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Internationale 5amm 1 er-Zeitung. 
Seite 75 
Dumi5matik. 
(numismatische öesellschaft zu Berlin.) In der 
leßten Sißung erstattete Dr. Bahrt ei dt einen Bericht über die 
Tätigkeit der Gesellschaft im Jahre 1910. ITlajor Schell besprach 
in Fortsoßung seines Vortrages oom 7. lTooember o. J. die Denk 
münzen des Sohnes Cudwig Wilhelms oon Baden, des non 
1707 bis 1726 unter Vormundschaft seiner lllutter stehenden 
Cudmig Georg, der bis 1761 regierte. In die Vormundschafts 
zeit fallen die Friedensoerhandlungen zum Abschluß des spanischen 
Grbfolgekrieges. Sie fanden 1714 in dem neu erbauten Residenz 
schloß zu Rastatt statt. Vier Schaumünzen haben dies Creignis 
zum Gegenstände. Drei dauon zeigen die Bildnisse der Vormün 
derin lllarkgräfin Franziska Sybilla und Cudmig Georgs 
und auf der Rs. das Rastatter Schlaf) in uerschiedener Darstellung, 
eine uierle Schaumünze, in Gold und oon Dukatengröße, hat eben 
falls die Brustbilder und laßt auf der Rs. die Wappen der Dar 
gestellten sehen. Die Friedensoerhandlungen rourden unterbrochen 
und fanden erst in Baden in der Schmeiz ihren Abschluß. Diesen 
Pax Badensis oerherrlicht eine ITledaille mit dem Kopfe Kaiser 
Karls VI. und auf der Rückseite mit dem über einem ein Wasser 
bassin umschließenden Hallenrundgang romanischen Stils schme- 
benden friedensengel: Primas aquas faustus geuius movet inde 
salutem et laetam pacem balnea sana trahunt. Redner schloß 
daran noch eine ITledaille auf die Vermählung des ITlarkgrafen mit 
ITlaria Anna oon Schcoarzenberg, deren Wappen und rück 
seitig Inschrift fragend Die ersten oier IHedaillen rühren oon 
Georg Wilh, Vestner in Dürnberg her, Stempelschneider daselbst 
bis 1740, der gute Ideen hatte, die aber teilroeise durch Steifheit 
der formen nicht zu ooller Geltung kamen. Geheim. Reg.-Rat 
o. Kühlem ein brachte eine Abramsonsche ITledaille oon 
1784 zur Vorlage. Bei Scheiben- und Vogelschießen ist oon alters- 
her gebräuchlich, daß für Fürstlichkeiten der Königsschuß aus der 
Reihe der Schüßen abgegeben wird, daß aber auch „das General 
Ober Finanz-, Kriegs- und Domainen-Direktorium in Berlin“ einmal 
durch den Hofbäcker Thäns zur Würde eines Schüßenkönigs ge 
langen konnte, beraeisf die genannte ITledaille. Weiter rourden 
oorgelegt als neueste Werke oon IDoriß Wolf in Berlin eine Pla 
kette auf Prof. o. Renners 1910, und oon Hahn in JTlünchen 
die außerordentlich porträtähnliche auf den ehemaligen Reichsfags- 
präsidenfen u. Simson 1910. Geh. Bauraf Bratring erläuterte 
aus seiner Sammlung po mm ersehe Personenmedaillen, 
die im allgemeinen selten sind: Johann Bauer (geh. 1596, y 1641), 
Generalgouuerneur, Silb.-llled. o. J. oon J. Blum in Bremen 
(1931—1650); llils Graf ßielke (geb. 1644, f 1716), Generalgouoer 
neur, llled. o. J. oon Raimund Falß, mit der Inschrift Aliis in ser- 
oiendo consumor: ein grimmer Hohn, roenn man an Bielkes ITlünz- 
oergehen denkt; D. fheol Johann Passen (geb. 1656), Pastor in 
Kopenhagen, ein geborener Pommer, Silb.-lTled. oon 1684; Adolf 
Friedr. o. Olthof, (geb. 1718, f 1793), Vizekanzler der Unioersität 
Greifsroald, Silb.-lTled. o. J. oon G. Pjungberger (1765—1801); Dr. 
Joh. Carl Conr. Oelrichs (geb. 1722, f 1798), Gymnas.-Prof. in 
Stettin, Historiker, llumismatiker, Silb.-lTled. 1778 oon Abramson 
(1780—1811); Anna Regina o. Palbißi, Gemahlin des Präsidenten 
oon Schtoedisch-Pomaiern, Silb.-lTled. 1666 oon Joh. Retecke in 
Hamburg (1664 1720); Christine, Prinzessin oen Baden (geb. in 
Wolgast 1645), Silb.-lTled. oon C. W. Wermuth. Dr. Bahrfeldt 
kritisierte die neueste numismatische Citerafur und legte herrliche 
Crfurter Brakteaten oom Crzbischof Arnold oor. soroie die lTeu- 
jahrsplakette aus der Prägeanstalf oon ITleyer u. Wilhelm in 
Stuttgart. 
(Cine neue Cuegermedaille.) Zum ersten Todestag des 
Wiener Bürgermeisters Dr. Karl Cueger hat der Bildhauer Anton 
Grafh eine ITledaille hergestellf, die auf der Aoersseite das Por 
trait Dr. Cuegers in den besten Jahren und auf der Reoersseife 
die symbolische Gestalt eines säenden Weibes zeigt. Die ITledaille 
ist in drei Größen in Gold, Silber und Bronze erschienen. 
Philatelie. 
(Umtausch oon österreichischen Jubiläumsmarken.) 
