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Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 4
uon Abydos ans Eicht bringen werden, zumal da bisher noch
keine Gebäude nun Ramses i. bekannt gewesen sind.
(Heues aus dem alten Aegypten.) lllaspero, der
Eeiter der ägyptischen Unternehmungen der Pariser Akademie der
Wissenschaften, hat der Akademie seinen Bericht erstattet. Danach
hat er wiederum eine Anzahl bisher unbekannter Kunstdenkmale
uon großem Interesse aufgedeckt, ln Ouady-es-Seboua fand er
in in einem antiken Tempel eingefiigf eine fast uollständige christ
liche Kirche, die spätestens aus dem 6. Jahrhundert stammt und
uiele Beziehungen zu den koptischen Kirchen hat. In ITlaharrakah
hatte lllaspero die Überraschung, eine Wendeltreppe zu finden,
die angelegt mar um zu einer Tempelterrasse emporzuführen.
Bisher gab es in Ägypten noch kein Beispiel für eine solche An
lage. In Arnada hat man einen kleinen, wunderbar erhaltenen
Tempel aus der Zeit Amenophis II wieder freigelegt, roo das Rot,
Gelb, Blau der Dekoration noch mit der größten in die Erscheinung
tritt. In Kasr-lrbin endeckte lllaspero eine römische Befestigung.
Die Hauptarbeit wurde im Jbsambout geleistet. Hier legte man
in einer Tiefe uon 40 111fr. den Tempel Ramses II frei. Der eine
der beiden Kolosse konnte roie durch ein Wunder emporgefördert
merden. Gr wiegt 60 To. Von 15 Bildwerken, mit denen das
glatte Dach geschmückt mar, konnte man 11 wieder aufrichten.
In der llähe des Kolosses, der auf drei dieser Statuen gelagert
bleibt, fand lllaspero eine der Sonne geweihte Kapelle, die noch
ihre ganze Ausstattung enthält. Sie stammt uon Ramses II,
wurde unter Setis li. wiederhergestellt, und seitdem hat sie
der Sand eingehüllt. Zum Teil ist sie in den fels hinein
gehauen und zum Teil ausgebaut. Eine Treppe führt uon
Westen heran. Der Altar steht unter uier hundsköpfigen Affen
im Osten, die den Gott anbeten: zwei uon ihnen wenden
das Gesicht zum Aufgang, zwei zum Untergang. Der Priester
stieg bei Sonnenaufgang zum Altar empor; abends kehrte der
Priester hierher zurück, um den Untergang des Gottes zwischen
den beiden nach Westen gewandten Hundsköpfen anzubeten, Gin
ungeheurer Skarabäus auf dem Altar stellt die Sonne dar. Die
so bemerkenswerte Kapelle umschließt einen zweiten Altar, der
links steht und dem IRonde geweiht ist. Außerhalb nubiens
wurde die Fassade uon Gsneh freigelegt, der Südteil des Hypo
stylsaals uon Karnak wiederhergestellt. Endlich konnte man in
der großen Oase einen Tempel miederaufrichfen, der bis auf
Darius I. zurückgeht.
mu5een.
(Gin ITtuseum in Gera.) Jn Gera hat sich, wie uns ge
meldet wird, zwecks Errichtung eines llluseums ein Komitee ge
bildet. Der Gemeinderat hat dem Komitee das alte Waisenhaus
überlassen. Der Ausbau des Hauses erfordert siebzigtausend
mark.
(11 e u e r w e r b u n g e n des K a i s e r - ? r i e d r i eh -111 u s e u m s.)
Aus Berlin wird uns geschrieben: Pie islamische Kunsfabteiiung
des Berliner Kaiser-friedrich-Kluseums hat eine kleine Bronzebüste
erworben, die bei dem geringen Kunstbesiß aus parthischer Zeit
auf besonderes Interesse rechnen darf. Das Bildnisköpfchen, das
ursprünglich als Bekrönung oerwendet wurde und aus einem
Blattkranz heroorwächst, stellt einen bärtigen mann im mittleren
Alter dar. Den Oberkörper umhüllt ein oben durch einen Ring
kragen geschlossenes, schmuckloses Gewand. Gin Schlag hat die
Rase getroffen und breitgedrückt und auf der Stirn eine Verleßung
heroorgerufen. Kostüm und Barttracht weisen auf den parthischen
Kunstkreis, und da steht die Bronze, wie Professor Sarre in den
amtlichen Berichten ausfiihrf, dem Kopf des Königs Orodes II.
am nächsten, der in den ersten Jahren unserer Zeitrechnung
regierte und dessen Bildnis eine im Berliner ITtünzkabinetf ent
haltene Tetradrachme wiedergibt. Das aus der Auktion Schwarz
bei Kepke für das Jlluseum erworbene wohlerhaltene Eindenholz-
relief einer Beweinung Christi konnte auf Grund uon zwei Reliefs
genauer bestimmt werden, die man im Kapitelsgang des Doms in
fulda aufbewahrt. Diese dürften als Teile der Ausstattung des
alten Doms am wahrscheinlichsten in fulda selbst entstanden sein,
Gin Vergleich mit der Berliner llcucrwerbung zeigt nach dem Be
richt Dr. Demmlers eine so enge Verwandtschaft, daß ein Werk
stattszusammenhang sicher, eine Zurückführung auf denselben
Kleister nicht ausgeschlossen erscheint.
