Seite 74
(Internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 5
Die riaturaliensammlung Rust.
Bus Wien mird uns geschrieben:
6s dürfte Ihre Teser interessieren, dafj der Candes-
gerichtsrat C. flu st beim Scheiden aus der flktinität seine
bisher in Obernberg am tnn aufgestellt gewesene gras
artige naturaliensammlung dem Wiener Volksbildungsoerein
für das neue Volksbildungshaus gestiftet hat.
Die Kollektion, die niertausend Kilo schwer und in
40 Kisten und Kollis nerpackt war, ist nunmehr unter
Ceitung des nach Wien übersiedelten Spenders im Wiener
Volksbildungshause in 13 Kasten, beziehungsweise Vitrinen
aufgestellt. Sie umfafjt sämtliche drei Raturreiche. 6in
Doppelkasten non Glas fafjt die Säugetiere, bestehend in
fledermäusen, Insektenfressern, Raub- und Ragetieren.
Von drei Doppelglaskasten enthält der erste die Raubuägel,
Kletternögel, Taubennägel, Rabenarten und Sperlingsnögel,
der mittlere die Sumpf- und Wasseroögel, der leßte die
Singoögel, Hühnernägel in der Gesamtsumme non 302 Stück,
ln der Rütte des naturhistorischen Kabinetts sind in einer
Vitrine 57 Rester und Gelege oerschiedener Singuögel zu
sehen, ferner eine Giersammlung non nerschiedenen Vogel
arten. Im Untersage der Vitrine ist untergebracht die re
zente Konchyliensammlung mit 220 Gxemplaren, zum Teil
in Gprauoetfen; darunter befinden sich Schnecken aus dem
Roten ITleer, ein Geschenk eines Prioatmannes an den
Spender der Sammlung, aus Ungarn, IRähren, Oberöster
reich, Istrien und Salzburg, für leßteres Kronland zum
Teil neu aufgesammelte Tand- und Süfjwasserschnecken und
lAuscheln. Weiter ist im flufsaße der Vitrine untergebracht
eine Jnsektensammlung in 27 Coden. Sie umfafjt das
faunengebiet non Riederösterreich, Oberösterreich, Salzburg
und Istrien, ln den beiden Vitrinen an den fensterpfeilern
befinden sich, und zwar rechter Hand beim Gintritt ein
balzender Auerhahn, mit mittleren Teile derselben zwei
Stück sogenannte Hexenbesen und im untersten fache di-
oerse krankhafte Pflanzenauswüchse. In der Vitrine links
ein balzender Birkhahn, im mittleren fache 32 Pilzmodelle,
die früchte- und Samensammlung, in 83 Gläsern uerwahrt,
dann zwei Kartons mit Glasdeckeln, enthaltend präparierte
Pilze, ein Geschenk des freiherrn ü. Gdlmann an den Stifter
der Sammlung.
Die Sammlung umfafjt weiter eine Reihe uon Schädeln
dinerser Säugetiere und Vogel, eine kleine Serie uon Ge
weihen und 63 Spirituspräparate oerschiedener Amphibien,
fische und Säugetiere, Diese Präparate, sowie die Säuge
tiere und Vögel stammen aus Riederösterreich, Oberöster
reich, Salzburg, Böhmen, mähren. Die Sammlung ent
hält auch eine Kollektion oon Pflanzengallen (gesammelt
in Oberösterreich und ein kleiner Teil in Riederösterreich),
weiter eine Knospensammlung und eine kleine Geweih
sammlung. Im Raturalienkabinett ist endlich noch eine
mineraliensamrnlung mit 578 Stücken, die mineralieu aller
Herren Tänder umfafjt. Die Petrefakten-Sammlung ist in
einem am Gange zum naturhistorischen Kabinett postier
ten Kasten untergebracht. Sie enthält 1315 Stück,
darunter einen Ichthyosaurus aus Holzmaden in Württem
berg, ein Geschenk des Dr. August Tscherning in Wien,
oon dem auch die prachtoollen Ammoniten aus der
schwäbischen dura, sowie dioerse Versteinerungen aus der
selben formation herrühren, ferner eine oon Unioersifäts-
Professor felix aus Teipzig an den Stifter gelangte Kollek
tion seltener Pflanzen aus dem Karbon, eine Kollektion
oom böhmischen Tandesmuseum in Prag eingetauschter
Trilobiten aus dem böhmischen Silur und eine reiche Kol
lektion aus der oberen Kreide, in St. Gilgen aufgesammelt.
