Hummer 4
Internationale Sammler-Zeitung.
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Des weitern verdienen Erwähnung der Snlothurner-Taler oon 1623
(2181); der undatierte Dicktaler (559) und der Silberbatjenoon 1617
(746), beide non Bern, sowie der St. öallertaler non 1625 (2986),
Dal) bei manchen Stücken die Pronenienz nachweisbar ist,
erhöht selbstuerständlich ihren Wert. Dies ist der fall bei der
Basler Schaumünze mit dem schönen antiken frauenkopf, welche
nach den Angaben fäschs angefertigt sein sali (2485) und zuerst
der Candoltschen, dann der Wunderly oon ITluraltschen Sammlung
gehörte, Der St. GaIIer Halbtaler oon 1563 (2987) stammt aus
der Sammlung flrnold ITleyer, Paris; die undatierte Cuzerner
Dicken imitation Itr. 1215 aus der Sammlung Thöne. ferner die
silberne JTledaille auf das Separat-Bündnis der beiden protestan
tischen Orte Zürich und Bern mit Strasburg oon 1588 (276), die
bei der Versteigerung der Doubletten des Berner Historischen ITlu-
seums 515 fr. einbrachte, aus der Sammlung Bürki; oon der
gleichen Herkunft ist auch FU. 4212. Da, wie eingangs erwähnt,
eine greife Anzahl Doubletten sich oorfinden, dürfte diesmal eine
Preissteigerung nicht zu gewärtigen sein,
Die 5ammlung Spiegelberg in Hannouer.
Von Adolph Donath (Berlin).
■ ie schmucke Stadt Hannouer, die in den lebten Jahren
einen so erstaunlichen Ruf schäume] nahm, ist
reich an prioaten Kunstsammlungen. Jch möchte
da zunächst oon den Schäden des Kommerzien-
rates Georg Spiegelberg sprechen, die fast
alle Gebiete der Kunst umfassen und eine ganze
respektable Rnzahl non Qualitäten enthalten,
fast jede Kunstgattung zeigt hier markante
Stücke auf. Dabei ist Kommerzienrat Spiegel
berg — und das fühlt man sofort — darauf
bedacht gewesen, die Dinge praktisch den Inte
rieurs, die sie füllen, unterzuordnen. Die echten Ulöbel
passen sich, als märe das selbstuerständlich, den einzelnen
Räumen an, und Wände und Schränke sind mit sicherstem
Geschmack dekoriert.
Ich roill uor allem an die Bilder herangehen, die
sich zwanglos in die Räume fügen. Zwanglos, sage ich,
Denn so ein „Interieur“ oon Illenze 1 uerträgt sich in
einem Zimmer gar nicht schlecht mit einem Herrenporträt
oan Too’s oder mit einer ATadonna uan Orleys. Dieser
ATenzel ist 1851 gemalt. Das Eicht dringt blißartig durch
die rotgemusterten fenstergardinen in das Schlafzimmer,
das mit Bildern behängt ist. Und mit diesem modernen
Illeistergemälde kokettiert uan Too’s ITlonsieur Vincent
Brisset de Illontbrun im silberbestickten blauen Wams und
auch die llladonna uan Orleys, die nun bald einhundert
fünfzig Jahre älter ist, als der ITlonsieur aus der Tonis XV.-
Zeit, harmoniert glänzend mit dem sechsundzwanzigjährigen
ITlenzel. Es ist oft gut, Bilder nerschiedener Epochen bei
einander zu sehen. . . Rber da zieht uns mit einmal
Isabey fort und zeigt uns in seiner graziösen Rrt eine
duftige llladonna mit Kind. Zwei Balthasar Denner,
„Herr“ und „Dame“, führen uns wieder aus der Zeit
Josephinens in das Rokoko uan Toos zurück, an den uns
auch ein Herrenporträt des hannouerschen Künstlers Johann
Georg Z iesen ifj (1716 — 1777) erinnert. Daneben besitzt Kom
merzienrat Spiegelberg eine Reihe niederländischer ITleister
des 17. Jahrhunderts: einen Jan Brueghel, den Alteren,
einen frans franken, d. J. (Die Schrecken des Krieges“),
einen „Winter“ uon Jan uon der Heyden, einen Edel
mann uon Caspar lletscher. Unter den übrigen dieser
alten ITleister steht ein feiner corregesker frauenkopf (mit
Perlen im Haar) an erster Stelle. Und nun kommt —
uon lllenzels Hauptstück sprach ich schon — die Reihe
der modernen: uon Hosemann, Camphausen, Hoguet,
Andreas Achenbach, Spißweg bis feuerbach, Gussow und
Paul ITleyerheim, uon Gabriel ITlax bis RTackensen, Vogeler
und Ernst Oppler, der, ein gebürtiger Hannoveraner, den
Besser der Sammlung und seine Gemahlin porträtiert hat.
