MAK
Seite 342 
Internationale Sammler-Zeitung 
Hummer 22 
roie zehntausend Taler Einkünfte oon dem Kapital, das 
auf dem Tabak angelegt ist, eine Dose aus meiner Scha 
tulle, zehntausend Taler roert, und zwanzig Anthal Tokaier 
oermache ich meiner Schwester Amalie.“ 
fig 7. Übungslager bei Traiskirchen. 
Porzellan kam auf Friedrichs Tafel oorroiegend beim 
frühstück, und zroar bestand das Reise- und Friihstücks- 
seroice merkroürdigerroeise nicht aus Berliner, sondern aus 
FReifjner Porzellan, möglich, dal] es aus einer Zeit stammt, 
da Friedrich die Berliner ITlanufaktur noch nicht angekauft 
hatte. Später cuird es noch in Benutzung geblieben sein, 
roeil sich der König nicht daoon trennen roollte. Während 
Friedrichs Reisen und in den Feldzügen rourde das Seruice 
in sorglich ausmattierten Eederefuis transportiert, die jedes 
Zerbrechen ausschlossen, Flach heute ist es in gutem Zu 
stande oorhanden ein schönes Werk keramischer Kunst, 
das die damalige Teistungsfähigkeit ITleifjens ins beste 
Ticht setjt. 
Überhaupt roürde die Annahme sehr unzutreffend 
sein, daf3 in den Hohenzollern-Schlössern das Berliner 
Porzellan norroiege. Bereits zur Zeit des Grofjen Kur 
fürsten mar ein großer Reichtum an chinesischem und 
japanischem Porzellan oorhanden, der unter König Friedrich 
dem Crsten nach erheblich oermehrt rourde. Die Begeiste 
rung für das treffliche Porzellan der fernen Ostasiaten 
mar ja im Haufe des siebzehnten Jahrhunderts, nachdem 
schon hundert Jahre früher die schlauen Portugiesen ganze 
Schiffsladungen nach Guropa geschafft und mit geroaltigem 
Flufjen oerkauft haften, geradezu ins Ungemessene ge 
stiegen. Wer die erforderlichen mittel besalj, suchte oon 
diesen keramischen Kostbarkeiten so oiel als möglich zu 
erlangen. Flicht nur die Holländer roaren oon diesem 
Porzellanfieber ergriffen, sondern ganz Guropa. Die Fürsten 
legten sich Porzellankammern an, deren Wert in die Zehn- 
fausende ging. So mar es in den französischen Königs 
schlössern in Versailles, so auch in den meisten spanischen, 
englischen, deutschen und russischen Schlössern. Chinesi 
sches und japanisches Porzellan hafte fast Goldroerf, und 
jeder mar stolz, eine möglichst grofje Sammlung roeijj- 
blauen und bunten Geschirrs zu besitzen. Was die Ghr- 
furchf oor diesen keramischen Schäden noch oermehrte, 
mar die Fabel oon dem oieltausendjährigen Alter der 
chinesischen Porzellanindustrie. Sie ist erst in neuer Zeit 
zerstört morden, da sich nach genauerem Forschen ergeben 
hat, dalj die Grfindung des Porzellans erst in den Anfang 
des siebenten Jahrhunderts zu sefjen ist. „Um diese Zeit 
macht“, so schreibt der bekannte Sinologe Friedrich Hirth, 
„Ho Ch’ou, Präsident des ministeriums für öffentliche 
Arbeiten und bekannt als heroorragender Gelehrter, Gxpe- 
rimente zum Zwecke der Wiederauffindung des Geheim 
nisses der Glasbereitung, das im fünften Jahrhundert in 
China als fremde Arbeit bekannt geworden, seitdem aber 
oerloren gegangen mar. Das Resultat jener Versuche mar 
die Grfindung einer Art grünen Porzellans. Seit jener 
Zeit beginnt sich für uns in der Geschichte des Porzellans 
etwas mehr Eicht zu zeigen.“ Diese alten grünen Porzel 
lane sind die jetjf oon den Sammlern mit horrenden 
Preisen bezahlten krakelierten Seladons. 
Genug, durch den langen Aufenthalt, den der Grafje 
Kurfürst als Jüngling im Haag genommen hatte und durch 
seine im Jahre 1646 erfolgte Vermählung mit Euise Hen 
riette oon Oranien mar die Fleigung für chinesisches und 
japanisches Porzellan am Hohenzollernhofe fast ebenso 
gefördert worden, roie die Eust an holländischen Bildern. 
Als der erste Preufjenkönig sich Schloß Charlottenburg 
erbauen liefj, und zwar den UJittelbau 1699 oon Schlüter 
und die Crroeiterung samt Kuppel 1706 oon Cosander, 
durfte denn auch die Porzellankammer nicht fehlen. Sie 
besteht noch heute und sie ist unter einem farbenfrohen 
Deckengemälde, das den edlen Apoll oerherrlicht, noch 
heute oollgefüllf mit ostasiatischem Porzellan, meist roeifj- 
blauen Schüsseln, Becken, Fläpfen und Krügen oon großen 
und kleinen Dimensionen, alle geordnet zu origineller Ge- 
samfroirkung. Auch rourde eine kleine Porzellangalerie 
für besonders kostbare Stücke angelegt. Früher ist hier 
der Reichtum noch größer gewesen. Vieles ist leider zer 
schlagen morden im Oktober 1670, als die Sachsen, Öster 
reicher und Russen im Charlottenburger Schloij hausten. 
JUit den Porzellanen, möbeln, Tapeten und Bildern des 
Schlosses sind die grimmigen Kriegsmänner roie die Van 
dalen umgegangen. Dann auch ist ein großer Teil der 
5ig. 8. Schweizerin,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.