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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 90)

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Bernhard Luginbühl 
Luginbuhls "Linzer Zorn" 
Neue Aspekte im Werk des Schweizer Bildhauers 
Seit Linz im Voriahr mit seinem weit uber Osterreichs 
Grenzen hinaus beachteten iiiorum rnetall" den Grund- 
stock einer Plastikausstellung und Sammlung von inter- 
nationalem Niveau erstellte, bestehen auch zu Bernhard 
Luginbuhl enge Kontakte. 
Der 1929 geborene, in Mdtschwil in der Nahe von Bern 
lebende Schweizer Bildhauer hielt sich 1977 gut tunf 
Wochen hindurch in Linz auf. um zusammen mit Studen- 
ten und den Schweißerlehriingen der VOEST den fur das 
nlorum metallii bestimmten iiDonauatlasii zu erarbeiten 
Die gewaltige Eisenplastik wurde 23 Meter lang Monu- 
mental und krattvoll, doch zugleich grazil und ironiege- 
laden. gleich einem riesigen lrisekt, steht sie inmitten der 
Donauwiese beim Brucknerhaus. Aut ihrem eleganten 
Kranarm lauft eine Chromnickeistahlkugel von nahezu 
zwei Metern Durchmesser auf und ab. parallel zum 
Strom. die Weltenkugel symbolisierend. Die zum Wahr- 
zeichen gewordene Figur selbst besteht zur Ganze aus 
Fundstucken des Schrottplatzes. darunter zahlreichen 
Schitfsteilen, die einst als neuester Schrei der Technik 
ihre Funktion ertuliten. Lackspuren und vereinzelte 
Schriftfragmente sind noch da und dort zu entdecken. 
In der Regel jedoch triumphiert iahrzehnteaite Patina. 
verschonert durch den bluhenden Rost in den facettene 
reichen Stadien seiner unauthaltsamen Entfaltung. 
Aus Anlaii des "iorum metallii wurden auch die Moglich- 
keiten einer Luginbuhl-Ausstellung in der Linzer Neuen 
Galerie (Wolfgang-GurlitteMuseum) sondiert, die nun- 
mehr verwirklicht werden konnte. Als erste One-rnan- 
show des Kunstlers in Österreich präsentiert sie Materiae 
lien zu den wichtigsten Aktionen und Aktionsplastiken, 
die Luginbühl wahrend der letzten Jahre ausgetuhrt hat 
Sie enlhalt Skizzen und Zeichnungen. Radierungen und 
Kupterstiche. neue Lithographien, Textzettel und große 
Photoserien. die den Ablauf seiner Brandplastiken de- 
monstrieren, im Mittelpunkt der Ausstellung, die in Linz 
bis 16 September gezeigt wurde und in diesen Wochen 
von der Wiener Secession in verkleinertem Umfang 
ubernommen werden dürfte. steht eine neue Eisenplastik 
e ein bildhauerisches Kabinett? und Kabarettstiick be- 
sonderer Gute und Esprits. in dem sich in ambienteartie 
ger Zusamrnentassung sehr viel von den Grundzugen der 
Luginbuhlschen Denk- und Handlungsweise widerspie- 
gett. 
Spektakularer Auttakt der Linzer Ausstellung war eine 
unter dem Titel i-Linzer Zorn" am Abend des 23. Juni 
1978 stattgetundene Aktion. Am Donauuter des alten 
Stadtteiles Urfahr verbrannte der Künstler eine zuvor in 
tagelanger Arbeit aus Holzschalungen der Industrie aut- 
gebaute Plastik. Das etwa zehn Meter hohe, von Schein- 
werlern angestrahlte roteblaue Ooiekt fungierte einerseits 
als umweltbezogener Protest gegen den Abbruch alter 
Architekturen, vermittelte andererseits aber auch als vol- 
lig neuartiges plastisches Ereignis und kunstlerischer Ab? 
lauf viele aufschlußreiche Aspekte. Die von Luginouhl 
und seinen Heltern errichtete Plastik brannte e in unmit- 
telbarer Folge aut ein heftiges Gewitter e nahezu zwei 
Stunden. Feuerwerkskorper und Rauch ergaben zusatzli- 
che Akzente. Neben formale Oualitaten des Gestaltens 
trat die entsprechende Regie beim Abbrennen. das vom 
Kopf über die rnachtigen Seitenkorper des "Zornsu aut 
die Basis der Figur ubergritf. Ein elementares, asthetisch 
fesselndes Ereignis ganz nach dem Motto der diesiahri- 
gen Biennale in Venedig: wVon der Natur zur Kunst. von 
der Kunst zur Natur-u Peter Baum 
t "LWZEVZOYH" 23 Jurll m79 
21,23 uiir ocriauuier. LlrllrUrfahr 
2 Bernhard Luginbuhi beim Aufbauen 
des eLinzer Zorn-t 
3 Mittlere Brandphase des "LlftZEl 
Zdrnii am 23 Juni 1975 
A Plastik, m75. hergestellt in LlrlZ VDNt 
19723 Jurll ism eescriweirates Eie 
sen zum Großteil Fundstucke des 
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in Anlehnung an skurril lrOmSCiiS 
Grundtcridcnz -LirtZ0f Sangerkriae 
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