Plummer 21
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 327
uon diesen Bildern schweift unser Blick hinüber zu einer
anderen Schule, die Rembrandt ihren ITleister nennen darf.
Br selbst fehlt in der Gerhardtschen Sammlung. Aber uon
seinem bedeutenden Schüler, Bernaert fabritius, ist ein
prächtiges Bild da, das zum Vorwurf das biblische Thema
oam Opfer des ITtanoah hat (92). Rembrandt hat dieses
Sujet in seinem im Jahre 1641 gemalten Bilde in der
Dresdener Galerie meisterlich behandelt und es liegt nielleicht
der Gedanke nicht ferne, dal) fabritius sich non ihm hierin
inspirieren lief}, obgleich beiden Werken eine oerschiedene
Auffassung zugrunde liegt. Dem Rembrandtkreis gehört
auch Jan Cioens an, non dem die Sammlung den sym
pathischen Kopf eines Greises aufweist (3 3). Wie sehr
Gerhardt auch die spätere Amsterdamer lltalerei (18. Jahrh.)
schätjte, beweisen die Bilder non Plicolaes Verkolje
„Diana“ (40) und das „Gratetest“ (100) non Jan de Wit,
dem bekannten PlJaler, der Grau in Grau die Gemälde des
Amsterdamer Rathauses schuf. Aber nicht nur die Amster
damer Schule ist hier durch tüchtige Werke ocrtrcten, son
dern auch die Dordrechter. Von Diepram sprachen wir
bereits als Genremaler. Die Gerhardtsche Sammlung besitjt
aber auch schöne Werke non den Cuijps, so eine ent
zückende Kindergruppe (54) im freien non Jacob Gerritsz
Cuijp (54), eine „Pastorale“ non seinem Sohn Aalbcrt
(107) und einen „Überfall“ non Benjamijn Cuijp (37). Von
einem andern Dordrechter Künstler, PlJelchior d Honde-
coeter weist die Sammlung ein schönes Geflügelstück auf
(89). numerisch am schwächsten sind die Delfter nieder.
Die ganze Schule ist nur durch lllichiel Jansze 111 iere
is c 11 s kräftig gemaltes Porträt eines Ulannes im schwarzen
Wams mit llliihlsteinkragen nertreten. Ausgezeichnet
präsentieren sich in der Kollektion in einer ganzen folge
non Werken die Stillebenmaler, ihnen noran Pieter Claesz
(20) und Willem Claesz Heda (50) und andere mehr.
Dicht minder gut als die Holländer sind auch die
Werke (hämischer Künstler, non welchen die sieben Haupt
stücke noch non der narigjährigen Brüsseler „ldxposition
de 1’Art beige au XVll.'siecle“ in lebhafter Grinnerung
sein dürften, so z. B. die dem Atelier des Rubens ent
stammende, auf Holz gemalte grofje Altartafel mit der Ver
kündigung lllariä (106), schmungooll in der Komposition
und leuchtend in den färben, sodann ein flott gemaltes
Bild „Der Tod des Adonis“ (34). Vom freunde des Rubens,
dem frans Snyders, rührt eine grofje Peinwand her, deren
Hauptoorgang den musizierenden Orpheus darstellt, umringt
non einem herrlichen früchtekranz als lebendigen Rahmen
(105). Köstlich wirken der „Gesichts- und Geschmacksinn“,
eine gemeinschaftliche Arbeit uon Th. Rombouts und
Jan fyt, die zu der Serie der „fünf Sinne“ gehört (75
und 76). Völlig in das frohe (damische Ceben hinein führen
uns die Bilder non Dauid Teniers d. J. „Das Kegelspiel“
(91), non Gillis Tilborgh „Der Bauernhof" (87) und nor
allem Adriaen ßroumers Porträt eines Bauern mit einer
Schüssel in der Hand (63), das ein wahres kleines Kabinett
stück des (Heisters ist. Von zartester Ausführung ist die ,
Anbetung der heiligen „drei Könige“ uon frans francken
(73), die wohl des ITteisters Hauptwerk ist. „Die Allegorie
auf den Krieg“ non Hendrik nan Baien (35) charakterisiert
ausgezeichnet diesen Detailmaler, der auf alle Ginzelheiten
die gleiche Sorgfalt legt.
Von den Illeistern der niederländischen lllalerci
wenden wir uns zu den Werken der übrigen Rationen,
zu Italien, frankreich und Gngland Arbeiten des 18 Jahr
hunderts, die zum Teil bereits in das neuere Zeitalter
führen. Hier zeigt sich wiederum der auserwählte Geschmack
und das sichere Auge Gerhardts. Ihn fesselten die Werke
eines Antonio da Canale, besonders eine Vedute des
Canal Grande mit.seinen ehrwürdigen alten Palästen und
Kirchen, bespült nan der ruhigen Wasserfläche, auf der in
stiller PRelancholie die Gondeln dahingleiten (84), Und eine
gewisse Wehmut, eine nerborgene Sentimentalität leuchtet
auch aus dem Antlitje eines kokett dreinschauenden ITläd-
chens uon der Hand der Jeanne Philiberte Pedoux (97),
eines Bildes, das in der feinheit der Auffassung und der
Ausführung nichts zu wünschen übrig läfjt und sich den
Arbeiten ihres Cehrers Grenze würdig anschliefjt. Gine noch
stärkere Steigerung des echt französischen Geschmackes
zeigt die entzückend komponierte, natürlich wirkende und
in zarten lluancen fein abgewogene Kindergruppe der
ITladame Pabille-Guiard, deren Werke bekanntlich sehr
selten sind und erst in letzter Zeit gebührende Beachtung
gefunden haben. Geschmacksoermandt und typisch englisch
fig. 5. Atelier Rubens: Verkündigung lllariä.
mutet uns das frische Bildnis einer lächelnden kleinen
Schönheit an, die mit ihren klugen Augen frohen IJJutes
in die Welt blickt. Gs ist eine anmutige Arbeit non Thomas
Pamrence, uon hoher malerischer Qualität (53). Jn das
Gebiet des englischen Genre führen uns die charakteristischen
Werke non George IlJorland (85) und non francis
Wheatly und uöllig hinüber in das 19. Jahrhundert das
breit angelegte Bild nan Turner mit der Themse und dem
in Dunst gebetteten Pondon, im Illittelpunkte die massigen
Gebäude des Seehospitals non Greenwich. Das Bild ist
non besonderem Interesse, weil es als eine Vorstudie und
Variante zu Turners bekanntem Bilde in der Tate Gallery
in Pondon anfgefafjt werden kann.
Zum Schlüsse sei noch eines Bildes gedacht, das uns
in die neuere Zeit der lllalerci führt. Gs ist der Ringkampf