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Internationale Sammler-Zeitung. 
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ITlotioe des sog. Korbbodens, einen stilisierten Baum, der aus 
einer Vase herausroächst in der Art der sog. Radranken, ferner 
kommen uor: das Achtergeflecht, ein Kreis- und Rautengeflecht, 
Astragal, Rosetten, Trauben, Weinblätter und ein gemmenbeseßtes 
Kreuz. Heu und bisher nicht bekannt mar die Verzierung des 
Randes mit Bohrlöchern, ebenfalls karolingischen Ursprungs ist 
ein Kapitell mit Kreuz und Kerbschnittrosette aus Kalkstein, der 
Abstieg zur Krypta und roas an Splittern uom ehemaligen Pari 
ment herrührt. Die übrigen funde stammen uan einem Fleubau 
im 11. bis 12. Jahrhundert; archaische Gesimsstücke und kleine 
Kapitelle uom ehemaligen Kreuzgang meisen auf das erstgenannte 
Säkulum, mährend eine Schildform dem letjtcren zuzuteiien ist. 
Die Stellung des fußes im Steigbügel uon Reiterfiguren ist für die 
Datierung ebenfalls zu berücksichtigen. Die Krypta dieser Epoche 
ist mieder hergestellt morden; oiele Basamente maren an ursprüng 
licher Stelle noch oorhanden, und zmei gut erhaltene alte Kapitelle 
sind mieder uermendet morden. Auch der Sockel der romanischen 
Chorapsis mit ihren drei rundbogigen fenstern ist miedergefunden 
und blofjgelegt morden. Die Kirche uon Schanis ist durch diese 
funde zu einer Sehensmürdigkeit für alle Alfertumsfreunde gemorden. 
(ferdinand IHosers Stammbuch.) Schiller perlebte 
bekanntlich einen Teil seiner Knabenzeit in Horch, mo sein Vater, 
der Hauptmann Schiller, uon 1764 bis 1766 als Werbeoffizier tätig 
mar. Der Knabe uerkehrte uiel im Hause des Pastors llloser, 
mit dessen Sohn ferdinand zusammen er uon dem Pastor den 
ersten lateinischen Unterricht erhielt. Als ferdinand llloser dann 
in Tübingen Theologie studierte, richtete er sich nach dem Brauche 
der damaligen Zeit ein Stammbuch ein, in das sich allmählich 
eine große Zahl uon Personen einzeichneten, die in der Geschichte 
Württembergs und dem geistigen Heben Deutschlands eine heroor- 
ragende Rolle zu führen berufen maren. Das Stammbuch gelangte 
auf dem Wege des Crbganges nach Amerika, und da man nicht 
hoffen konnte, es für das Schillermuseum zu ITlarbach im Original 
zu erhalten, so murden uon den auf Schiller und seine familie 
bezüglichen Einzeichnungen photographische Hachbildungen ange 
fertigt und dem Archio einoerleibt. Jeßt hat nun das Stammbuch 
dennoch den Weg in die schmäbische Heimat zurückgefunden und 
erhielt seinen Plaß in der Handschriftensammlung des Klar buch er 
lAuseums. Schillers Vater hat sich als einen der ersten in das 
Stammbuch eingezeichnet. Der Dichter ist mit folgender Ein 
tragung oertreten: 
Seelig ist der freundschaft himmlisch Band, 
Sympathie, die Seelen trauet, 
Eine Throne macht den freund dem freund bekannt 
Lind ein Auge, das in’s Auge schauet, 
Seelig ist es, jauchzen, menn der freund 
Jauchzet, meinen mit ihm, menn er meint — 
mit diesen empfiehlt sich in Ihre freundschaft und Hiebe 
Joh. Christ, frid. Schiller. 
