Rümmer 5
Internationale Sammler-Zeitung.
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Flamen oollkommen überein, andere gehen eigene Wege. Flamen
mie Abic'zer, Achimelek, Achino’am, Cla, Clisa, Asa, Gera, Cheles,
Jojada’, Joaschib (ogl. Cljaschib), Jo’asch, Flatan, ’Abda, ’Uzza,
Rapha, Scheba' sind sofort jedem als biblische Flamen bekannt,
ebenso Sikem (SKM). Daneben treten auf Ba'aUr, Abiba’al, Ba’al-
zamar, Ba’läzakar (uergl. bilil. Sekarjah), Ba'alme'oni (Bibi. Ba'al-
me’on) Gadijan (bibl. Gaddiel), Jeda jau (bibl. Jedajah), Uleriba’al,
ITlaranjau, 'Aga(e)ljau.
Die letztere Gruppe zeigt uns fast durchweg den in der Bibel
in den €igennamen der Zeit uercoischfen starken Cinfluß der Ba’al-
religion unter Rhali und lsabel. IFIan sicht, roelchen tiefgreifenden
Cinfluß Ba'al noch oder aufs neue ausübte. Hier erhält das biblische
Geschichtsbild seine Bestätigung, das Flamenmaterial seine Crgän-
zung. Von besonderem Interesse sind die drei leßten Hamen,
llleriba'al, die durch die biblische Textkritik längst erschlossene
richtige form für den masoretischen FFlephibosef, erhält hier die
inschriftliche Cegitimation; ITlaranjau deutet rnohl auf einen syrischen
fremdling, der aber Halme bekennt; ’flga(e)ljau (oon ’egel Kalb)
meist auf den Stierdienst Jerobeams und erhärtet seine Übung und
die Tatsache, dal] der Stier nicht als fremdgotfheit, sondern als
Symbol Jahoes empfunden rourde. In Ba'ala erhalten mir die
längst oermutete meibliche Baalin. (Theologisches Citeralurblaft.)
Aus öem Basier Historischen fDuseum.
Cine ganze Reihe bedeutender Heuermerbungen an süd
deutscher Holzplastik ist kürzlich im Basler Historischen FFluseum
zur Aufstellung gelangt. Die Basler Sammlung mar uon jeher eine
michtige fundgrube für jeden Kenner der alten kirchlichen Holz
skulptur. Im abgelaufenen Jahre ist nicht nur ein neues großes
flltarroerk der schmäbischen Schule uom flnfang des 16. Jahr
hunderts hinzugekommen, auch die Sammlung einzelner Holzfiguren
hat eine roesentliche FHehrung erfahren. Hauptsächlich die ober
rheinische Gruppe konnte durch glückliche Käufe so ermeitert
merden, daß das UJuseum jetjt ein rundes Bild gibt uon der
blühenden Holzschnißerkunst des Kulturkreises am Oberrhein in
den Dezennien nor und um 1500. Wenn man weiß, daß meitaus
der größte Teil gerade der sakralen Holzplastik den Scheiterhaufen
der Reformation zum Opfer gefallen ist, so bringt man dem seltenen
Schaße im Chor der alten Barfüßerkirche in der bekanntlich die
Basler historischen Sammlungen aufgesfellt sind — eine besondere
Hochschäßung entgegen. Kein Flluseum in der Schmeiz und nur
sehr menige im fluslande haben heute ähnliche geschlossene Reich-
tümer auf diesem Gebiete.
Van den € Werbungen des Jahres 1010 meist die Standfigur
eines St. Johannes d. T. das ehrroürdigsfe fllter auf, Die Plastik
gemahnt in FUodellierung und Haltung an die Basler Brunnenfigur
des Hl. Jakobus aus der ITlitte des 15. Jahrhunderts. Schon oiel
indiuidueller und formal freier ist die fast lebensgroße figur des
Hl. Caurentius, deren statuarische Großartigkeit und seelische
Ausdruckskraft an ein uerschollenes bildnerisches Genie denken
läfjt, an einen Uleister, derefmaum 1480 in Basel gearbeitet haben
mu|. Die reiche faltung des schroeren Gemandes gemahnt an
Schongauers Weise; der Kopf aber ist ganz eigenartig, anatomisch
durchgebildef, aber uon delikatester Weichheit und mit einem Schalten
leiser Wehmut auf den schmerzuoll zuckenden tippen. Keine fläche
ist ohne feine ITlodellierung, das ganze Werk atmet Cmpfindung
Die aus der Basler St. Andreaskapelle stammende figur ist mit
fast dokumentarischer Sicherheit als einheimische Arbeit zu be
stimmen. Aus Basels llachbarschaft stammen ein paar neu er
worbene Holzplastiken, bei denen froß uerschiedenen fundorten
und roechselnder Qualität der Arbeit eine Verwandtschaft nach
weisbar ist. Cs ist durchweg der adelige oberrheinische Typus mit
der feinen Hase; die uerfikalen Parallelfalten des Gemandes, Weich
heit und schmungoolle Breiten der FlJanfelfalten sind allen den
weiblichen figuren eigen, die sich insgesamt auf den Anfang des
16. Jahrhunderts datieren lassen. Da ist eine Heilige mit Krane,
dann ein lesender Heiliger mit feinen realistischen Zügen, Dann,
wohl uon einer noch begabtem Schnißerhand gefertigt, ein Hl.
