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Rümmer 23 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 361 
jede Linie »erhaltenes pulsierendes Leben. Dr. Dauid hält den 
Wisent für gleichzeitig oder etroos später entstanden. So hat hier 
der erste deutsche lllaler die beiden Tiere, die einst als Stolz des 
deutschen Waldes in Poesie und Sage gefeiert umrden, auf einem 
Blatte dargestellt. 1740 tuurde in Sachsen der lcfjtc Bich geschossen, 
sechs Jahre später erlag der leßfe deutsche Wisent bei Eabiau der Kugel 
eines Wilddiebes. Heute werden oon beiden Tieren nur noch einige 
Rudel in Schonungen gezüchtet. Dieser Dürerfund ist auch für die 
zoologische Forschung noch oon besonderer Bedeutung, da die 
bisher älteste Darstellung des Wisent erst aus dem Jahre 155 2 
stammt. Der Gelehrte wird über seine interessante Entdeckung 
demnächst im Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen berichten. 
(Römische Porträts aus dem ersten Jahrhundert.) 
Einen höchst merkwürdigen fand hat der berühmte Ägyptologe 
Professor f linders-Petrie nach seinem Bericht an die lllonafs- 
schrift „Ulan“ („Der ITlensch“) in Hawara, einem Ort am Ostrande 
der Oase oon fajum, gemacht. Er besteht in einer Unzahl oon 
Römerporträts, roie sie gegen das Ende des ersten Jahrhunderts 
unserer Zeitrechnung in Diode kamen. Bis dahin mar es Sitte 
gewesen, die lllumien in uefgoldete Stuckgehäuse einzu 
schließen. Hach der Zeit der Ptolemäer aber nahm man das 
Porträt des Toten auf Kaneoas, wie es gewöhnlich eingerahmt 
die Wand der Behausung geziert hatte und deckte es über das 
Gesicht der ITlumie zum Ersah für den alten Stuckkopf. Das 
Porträt war unzweifelhaft mit einer Wachsfarbe gemalt, die ent 
weder mit einem oollen Pinsel oder in einem teigigen Zustand 
mit kurzen schrägen Strichen aufgetragen wurde. Die Porfrät- 
sammlung aus den Gräbern oon Hawara ist recht gut erhalten 
und kann sich wohl rühmen, einzigartig zu sein. Die darge'stdl- 
ten Personen sind nach ihren Gesichtszügen ohne Zweifel Europäer, u. 
zw. meist Römer. Es sind aber auch andere Typen darunter, nämlich 
eingeborene Ägypter, Syrier und Vertreter noch anderer orientalischer 
Völker, die wohl zu Handelszwecken nach der Oase uonfäjuiTi ge 
kommen und dort gestorben waren. Aber auch damit ist die Sti le 
dieses Sundes noch nicht erschöpft. Über dieser Dlumienschicht 
findet sich eine andere Begräbnisstätte, die auschließlich für römische 
Beamte bestimmt war, deren Reste als zu oornehm betrachtet 
wurden, um mit den Leichen oon Eingeborenen oermilcht zu 
werden. Schließlich sind auch noch Reste eines spanisch-mauri 
schen Typus in dieser Totenstadt erhalten geblieben. 