Unter den übrigen rteuerroerbungen des Archios befindet 
sich der Theaterzettel der am 2. februar 1784 uon der Vinzenzi- 
schen Gesellschaft deutscher Schauspieler in ITUinchen „bei Herrn 
Reih oder sogenannten faberbräu in der Sendlingergasse oer- 
anstalteten Vorstellung: Ein großes Schauspiel in fünf Aufzügen, 
oerfaßt uan Herrn Schiller, genannt: Die Räuber.“ Unter dem 
Personenoerzeichnis befindet sich folgende Ulitteilung: „da das 
Stück mit einem Worte zu lang und natürlich desroegen kaum 
auszuhalten ist, so roird heute alles das, mas nicht unumgäng 
lich zum Ganzen der Geschichte gehört, roegbleiben; man oer 
sichert zugleich, daß Alles so eingerichtet, damit es sich zuuerlässig 
bis gegen 9 Uhr (Anfang halb 6 Uhr) endigt, ohne daß die Zu 
schauer etroas an Unterhaltung uerlieren meiden.“ 
(funde jüdischer Altertümer in ITlainz.) Bei Räu 
mungsarbeiten in der mainzer Synagoge fand man in einer 
alten, kunstooll gearbeiteten Truhe, die aus dem Jahre 1678 stammt 
und die uon Adam Riedel oerfertigt ist, eine Reihe antiker 
Altaroorhänge uon großem Kunsfmerte. Die Vorhänge bestehen, 
tuie der „lAainzer Anzeiger“ berichtet, zumeist aus uralten seide 
nen Stoffen, die mit schönen Stickereien, Blumen, früchte oder 
Tiere darstellend, oersehen sind. Da finden sich Arbeiten aus 
der frühesten Renaissancezeit, ferner solche, die mahrscheinlich 
aus der Zeit der Vertreibung der Juden aus Spanien stammen, 
denn sie meisen byzantinisch-maurische figiiren auf. manche der 
Stickereien roiederum erinnern mit ihren großzügigen Zeichnungen 
an die Zeit Rubens’, andere mit ihren Blumen- und früchtemotioen 
an die Blütezeit des Rokoko. Die in die mitte der Vorhänge ein- 
geset3ten Samtspiegel mit hebräischen Inschriften sind meist jün 
geren Datums, denn ehe die kostbaren Stoffe dem Gotteshause 
gestiftet murden, befanden sie sich oft schon sehr lange Zeit in 
Prioatbesiß. So erzählt eine Inschrift, daß eine frau zur Konfir 
mation ihres Ältesten ihr Brautkleid der Synagoge geschenkt habe 
(1749), eine andere Widmung besagt, daf3 der Gatte beim Tode 
seiner Gemahlin deren kostbares Gemand für einen Altaroorhang 
bestimmte (1768). Die Inschriften auf diesen Synagogenoorhängen 
zeigen die Hamen uralter lllainzer jüdischer familien roie Doden 
burg, Hamburg, Ufitj, Weltsch, Wrangkfurth, Wissibad usru. Der 
Vorsißende der jüdischen Gemeinde in ITlainz, Kommerzienrat B. 
A. IHayer beabsichtigt, bei der Vertualtung der Gemeinde den 
Antrag zu stellen, sie möge die in ihrem Besitze befindlichen Vor 
hänge mit noch anderen interessanten Antiquitäten dem lllainzer 
llluseum überlassen, das sodann eine Abteilung jüdischer Alter 
tümer, roie sie anderroeitig existieren, zu bilden hätte. 
(Shakespeares Totenmaske.) Im Darmstädter Prioat- 
besitj oersteckt, roird eine Totenmaske aufberoahrt, die schon mehr 
fach im lllittelpunkt wissenschaftlicher Erörterungen gestanden hat. 
