MAK
Hummer 22 
Internationale Samrhler-Zeiturtc). 
Seite 339 
Wiener 
Dem wachsenden Interesse an Bildern aus dem Wiener 
Geben und aus der Geschichte Wiens tragt das Kunstantiquariat 
ucm 0 i 1 h o f e r & R a n s ch b u r g in Wien durch eine Auktion 
Rechnung, die es am 28. d. ITC. und den folgenden Tagen oer- 
fig. 1. Bey den Wirtshäusern. 
anstaltet. 6s ist eine aus fürstlichem Besitze stammende heroor- 
ragendc Sammlung oon Kupferstichen und Cithographien, die da 
zum Verkaufe gelangt. Von der Reichhaltigkeit gibt ein überaus 
geschmackuollcr Katalog Kunde, der auch eine Auswahl der besten 
Bilder in gelungenen Reproduktionen bietet. 
An der Hand einzelner dieser Reproduktionen, die mir dem 
liebenswürdigen Entgegenkommen der Kunstfirma danken, soll 
denn auch die Sammlung besprochen werden. So gehört beispiels 
weise das prachtuolle, sehr reich staffierte Blatt „Bey den Wirts 
häusern“ (fig, I) zu der Abteilung, die unter dem Titel „Der 
Prater“ zusammengefafjf ist. G u r k hat das Blatt gezeichnet und 
auch gestochen. 
Eine spezielle Gruppe in dieser an sehr interessanten 
Exemplaren reichen Abteilung bildet die grofje Praterfahrt 1825 
oon Benza. Während die kleine Pratcrfahrf nur die Szenerie 
längs der Hauptallee miedergibt, zeigen uns die Blätter der grofjen 
Wagenfahrt die einzelnen ITComente der Wagenparade auf dem 
Bilder. 
Wege der Jägerzeile oon dem Eingang in den Prater (Pratersfern) 
bis zur Schlagbrücke. Der sorgfältig nach der TCatur dargesfellte 
Hintergrund der Häuser der Jägerzeile, die reiche Staffage oon 
Spaziergängern und Zuschauern und nicht zulefjt die porträtgefreue 
Wiedergabe der meisten der Teilnehmer an der Praterfahrt geben 
diesen immer seltener werdenden Blättern die Bedeutung wirklicher 
Zeitbilder aus dem oarmärzlichen Wien. 
Von Alt-Wiener Ansichten führen wir in fig. 2 das Geinmand- 
haus „Zum Rumburger“ der Gebr. Regenhart & Eomp. im Sternhof 
uor. Es trug zur Zeit der Darstellung die Hummer 401, heute ist es 
Tlr. 8. Dies Bild umgibt mit 21 anderen Ansichten einen Situations- 
plan oon Wien, der oon Karl Graf Vasquez herausgegeben wurde. 
In dieselbe Abteilung gehören auch die aquarellierte Citho- 
graphie „ITCariannenbrücke in Hieking“ (fig. 3) und die kolorierte 
Githographie oon T. Raulino „Aussicht oon der Einsiedeley bey 
St. Veit“ (fig. 4). 
Aus der Serie oon „Wiener Zeit- und Geschichtsbildern“, die 
im Kataloge oierzehn Seiten füllt, möchten mir zwei Exemplare 
oon größter Seltenheit herausgreifen, u. zw. eine köstliche Satire 
auf die ITCodesucht der ITCädchen niederen Standes, einen kola- 
fig. 5. ITCariannenbrücke in Hieking. 
rierten Kupferstich aus dem Verlage Cöschenkohls, eine 
Szene in einer Schneiderwerkstätte darstellend (fig. 5) und eine 
Darstellung des Paradies-Gartens, des beliebten Alt-Wiener Ver 
gnügungsortes (fig. 6). Reichstaffiert gibt dieses Blatt, das oon 
J. B. Clarot herrührt, ein Bild des Gebens und Treibens am 
Anfänge der Dreifjigerjahre des oorigen Jahrhunderts. Die Serie 
oeroollständigt „Der Wiener Kaufruf oon Brand“, über dessen drei 
oerschiedenen Ausgaben Dr. Ign. S ch m a r z sich in der „Inter 
nationalen Sammler-Zeitung“ in interessanter Weise oerbreitet hat 
(s. „Internationale Sammler-Zeitung“, Jahrgang 1911, TCr. 6. u. 12). 
Ein eigenes Kapitel beanspruchen die Alt-Wiener Grafu- 
lafionskarten, in denen sich der Geschmack der Biedermeierzeit 
oielleicht am getreuesten spiegelt. Wir finden da Karten oon 
Johann E n d 1 e k b e rg e r, denen Pazaurek („Biedermeier- 
münsche“, 3. 14) „echte Wiener Grazie und geschmackoolle Tändelei“ 
nachrühmt. Der Gelehrte nennt sie „anmutige Kunststückchen“ und 
meint, daf; man sich ohne sie die Biedermeierzeit in der damaligen 
ITCetropnle gar nicht denken könnte. Endlekberger hat oiele 
Schüler hinterlassen, die in der Sammlung durch reizende Arbeiten 
nertrefen sind. 
Das „ITlilitär- und Kriegsleben“ umfakt eine andere Abteilung, 
aus der wir in fig. 7 eine der „Darstellungen aus dem Übungs- 
fig. 2.
	        
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