lllartinus mit erstaunlich wahr charakterisiertem harten Krieger
gesicht und einer bis ins Kleinste durchgeführten Rüstung; uom
gleichen Illeister ist eine anmutig und liebreizend wirkende Heilige.
Aus uerroandtem Kreise stammen zwei, in der Gegend uon Rhein-
felden gefundene ITladannen und eine Hl Verena, alle mit ent
schieden indiuidualisierender lllodellierung der frauenhaft weichen
Gesichter. Die noch ganz gotische Stellung der figuren läßt an
eine Cntsfehungszeit gegen Cnde des 15. Jahrhunderts denken.
Um zwei, drei Dezennien älter ist eine kleine Bischofsfigur, eben
falls oberrheinischer Herkunft, die noch in der ursprünglichen
warmen Vielfarbigkeit erhalten ist Die ganze Haltung ist ungemein
zierlich, der Kopf schon recht geistooll und lebendig. Der in der
llähe aufgestellte, lebensgroße und reich polychrome Hl. Ilikolaus
wirkt daneben doch mie aus einer andern Welf. Der edel und wahr
gesehene Kopf, der an Holbeinsche Bildnisse gemahnt, der breite
üppige falfcnrourf der Gewänder deuten auf die Cntsfehungszeit
im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts. Cs sei hier noch noch die
Gruppe „Hlaria mit dem Ceichnam Christi“ erwähnt, die unlängst
oon einer bunten stilfremden Bemalung befreit wurde. Die gelungene
Restaurierung hat der Sammlung eigentlich ein neues Werk ge
schenkt. Die aus der Innerschweiz stammende Plastik oertriff einen
unbekannten Uleister nom Anfang des 16. Jahrhunderts, der hier
mit außerordentlichem formgefühl die Vergeistigung seelischer Qual
im Gesichte der Gottesmutter, die Spuren des Todeskampfes auf
Antliß und Körper Christi lebendig gemacht hat.
Zu den Basler Schüßen an schwäbischer Holzplastik — mir
erinnern nur an den mächtigen flügelaltar uon St. Hlaria Calanca
— kommt nun noch der kleinere, aber farbig überaus reizoolle
Hochaltar aus der Graubündner Kirche zu Rodels. Der Schrein
zeigt uor Goldgrund die oier Sfandfiguren der ITlutfergottes mit
dem Kinde, der h. Anna und, etwas tiefer, des h Christoph und
des h. Jakobus major. Auch an den fliigeln finden sich je zwei
Heilige. Bemerkenswert ist der geistoolle Realismus in allen diesen
Köpfen, dann das wohltuende Wechselspiel der färben und die
feinheiten des teils stilisierten, teils realistischen Rankenwerkes.
Die Predella bildet eine Tafel mit Christus und den Jüngern; als
Aufsaß sehen wir uier ansehnlich hohe fialen zwischen die je eine
Heiligenfigur gestellt ist; die lllitte dieses architektonisch mirkungs-
uollen Abschlusses bildet ein ganz archaisch wirkendes Kruzifixus,
der wohl aus älterem Kirchenbesiße stammt. Die Außenseite der
fliigel und die Rückwand des Schreines zeigen eine interessante
Bemalung, welche aus stilkritischen Gründen dem Schöpfer des
Schnißmerkes zugesprochen merden kann. Auf den flügeln ist die
Anbetung des Jesuskindes durch Hlaria und die Hirten (links),
durch die drei Könige (rechts) dargesfelit. Die Rückwand zeigt die
Ölbcrgszenc (I.) und Christus am Kreuz (r.) lieben manchem etwas
altertümlich und befangen wirkenden Zuge ist in diesen Bildern
ein kraftuolles Ringen nach seelischer Vertiefung und Ausdrucks
gewalt, durch lineare und malerische lllittel, unoerkennbar. Als
Gesamtwerk wird dieser Altar in der Geschichte süddeutscher
Schnißkunst und lllalerei einen bleibenden und ansehnlichen Plaß
erhalten.