Künstler roie Hans Thoma, friß Schaper, Gelehrte roie Hermann 
Grimm und Hetfner haben zugestimmt, roenn man in dem geist- 
uollen Kopfe Shakespeare erkennen wollte. Troßdem sind noch 
immer Zweifel geblieben, die bei der Unsicherheit über Shake 
speares Äußeres berechtigt waren. Ilun unternimmt es Paul 
Wislicenus, mit neuen feststellungen in einer kleinen Schrift, 
die eben bei Diederichs erscheint, die Vermutung zu unterstüßen, 
daß hier Shakespeare dargestellt sei. Die llloske zeigt ein wunder 
bares Profil, eine gewaltige Stirn in feiner Bildung, eine leicht 
gebogene, nicht zu kurze Hase, einen großartigen Schnitt der 
feinen Hippen, die Barttracht des Henry-Quatre. Dazu trägt die 
lllaske die mit dem modellierholz in den roeichen Gips eingetra 
gene Inschrift: „f Ao Dei 1616“. Wilhelm Bode hat der llleinung 
zugestimmt, daß die lllaske alt ist und aus Shakespeares Zeit 
stammt. Ilun stellte der Amerikaner William Page, der jeßige 
Präsident der Zeichenakademie in llew-Uork, fest, daß die Haupt 
abmessungen des Kopfes in der Totenmaske mit denen auf dem 
Grabdenkmal Shakespeares in der Kirche zu Strafford überein 
stimmen. Wislicenus meist nach, daß dieses uon der familie ge 
stiftete Denkmal an Authentizität andere schlechte alte Porträts 
Shakespeares weit übertrifft. Die Totenmaske stammt aus der 
Sammlung eines mainzer Domherrn, des Grafen Kesselstadt, 
der sie am Ende des 18. Jahrhunderts auf einer Reise nach England 
erwarb. Im Gips kleben noch braune, leicht rötliche Haare, roie 
sie Shakespeare hatte. 
(Internationale Ausstellung für B u ch g e ro e r b e.) 
Aus Heipzig roird gemeldet: Das Zustandekommen der für 1914 
geplanten Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und 
Graphik in Heipzig ist nunmehr gesichert, ln einer oan Ver 
tretern des Buchgewerbes, des Buchhandels, der einheimischen 
und auswärtigen Künstlerschaft sowie der staatlichen und 
städtischen Behörden stark besuchten ersten Interessentenoer 
sammlung am 2. Dezember konnte Dr. Hudwig Volkmann fest 
stellen, daß die bekanntlich oan Illünchen starkbestrittene Prioritäts 
rechte unbedingt den Heipzigern gehörten. Der Gedanke einer 
solchen Ausstellung ist schon oor 25 Jahren öffentlich ausge 
sprochen worden, auch oerroeist die Jahrhunderte alte Tradition 
entschieden auf Heipzig. Das Jahr 1914 wurde gewählt, weil dann 
gerade die mit dem Buchgewerbe eng oerroachsene Königliche 
Akademie der Künste ihr hunderundfünfzigjähriges Bestehen feiert. 
Die finanzielle Seite der in sehr großem ITlaßstabe geplanten 
Ausstellung ist durch die Stadt Heipzig gewährleistet, die sächsische 
Regierung hat ebenfalls 200.000 Ulk. bewilligt, und Zeichnungen 
oon prioater Seite sind gesichert. Die Einteilung der Ausstellung 
in neun Gruppen ist bereits geschaffen, deren jede eine Halle für 
sich beanspruchen roird. Es sind dies: I) Graphik und Buchkunst; 
2) Buchgeroerblicher Unterricht; 3) Papierfabrikation; 4) Photo 
graphie und Reproduktionstechnik; 5) Druckoerfahren, Verlag und 
Buchbinderei; 6) Bibliothekswesen; 7) Hehrmitfel; 8) maschinen; 
9) fabrik- und Betriebshygiene. Aus Berlin war als Vertreter des 
Staatssekretärs des Innern Geheimrat Dr. Albert erschienen, der 
in Aussicht stellte, daß die Staatsregierung die fremden Staaten 
zur Beteiligung an der Ausstellung auffordern werde. Die Vertreter 
des Deutschen Künstlerbundes, der Allgemeinen deutschen Kunst 
genossenschaft, der freien Vereinigung der Graphiker in Berlin, 
des Vereins für Originalradierung gaben die Versicherung ab, für 
eine Beteiligung an der Heipziger Ausstellung eintreten zu wollen. 
(Die Arbeiten an der Alhambra.) Eine Hachricht, die 
alle freunde der Kunst roie alle Reisenden erfreuen wird, kommt 
aus Spanien. Die seif einiger Zeit in Angriff genommenen wich 
tigen Arbeiten zur Erhaltung und Wiederherstellung der Alhambra, 
des phantastischen Wunderwerkes maurischer Baukunst, gehen 
nunmehr der Vollendung entgegen. Bereits ist der berühmte Eöroen- 
hof oon den Verwüstungen, die das ungehinderte Abfließen der
	        
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