(Die ostasiatische Kunstabteilung der Berliner
Rluseen.) Die junge osfasiatische Kunstableilung der Berliner
llluseen hat eine Reihe kostbarer Kundschaften aus der großen
Zeit der japanischen Eandschaftsmalerei erworben. In Europa sind
sonst uon japanischen Kundschaften fast nur ihre jüngsten und
schwächsten Produkte, die Ansichtsbilder der Hokusai, Hiroshige
allgemeiner bekannt. Ihrem Wesen und ihrer Entstehung nach
zum mindesten halb europäisch, sind diese für die europäische
IRolerei uon ungleich größerer Bedeutung als für die japanische.
Um so mehr zu begrüßen ist es, wenn die Berliner Sammlung
nun auch non den wirklich grandiosen Kundschaften der alten
Tosa-Kleister, oor allem aber non den Kundschaften der Renaissance
zeit, der Ashikagaperiode, köstliche Perlen enthalten hat. Dauon
sind auf den Sfammuater aller dieser Schulen, den Priester Shubun,
zwei zierliche Kundschaften gestempelt, die sicherlich seiner Zeit
angehören Eine dritte aber rettet das Andenken eines fast uer-
gessenen Kleisters, des Shusetsu, der sich iecht an Shubun ange
schlossen hat. Das ITlotiu ist hier nach dem Bericht Dr. Kümmels
durchaus chinesisch, eine jener Selsenlandschaften des Dangtse-
gebietes, die den japanischen Klalern oor allem teuer waren, ob
wohl nur den wenigsten uergönnt war, sie zu sehen. Während
das Berliner Kluseum uon Sesshu, dem größten aller japanischen
Kundschafter, keine uollgültigen Proben liesißt, erhielt es als Ge
schenk uon Geheimrat Bode eine der eigentümlichsten und reiz-
uollsten Arbeiten seines Schülers Sesru. Aus der Schule des
Sesshu stammt eine sehr durchgeführte Kandschaft auf einem
sechsteiligen Byobu, die uom Geheimrat Koppel dem Kluseum
geschenkt worden und als Arbeit des Unhoku Togan zu be
stimmen ist.
Uom Kunstmarkte.
(Die Kupferstichsammlung Elischer.) Der in Buda
pest kürzlich uerstorbene berühmte Gynaekologe, Professor uon
Elischer, der schon oor uielen Jahren dem ungarischen Rafional-
museum wertuotle Sammlungen überwiesen hat, hat nach eine
reiche Kupferstich-Sammlung hinterlassen, die bei C. G. Boerner
in Keipzig im Klärz zur Versteigerung gelangt. Professor uon
Elischer gehörte zu den führenden IRännern Ungarns in Angelegen
heiten der Kunst. Schon sein Vater hatte sich einen Hamen ge
macht durch wertuolle Anregungen, die uon ihm ausgingen und
durch die Stiftung seiner kostbaren Gcethe-Sammlung bei seinem
Tode. Klan kann sagen, daß neben dem Wirken des berühmten
Kluseums-Direktors Terey der Tätigkeit Elischer’s das rege Inter
esse öffentlicher und prioater Kreise für alte Kunst in Budapest
zu danken ist. lllanche Priuatsammlung entstand auf seine direkte
Veranlassung. Die schöne Kupferstichsämmlung, die er selbst noch
hinterlassen hat, enthält Werke alter und neuerer Kleister, uon aen
kostbaren Blättern Dürer’s und Rembrandt's an bis zu den galanten
englischen und französischen Sachen des 18. Jahrhunderts, lllit
seltener Vollständigkeit sind die großen Rembrandf-Schüler: Bol,
Kieuens und Vliet oertreten. Van Osfade hat Elischer das uoll
ständige Werk in schönen Abdrücken zusämmengebracht, Aus
dem reich illustrierten Auktienskatalog, den die Sirma C. G. Boerner
soeben zum Preise uon lllark I' uersendet, seien noch heroor-
gehoben: schöne Porträts des 17. und 18. Jahrhunderts, eine Serie
Ansichten, dabei besonders schöne italienische Blätter und die
Kupferstich-Handbücher aus Elischer’s Bibliothek. Im Ganzen bietet
die Auktion eine kurze Übersicht über das ganze Gebiet des Kupfer
stichs durch uier Jahrhunderte in schönen und bedeutenden Blättern