MAK
Seite 328 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Hummer 21 
non JTlichae] non FFlunkäcsy. In einer ungarischen Wirt 
stube folgen eine Gruppe non Bauern mit dem Ausdrucke 
lebhafter Spannung dem Ringkampfe zroeier ITlänner, oon 
denen der eine in Angriffsstellung steht, mährend der 
andere, ein Bauer, das ruhige Zumarten des Überlegenen 
zur Schau trägt. Der Künstler hat dieses Werk zroeimal 
gemalt, das Gerhardtsche Gxemplar ist aber deshalb oon 
ganz besonderer Bedeutung, roeil das andere, im ITluseum 
zu Köln, infolge der Asphalttechnik, so gut roie ganz 
zugrunde gegangen ist. 
Und nun nehmen mir Abschied oon dieser Samm 
lung u'.seres hochgeschätzten freundes, die uns Jahre hin 
durch eine Quelle der Anregung und freude bedeutete. 
Schmerzlich genug ist es, dafj mir sie nicht in Ungarn 
behalten konnten, um mit ihr die Grinnerung an ihren 
feinsinnigen Schöpfer dauernd festzubannen, flun trägt sie 
seinen Flamen hinaus in die Welt der Kunstliebhaber und 
Kenner und der Flame Gustuo oon Gerhardts, des be 
scheidenen stillen Sammlers, roird bekannt. Dies ist ein 
kleiner Trost und dünkt uns als eine Art feiner Gerech 
tigkeit. Was in der Stille gesät roird, geht um so präch 
tiger auf und roirkt dann um so mehr beglückend und 
befruchtend in roeitem Kreise. 
Drei der besten Bilder der Sammlung Gerhardt können mir 
unseren Cesern in ausgezeichneten Reproduktionen oorführen. Fig. 1 
zeigt die malerische Ansicht non llyrnwegen non Jan oan Goijen: 
Blick auf die Stadt oon der Wasserseite. Auf einem Flügel das 
alte Schlofj mit UJauern, Zinnen und Türmen. Auf dem Rhein 
mehrere Segler. Gin grofjer Teil der hier gemahen Burg besteht 
nicht mehr. 
Von den zroei Gemälden Adriaan n..n Ostades, auf die 
Hofrat non Terey hinmeist, bringen tnir in Fig. 2 den ßauerntanz 
im Wirtshause. In einem Wirtshause tanzt ein Paar nach den 
Klängen einer Geige und eines Dudelsacks. Cinks im mitteigrunde 
trinkende und rauchende Gesellschaft. Komposition oon zirka 
fünfundzwanzig Figuren. 
Aus dem Atelier oon Rubens stammt die Holztafel mit der 
Verkündigung ITtariä. (Fig. 5). ITlaria kniet oor einem Betschemel, 
oon rechts her naht in prächtigem Brokatmantel der Engel der 
Verkündigung. Die den heiligen Geist symbolisierende Taube und 
schwebende Amoretten in den Cüften. 
Das Gemälde war auf der oorjährigen Weltausstellung in 
Brüssel zu sehen. 
fllusiker-flutographen. 
Das bekannte Antiquariat oon Ceo Ciepmannssohn in 
Berlin kündigt nun seine 35. Autographen-Versteigerung an. 
Diesmal gelangen zwei Sammlungen oan Alusikmanuskripfen und 
ITlusikerbriefen unter den Hammer, die oon jeher in hohem Grade 
das Interesse der Sammler erregten. Es sind dies die Sammlun 
gen Ignaz llloscheles und Alfred Bauet, die oon den Erben jet^t 
auf den lllarkt gebracht werden. 
Ignaz llloscheles, (1794—1870), einer der größten Pianisten 
Deutschlands, spielte im musikieben seiner Zeit eine sehr bedeu 
tende Rolle. Seiner großen oirtuosen Begabung, seinem heroor- 
ragenden Kompositionstalent und nicht zum wenigsten den liebens 
würdigen Eigenschaften seines Charakters oerdankte er einen aus 
gedehnten und herzlichen Verkehr mit den ersten JTtusikern seiner 
Epoche. 
ln erster Cinie mufj da Beethooens gedacht werden, oon 
dessen „Fidelio“ er als junger lllann unter des Illeisters Anleitung 
einen Klaoierauszug anfertigte und dem er kurz oor seinem Tode 
noch einen grof3en Freundschaftsdienst erweisen konnte, der die 
lefjten Stunden Beethooens oerschönte. Dann die intime Freund 
schaft mit lllendelssohn und sein herzliches Verhältnis zu C. 111. 