Das Herbarium birgt 18.000 Phanerogamen, teils oom
Stifter selbst aufgesammelt, teils durch Tausch aus oer-
schiedenenen Bändern erworben. Vorzüglich oertreten sind
darunter die kritischen formen der Gattungen Rubus, Hie-
racium, Rosa und ITlentha. Die Kryptogamen bestehen
aus einer prachtoollen Algensammlung, einem Geschenk
des bereits oerstorbenen Zisterziensers Josef Bilimek,
Cehrer weiland des Kaisers lllax oon Rlexiko und Pro
fessor der Raturwissenschaften an der lllilitärakademie in
Hainburg und später in Wiener-Reustadt, einer großen
Pilzsammlung aus der Umgebung oon Hainburg, weiter
einem ITloosherbar (aus Rieder- und Oberösterreich, Böhmen
und Salzburg), endlich eine kleine Sammlung oon flechten
aus Riederösterreich und Istrien. Das Herbar, das eines
der heroorragendsten Stücke der Kollektion Aust bildet,
ist in den Kasten auf dem Gange oor dem Raturalien-
kabinett aufgestellt, lldehr als oierzig dahre zielbewufjter
Sammel- und forscherarbeit spiegeln sich in der großher
zigen Schenkung an das Wiener Volksbildungshaus, die
dem ernsten Gifer eines österreichischen Richters zu danken ist.
Chronik.
Bilder.
(Ein Rembrandt für fast 300.000 Alk.) Aus Flew-Üork
wird berichtet: Die Kunstsammlung des kürzlich oerstorbenen
Robert Hai ist nun in der amerikanischen llletropole zur Ver
steigerung gekommen und mit Spannung ercoarfeten die Kunst
freunde die Resultate der Auktion. In dem ITliftelpunkt des Inter
esses stand ein kleiner Rembrandt, der ein junges ITlädchen darstellt,
das an einer Kette eine FAedaille hält. Das Gemälde mar nur
25:22 Zoll grof]. Der Kampf um das Werk begann mit einem
Angebot oon rund 85.000 Alk., dann entwickelte sich ein inter
essantes Duell zwischen dem Pariser Kunsthändler Kleinberger
und den Aew-Uorker Kunsthändlern Scott und fowles. Das Bild
erzielte schließlich fast 300.000 ITtk., genau 296.IOC und ging damit
in den Besiß der amerikanischen Kunsthändler über. Das ist der
höchste Preis, der je auf einer amerikanischen Auktion für einen
Rembrandt bezahlt wurde, für Hogarths „Porträt uon Peg
Woffingfon“ wurden 8000 111k. gelöst und ein Porträt der miß
EmmaHart, der späteren Cady Hamilton, ein Werk oon Reynolds,
konnte nur 3000 Alk. erzielen.
(Ein Gemälde uon Pian di fleleto.) Aus Budapest
wird uns geschrieben: ln der antiken Galerie des Ungarischen
llltiseums für bildende Künste hat der bekannte römische Professor
Venfuri in einem ungefähr zwei nieter großen Bilde, das bisher
im Katalog des llluseums als „ITladonna mit Heiligen“ uon Gio-
uanni Santi, dem Vater Raffaelo Sanfis, bezeichnet war, das
Werk des bekannten Euangelisten Pian di Fleleto erkannt, der
der erste Cehrer Raffaels gewesen sein soll. Der Kustos des
ßudapester llluseums für bildende Künste Prof. Dr. o. Pollanka
bezeichnet die Entdeckung des römischen Professors als überaus
I wahrscheinlich, wodurch der Wert des Bildes sowohl materiell wie
I auch kulturhistorisch unermeßlich wird.