(Thomas 111 urner als Illustrator.) Die Autoren des 
ersten Jahrhunderts der jungen Buchdruckerkunst nahmen an den 
Illustrationen ihrer Werke regen Anteil. Pirckheimer und Sebastian 
Brand haben den Zeichnern Anweisungen und Vorlagen gegeben; 
Georg Wickram hat selbst bezeugt, daß er einzelne seiner Schriften 
eigenhändig illustriert hat. ln die Reihe dieser aktio interessierten 
Schriftsteller für die Illustration ihrer Bücher wird nun auch Thomas 
ITlurner eingeführt: 111. Sondheim (Frankfurt) sucht in dem 
„frankfurter Bücherfreund (Ulitteilungen aus dem Antiquariate oon 
Josef Baer u. Co. in frankfurt a. 111.)“ nachzumeiseny daß eine 
kleine Gruppe oon illustrierten Schriften lllurners, deren Holz 
schnitte sich nicht uns bekannten Schulen oder Werkstätten zu 
weisen lassen, oon ihm eigenhändig illustriert sind. Hierzu, ge 
hören „Die Schelmenzunft“ und alle anderen Schriften lllurners, 
die 1511 und 1512 oon seinem Bruder Beatus Ulurner in frank 
furt gedruckt worden sind, ferner die „Badenfahrt“ (Strgßburg 
1514), die „niiihle oon Schwindelsheim“ 1515) und der „Lutherische 
Harr“ (Straßburg 1522). Die Abbildungen in einigen dieser Werke 
sind zum Teil oon den Holzschneidern werkstattmäßig modifiziert, 
aber alle lassen erkennen, daß die Zeichnungen zu ihnen oon 
demselben Künstler entworfen sind. Am treuesten scheint der 
ursprüngliche Charakter in den Abbildungen zur „Schelmenzunft“ 
und zum „Lutherischen Darren“ bewahrt zu sein. Die Sond- 
heimsche Hypothese wird durch ein Werk lllurners, oon dem wir 
übrigens wissen, daß er sich in oerschiedenen Perioden seines 
Lebens mit der Zeichenkunst beschäftigt hat, gestüßt. Die nur im 
lllanuskript erhaltene Überseßung der „Enneaden“ des Sabellicus 
(drei handschriftliche folianten) sind eigenhändig oon Ulurner ge 
schrieben und mit federzeichnangen illustriert. Diese Zeichnungen 
sind zweifellos als Thomas lllurners Werk zu befrachten. Sic 
haben denselben Ductus und sind mit derselben feder und Tinte 
ausgeführt wie der in seiner wohlbekannten Handschrift geschrie 
bene Text. Diese federzeichnungcn sind allerdings aus Thomas 
lllurners reifster Periode. Sondheim betrachtet daher seine Hypo 
these als eine prooisorische, bis die Stilkritik entschieden hat, 
welches der Anteil lllurners an der Illustration seiner früheren 
Werke gewesen ist. 
Dumismatik. 
(5chenkung an die 111 ünzensam mIung der Stadt 
Wien.) Die lUünzcnsammlung des Wiener städtischen llluseums 
hat einen sehr wertoollen Zuwachs durch die Spende des Dr. Jo 
sef Scholz in Wien erhalten, der seine durch langjährige Be 
mühungen zusammengebrachte, auch in der Literatur bekannte 
Sammlung oon Konoentions-Zwanzigern und Zehnern in 
fig. 9. Illorland: La douce Attente. 
großherziger Weise dieser Anstalt gewidmet hat. Die außerordent 
lich reichhaltige Sammlung enthält nicht weniger als 1911 uer- 
schiedene Prägungen aus allen österreichischen lllünzstätten und 
reicht oon der durch Kaiserin Dlaria Theresia mit Bayern im Juhre 
1755 abgeschlossenen Ulünzkanoenfion, oon welcher der Dame 
Konoentionsmtinze stammt, bis zu den leßterfolgten Prägungen 
dieser ITlünzarte im Jahre 1856, also bis zur Einführung der öster 
reichischen Währung. Durch mehr als hundert Jahre waren die 
Silberzwanziger eines der wichtigsten Zahlungsmittel in Österreich, 
llachdem sie zum großen Teil eingeschmolzen wurden, wäre es 
heute nicht leicht mehr möglich, eine solche Sammlung in gleicher 
Reichhaltigkeit zustande zu bringen. Viele Stücke derselben sind 
dou großer Seltenheit und besißen daher großen materiellen Wert. 
Die Hauptbedeutung liegt aber in der Zusammenstellung des 
Ganzen, das ein geschlossenes Bild oon den Prägungen dieser 
Jllünzgattung bietet.
	        
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