Weber. Von den übrigen namhaften lllusikern, mit denen 
moscheles in Verbindung stand, seien hier nur genannt: Field, 
Gade, Schumann, Spohr, meyerbeer, Paganini, Gramer, Ciszt, Andre, 
H. oon Bülow, Ciementi, Czerny, Dauid, Heller, Herz, Kalkbrenner, 
Jenny Cind, Citolff, neukomm, Pixis, Rubinstein, Henriette Sonntag, 
Thalberg und Weyse. Von allen diesen namen und manchen 
anderen, die nicht aufgeführt sind, finden sich in der Sammlung 
Autographen, und zwar hauptsächlich Briefe, (beinahe ausnahms 
los an llloscheles oder dessen Frau gerichtet) oor. Vor allem aber 
sind es die kostbaren eigenhändigen ITlusikmanuskripte, die den 
Wert dieser herrlichen Kollektion ausmachen. Sie wurden moscheles 
teils oon dem Komponisten selbst, teils oon ihm befreundeten 
Sammlern oerehrt. Einige der hauptsächlichsten seien hier genannt: 
Jäh. Seb. Bach, Präludium und Fuge in C-dur (C-major) und Cargo 
in A-moll (A-minor) aus Franz Hausers Sammlung. Beethooen, 
Skizzen zur missa solemnis, wohl das werfoollsfe ITlanushript. 
Aus der Sammlung oon Aloys Fuchs, oon ihm an lAendelssohn 
und oon diesen an moscheles geschenkt. Beethooen Skizzenbuch 
(Cis-moll-Quartett, op, 131) oon Schindler an moscheles geschenkt. 
(Die 83. Seite daraus zeigt in etwas oerkleinertem ITtafjsfabe 
unsere Abbildung Fig, 4.) Beethooen, Der glorreiche Augenblick. 
lAanuskript mit Beethooens eigenhändigen Korrekturen. Beethooens 
letjte Krankheit und Tod, in Briefen Beethooens und Schindlers 
an llloscheles. Beethooen, oier Seiten aus dem oben erwähnten 
Klaoierauszug des „Fidelio“ mit eigenhändigen Korrekturen Beet 
hooens. Dann folgen Ehopin, Haydn, lllendelssohn, Bieder ohne 
Worte, I. Heft (op. 19). Von lllendelssohn an llloscheles geschenkt 
und eine ganze Anzahl weiterer, höchst kostbarer Alusikaufo- 
graphen dieses berühmten Komponisten. Ferner JTlozart: Cadenz 
zum Klaoierkonzert in B-ciur und Weber: Skizzen zu „Oberon“. 
Die ganze Sammlung umfafjt nur 178 Hummern, darunter aber 
Kostbarkeiten, die in ihrer Seltenheit unerreichbar und in ihrem 
Werte ganz enorm sind. 
Dann folgt in dem prachtoollen, mit 21 Tafeln und oieien 
Textfaksimiles ausgesfatteten Katalog, den die Firma Ceo Ciep- 
mannssohn herausgegeben hat, die Sammlung der lllusiker-Auto- 
graphen, die in der Hauptsache dem zurückbehaltenen Teile der 
berühmten Sammlung Alfred Booets entstammen. Auch hierin 
sind herrliche Stücke oon Bach, Beethooen, Brahms, Chopin, Haydn, 
Alozart, Schubert, Schumann oorhanden, wenngleich den glanz- 
Dollsten Teil die Abteilung Ri ch a r d Wa g n e r bestreitet. Diese 
Wagner-Sammlung ist wohl die bedeutendste und umfangreichste, 
die je zur Versteigerung kam. Die Kollektion oerfügf über 
130 llummern, darunter manches für die Cebensgeschichte Wagners 
interessante Blatt, So der Brief, den er als Rigaer Kapellmeister 
am 20. Illärz 1838 (irrtümlicherweise datierte Wagner 1836) an 
die Sängerin Dem. Po grell schrieb (Fig. 5). Der Bräutigam der 
Sängerin (namens W r e d e) hatte dieser eine Äußerung Wagners 
hinteibracht, durch die sie sich beleidigt fühlte. Wagner schreibt 
nun: „Wenn Sie ihn (den Bräutigam) sehen, so sagen Sie ihm 
nur gelegentlich, er möge sein gemeines ITlaul doch nur um Gottes 
willen oon den Verhältnissen anderer weglassen, sondern seine 
schwachen Geisteskräfte hübsch dazu benütjen, dafj er seine 
Parthieen ordentlich lerne . . . .“ Der Brief ist scheinbar oon der 
aufgeregten Sängerin nach dem Durchlesen durchgerissen worden,
	        
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