ifloreau le jeune, oon denen jede mit 1500 Ulk. ausge
rufen wurde, auf mehr als das fünffache, nämlich auf
115.000 Ulk. gekommen sind.
Im alten Kunstgewerbe haben sich die Dinge
nach schärfer zugespißf. Die Ulajoliken der italienischen
Renaissance, deren Hauptqualitäten in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts nach für ein paar hundert franken
zu haben sind, beginnen gegen Gnde der siebziger Jahre
mäßig zu steigen, um plößlich 1884 in der Tondoner
Ruktion der fountainekollekfion bei Christie stark empor
zuschnellen. So zahlte man für Gubbiomajaliken des
Ulaestro Giorgio, die 1877 bloß 40 Guineen = 840 Ulk.
bringen, 1884 schon 155 Guineen — 3255 Ulk., für Urbino-
teller, die damals 55 Guineen = 155 Ulk. erzielten, in der
fountaineauktion schon 300 1270 Guineen, also 6300 bis
26.670 Ulk. Und im gleichen Jahre, 1884, werden auch
in der Ruktion Parpart bei Heberle in Köln Ulajaliken
ausgebofen. Hier kommt eine Urbinoschüssel auf 13.250 Ulk.,
eine Caffagioloplatte auf 12.700 Ulk, und dieselbe Caffa-
gioloplafte faucht neun Jahre später in der Ruktion Spißer
in Paris auf und erreicht dort bereits 48.000 fr. Heute
steht sie in der Saltingkollektian des Tondoner Kensington-
niuseums. Doch den Rekordpreis für Ulajoliken brachte
ein Sieneser Teller der Kollektion Coope. Gr ist im ITlai
1910 in Tondon bei Christie uersteigerf und oon den
Gebrüdern Duoeen für 3700 Pfund Sterling = 74.000 Ulk.
erworben worden. Bei der Ruktion Tanna II in Berlin
(Ulärz 1911) erzielte ein früher Sieneser Teller 41.000 Ulk.
Die glasierten Hafnerkeramiken des 16. und 17.
Jahrhunderts haben die höchste Preishähe bei den Auktionen
Tanna erreicht, wo für zwei Salzburger Kacheln 18.000 Ulk.
bezahlt worden sind. Und für einen 10 cm hohen Kölner
Becher (um 1530) mit den Porträts Karls V., ferdinands I.
und seiner Gemahftn Anna — Otto o. falke und Walcher
oon Uloltheim haben sie wissenschaftlich gewertet —
gab man bei Tanna II den Riesenpreis oon 12,300 Ulk.
Gleich überraschend hoch gingen bei Tanna die Krüge.
Die sog. Hirschoogelkrüge waren freilich schon früher lebhaft
begehrt. Bei der Ruktion RJilani in frankfurt a. Ul. (1883)
kostete ein Hirschoogelkrug 2560 Ulk., bei der Ruktion
Schloß Ulainberg in Berlin (1902) 3500 und bei der Ver
steigerung der Wiener Sammlung Schwarz in Berlin (Ro-
oember 1910) 5400 Ulk. Rber bei Tanna kamen die Krüge
aus Prennings Werkstatt sogar bis auf 11.000 Ulk. Daneben
stiegen, dank den wissenschaftlichen Arbeiten Otto oon
falkes über das rheinische Steinzeug, die Preise auch für
diese Gruppe des Kunsfgewerbes.
Außerordentlich ist die Preissteigerung bei den euro
päischen Porzellanen. Seores wurde ja immer gut
bezahlt, namentlich in Gngland, dessen Adel die französi
schen Parzellanschäße im Rusgang des 18. und Anfang
des 19. Jahrhunderts aufgekauft hatte. 1855 gab der
Utarquis oon Hertford für zwei Rose du Barry-Vasen
1942 Pfund Sterling — 38.860 Ulk. — Diese beiden Stücke
zählen seif damals zu den Zierden der unoergleichlichen
Wallacekollektion und diese hohen Preise hielten sich
und wuchsen noch gegen Gnde des 19. Jahrhunderts.
Professor Darmstädter in Berlin besißf eine Pygmalion
gruppe in Seoresbiskuif, die er in den achtziger Jahren
bei einem Berliner Antiquitätenhändler für 330 Ulk. er
stand. Rieht lange nachher erzielte eines oon den wenigen
Gxemplaren dieser reizoollen Gruppe in Paris den Preis
oon 17.500 fr. Die leßten Jahre aber brachten enorme
Preise für Seoresporzellan. 1910 gingen in Tondon zwei
Seoresfassen der Sammlung Coope auf 64.000 Ulk. und
um die gleiche Zeit zwei Seoresjardininieren aus der
Sammlung des deutsch-englischen Bankiers o. Schröder bis
auf 105.000 Ulk.
lind gleich dem Seoresporzellan wird auch Uleißen
seit jeher sehr gut bewerfet. Die Gruppen werden natür
lich am meisten gesucht. Und besonders meißner Quali
täten, die oon glücklichen Sammlern noch oor wenigen
Jahren zufällig für ein Butterbrot gekauft wurden — der
Hamburger Sammler Baudli gab, wie er mir erzählte,
für seine große Ooidische Gruppe ganze oier Reichstaler —
sind heute so ungemein passionierten Sammlern, wie etwa
frau Hermine feist in Berlin, für 40.000 bis 54.000 Ulk.
noch gar nicht zu teuer. Rber neben Uleißen nehmen seit
den RJünchener Auktionen Hirth (1898) und Pannmiß (1905)
die Preise für die süddeutschen Porzellane, wie frankenfal,
fulda, Höchst, Tudwigsburg und Rymphenburg bedeutend
zu. Bei der Versteigerung der frankfurter Sammlung
Jourdan in Berlin (Tepke 1910) brachten die frühen
Höchster Komödienfiguren, deren Preise bis dahin im
Handel zwischen 500 bis 1000 111k. schwankten, 2800 bis
4000 111k. Zwei Rymphenburger Bastellibürsten, die 1898
in der denkwürdigen Hirtauktion mit 300 Ulk. oersteigert
wurden, erreichten schon in der Ruktion Pannwiß oon
1905 (bei Helbing in Ulünchen) 1708 ITlk., oder „die
Dame mit fiaska“, die bei Hirth 850 111k. erzielte, stieg
sieben Jahre nachher bei Pannmiß auf 56.000 Ulk. Und
in der gleichen Auktion Pannwiß kam die frankentaler
„Tänzerin“ auf 15.000 Ulk.
Rieht minder im Steigen begriffen sind Wiener
figuren und Gruppen. Daß aber, wie es bei Tanna II ge
schehen ist, der Wiener Tasse mit dem Porträt Taudons
nach füger der hohe Preis oon 8500 Ulk. zugesprochen
wurde, war eine der größten Überraschungen. Aber auch
die Qualitäten des Ber 1 i n er Porzellans, sowie das seltene
Alt -Kopenhagen, das die kgl. lllanufaktur jeßt kopiert,
bringen anständige Tiebhaberpreise und eine besondere
Preissteigerung erfährt seif kurzem das Chelsea-
porzellan in Gngland. Bei der Auktion Coope oon 1910
wurden zwei Vasen (13 l / 0 Zoll hoch) für 1200 Pfund
Sterling = 24.000 Ulk. ausgebofen, und im Rlai 1911 bezahlte