Hummer 21
Internationale Sammler-Zeitung.
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ist aber so sorgfältig geflickt, daf3 man non der Verlegung so gut
mie gar nichts merkt un4 nicht der gerings e Texfuerlust entstanden
ist. Cs ist einer der ältesten erhaltenen Wagnerbriefe und auch
dadurch bemerkenswert, dai3 sich Wagner der deutschen Cettern
bediente. Vom Jahre 1849 an nermendete Wagner nur noch
lateinische Buchstaben.
Zahlreich sind die ungedruckten Briefe in der Sammlung.
Für den ITlenschen Wagner ist ein Brief an die „liebe Freundin“
Pauline Tichatschek ein schönes Zeugnis, in dem er kurz nach
der Trennung uon Frau llJinna — die Trennung mar bekanntlich
eine Folge seiner Freundschaft mit ITlothilde Wesendonck für
ist denn doch empörend! Als märe ich ein gemeiner Strolch und
Strafjendemagoge.“
Aus Cnge bei Zürich schreibt er an den frankfurter Thcater-
kapellmcister G. Schmidt, der den „Tannhäuser“ aufführen will:
„Auf Verbreitung meiner Opern über die heutigen deutschen Theater
rechne ich bereits seit längerer Zeit ganz und gar nicht. Ich be-
scheide mich damit, in einem Winkel Deutschlands, mas ich zuwege
bringe, so gut mie eben möglich aufgeführt zu sehen. Das Publikum
einer grofjen Kaufmannsfadt mie Frankfurt, ist nun mohl am aller
wenigsten gemacht, gutwillig sich einem Verführungsuersuche blofj-
zusfellen, wie er ihm durch die Aufführung meines „Tannhäuser“
seine kranke Frau Ratschläge gibt. Cs sei ihm ungemein uiel daran
gelegen, „dafj Alles und Jedes, mas meine arme und leidende Frau
braucht und zur Verannehmlichkeit i u rer Tage bedarf, sie oon mir
und durch mich empfange . . Cr hört „mit grafjer Befriedigung“,
dnfg seine „arme Frau“ in Dresden glücklich angelangt ist, und
erhofft „aus dem Umgang mit meinen behaglich.n alten Freunden
einen sehr günstigen Cinflufj auf ihre so sehr gestörte Gemüts
und Gesundheitsstimmung“, mit Rücksicht darauf bedauert er
ihren Besuch bei seiner Schwester in Chemnilj, die „leider selbst
so aufgeregt und aufregend ist, mie mir Wagneis fast alle“. Und
gegen die Verfolgungen oon Sachsen aus. die. ihm auch im Aus
lande keine Ruhe lassen, roeftert er an Jcsef Tichatschek: „Cs
geboten werden würde . . . Unoerhahlen sage ich Ihnen, dafj ich
der Ansicht bin, durch eine ooilkommene entsprechende Darstellung
würden meine Opern auf jedes Publikum zu wirken uermögen.“
Cr fordert keinen Prunk, keine Pracht, sondern „in bezug der
äußeren Ausstattung nur das nötige zur Vorstellung eines ent
sprechenden künstlerischen Rahmens für eine poetische i andlung!
— Aber ich fordere statt unserer Opernsänger wirkliche dramatische
Darsteller.“ Gerade die Crziehung der Künstler hiezu hält er für
besonders schwer. „Cin Ausweg allein ist hier denkbar: ich habe
ihn in Dresden, Ciszt hat ihn in Weimar eingeschlagen; das ist:
der Dirigent mufj es bei einer uorliegenden Aufgabe oersuchen,
den Sängern den bezcichneten nötigen Standpunkt beizubringen “
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