Zufolge eines Crlasses des österreichischen Handels-ITlinisteriuins 
können die mit 1. Jänner 1911 außer Kurs getretenen Jubiläums 
briefmarken bis 51. lllärz d. J. kostenlos gegen Postwertzeichen 
der laufenden Emission umgetauscht werden. 
(lTeue belgische ITlarken) Aus Brüssel wird gemeldet 
(Harken mit dem Bild des neuen Königs sollen nun wieder oor 
Ablauf eines halben Jahres nicht erscheinen, dagegen wird die Aus 
gabe eines Wertes zu 40 Cent und eines solchen zu 5 Francs 
in Aussicht gestellt. 
(IHarken mit geänderten Wasserzeichen.) Zu der oon 
uns in ITr. 3 gemeldeten Ausgabe oon bayerischen )Tlarken mit ge 
änderten Wasserzeichen schreibt Richard Borek in seiner leßten 
lTeuheitenpreisliste: Interessanter wie die bayrische Jubiläumsaus 
gabe (Jubiläumsausgaben sind niemals für den ernsten Philate 
listen interessant) sind die noch inzwischen erschienenen oier marken 
der markwerfe auf Papier mit wagerechten Wellenlinien sowie des 
5-Pfennig-Wertes mit senkrechten Wellenlinien. Diese marken be 
schaffe man sich ohne weiteres, selbst die Sammler, die nur ge 
brauchte sammeln, mögen sich in aller Ruhe diese marken unge 
braucht kaufen, denn gebraucht werden sie auch nicht billiger 
werden. 6s sind das marken, die nach einem Jahre sicher den 
doppelten Preis kosten werden. Auch die DTarkmerfe auf dem 
Papier mit senkrechten Wasserzeichen, besonders zu 5 lllark (alio- 
braun) und 5 mark (hellgrün) werden ungebraucht recht teuer. 
Sammler, die diese marke nur gebraucht besißen, aber unge 
braucht oorziehen, mögen sich auch diese oier Werfe sofort be 
schaffen, die IHarken sind ungebraucht so wenig gekauft, daß sie 
später ungebraucht zu den Seltenheiten zählen werden. Aus 
der 5-Pfennig-JTlarke mit den senkrechten Wellenlinien, wird nicht 
oiel werden, Von dieser IlTarke sind 7 lllillionen gedruckt. Spaß 
haft ist es, daß diese marke als Fehldruck bisher unter Dr. 61 
xy im Senf aufgeführt ist mit 90 mark. Tatsächlich ist diese marke 
oor Jahren als Fehldruck in einigen Bögen erschienen. Diesen Um 
stand der hohen Katalogisierung sollen einige „Filutelisten“ (auch 
Händler sollen sich nicht geschämt haben, die es doch wissen 
müßten), gleich nach dem erscheinen der 5-Pfennig-lTTarke einige 
6xemplare zu „billigem Preis“, der wohl nicht unter 10 HTark ge 
wesen ist, Spezialsammlern Bayerns anzuhängen. Solch ein Vor 
gehen ist einfach Betrug. Solche Auswüchse könnten nicht scharf 
genug oerurfeilt werden, Den bei diesen marken ist auch, daß die 
bayrische Pastocrwaltung durch besondere Plakate in den Schalter 
hallen der Postgebäude ausdrücklich auf die Abnormität in der 
Tage der Wellenlinien der marken zu 5 Pf., 1, 2, 5 und 5 IDark 
hinweist und die Sammler so mit der nase darauf stößt. Das tut 
sie aber nicht, um Geschäfte zu machen, Gott bewahre, das tut 
man nur aus liebe zu den Philatelisten. 
(Streich eines Briefmarkensammlers.)RussischeZeitun- 
gen erzählen: Der Deutsch-Russe Herr Stemmer in Petersburg ist in 
den Kreisen der Philatelisten 6uropas und Amerikas als einer der leiden 
schaftlichsten Briefmarkensammlerbekannt. llun uerfügte er überacht 
alte Briefmarken, drei sächsische, zwei Thum und Taxis und drei aus 
ländische, die angeblich llnica sind. Da er darauf sehr stolz war 
und stets mit großer Begeisterung auf seinen Schaß hinwies, so 
machte sich sein Freund, ein Fürst Trubeßkoi, den Scherz, in 
allen Fachzeifungen nach diesen IHarken zu inserieren, die Herr 
Stemmer angeblich allein in der Welt besißen soll. 6s gelang ihm 
tatsächlich, nur fünf marken aufzutreiben, während die anderen 
wirklich als Unica bezeichnet werden müssen. Jedenfalls hafte 
Fürst Trubeßkoi jeßf den Spaß, seinen Freund damit zu necken, 
daß er nur drei Unica besiße. In 6uropa scheinen übrigens auch 
die fünf anderen marken nicht oorhanden zu sein, da sic nur aus 
Amerika geliefert wurden. Der Preis, den die ITlarkenhändlcr da 
für oerlangten, mar natürlich recht beträchtlich, denn Fürst Trubeß 
koi mußte für die fünf marken zusammen nicht weniger als 11.000 
Rubel zahlen, so daß jede IlTarke ungefähr auf 5000 ITTark zu 
stehen kam. Herr Stemmer, der über beträchtlichen Reichtum uer- 
fügt, hatte jeßt keine Ruhe mehr und ging mit schwarzen Gedanken 
umher. Seine 6itelkeit war oerleßf und er mußte sie durchaus 
wieder reparieren 6r begann also mit seinem Freunde Unter 
handlungen, die den Ankauf der fünf marken betrafen. Zuerst 
weigerte sich Trubeßkoi, sie zu oerkaufen. Schließlich willigte er 
aber in den Wunsch seines Freundes ein und überließ ihm die 
IHarken zu dem Preise oon 25,000 Rubeln. Jede IlTarke kostete
	        
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