Salon und Speisezimmer, wo diese Bilder hängen,
trennt ein kleiner, sehr intimer Raum, in dem der Kom
merzienrat zum groljen Teil seine ITliniaturen und Porzel
lane unterbrachte. Beide Gruppen sind in erlesenen
Exemplaren vertreten. Die Gruppe der ITliniaturen, die
einer besonderen Würdigung wert wäre, zeigt gleichsam
die Entwickelung der Porträtminiaturmalerei uom 16. bis
zum 19. Jahrhundert. Diese Stücke hat übrigens Dr. Brinck-
mann uom Kestnermuseum in Hannouer, im Katalog der
Spiegelbergschen Sammlung sehr sachgemäß beschrieben.
Eine „Dame“ (Ende 16. Jahrhunderts) uon franz Pourbus,
aus der Hamburger Sammlung Jaffe stammend, die oor
sechs Jahren bei Tempert] in Köln versteigert morden ist,
mag uon den früheren, auf Kupfer gemalten Bildchen
zuerst genannt sein. Ein „Schüßenkapitän“ von frans
Hals reiht sich an und dann folgen Porträts uon RTiere-
uelf, lletscher, Terborch und ein Bildnis des englischen
Königs Jakob II. uon Jean Petitot. Aus der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt auch das reizende
Bildnis einer frau im grauen Kleid mit gesticktem Kragen.
Das 18. Jahrhundert repräsentieren zwei Chodomiecki,
die in Tembergers Bildnisminiatur in Deutschland publi
ziert sind, eine Bildnisgruppe „HTusiker, „Knabe und
lllahr“ uon Wilhelmine Caroline Tischbein, ein „JTlädchen“
von Heinrich Wilhelm Tischbein, ein Gustau Taubert
(Porträt König friedrich Wilhelms II. uon Preußen): das
19. Jahrhundert Rainen wie fiorino, Seyffert (Königin
Touise uon Preussen), Robert Theer und andere.
ln der Reihe der Porzellane überwiegen die mei
ßener ITlarken. Eine Deckeloase mit Putten in Purpurrot,
die die große Augustus-Rex-)Tlarke in Blau trägt, fesselt
uns, daneben eine Teekanne mit Parklandschaft, Tilarke
Hl. P. ITT. in Unterglasurblau (um 1720), und dann die
Kändlermodelle der „Pole“, der „Tandkartenuerkäufer“,
den wir 1908 auf der Auktion Emden bei Cepke trafen,
und die „Spißenuerkäuferin“ (Barbara Utfmann). Aber
auch die ITlanufaktur Höchst mit lllodellen uon ITlelchior,
die ITlanufaktur frankenthal mit figuren aus der Periode
Hannongs (um 1760) und der Karl-Theodor-Zeit (um 1765),
ferner Tudwigsburg, fulda und fürstenberg sind hier
sehr günstig uertreten. ln der Gruppe der Berliner Por
zellane findet man Stücke aus der ehemaligen Poßdamer
Sammlung von Waldenburg.
Ich sagte schon, daß Kommerzienrat Spiegelberg in
seinem Hause fast alle Kunstgattungen vereinigt. Er
sammelt echte llTöbel uon der Gotik bis zu Touis XVI.,
sammelt Holzskulpturen — der polychromierte stehende
Ritter, süddeutsch, Anfang 16. Jahrh., aus der 1905 bei
Helbing in ITlünchen versteigerten Sammlung uon Pannwiß
und die ITlaria auf der Erdkugel aus der Sammlung
Schloß mainberg (Auktion Tepke, Berlin 1901) ragen her
vor — er sammelt Elfenbein, Wachsporträfs, Emails,
Bronzen (darunter Peter flätner) und Glasscheiben des
15. und 18. Jahrhunderts. IRan brauchte lange dazu,
wenn man sich mit jeder einzelnen Gruppe dieser großen
Hannouerschen Sammlung eingehender beschäftigen wollte.
B. Z,