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Rümmer 7 
Internationale Sammler-Zeituinj. 
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Jahrhundert angehören. 6s ist die runde Darstellung des Jllarien- 
todes aus dem Anfang des Jahrhunderts, ein Ölbergbild und eine 
Bleiplakette mit dem Abendmahl, die eine italienische Widmung 
aus dem Jahre 1480 trägt. 
(moderne Graphik im Berliner Kup ferst ich - 
kabinett.) Das Berliner Kupferstichkabinett hat jeßt eine Reihe 
interessanter Geschenke zu oerzeichnen. Da sind Blatter non Adolf 
ITIenzel, eine radierte Dorflandschaft, die W. 61 kan in Berlin der 
Sammlung überroies, der Holzschnitt Friedrich des Großen und 
seiner Generale. Von dem alten lustigen Adolf Sch rö dt er kamen 
oier Blatt seiner Illustrationen zu Peter Schlemihl als Geschenk in 
die Sammlung. Bruno Cassir er überroies 24 Radierungen 6dourd 
Ulanets in der Ausgabe oon 1800. Dr. Georg Hirzel in Eeipzig 
das oon lltax Klinger radierte Gxlibris. Vom gleichen Künstler 
erhielt das Kabinett auch den Ghrenbürgerbrief für Georgi und das 
Gxlibris oon Frau Asenheff. Unter den roeiteren Überrocisungen 
seien ztuei Probedrucke des ersten Zustandes der berühmten großen 
Radierung oon 6rnst Illoriß Geyger, „der aufgeschreckte Hirsch“, 
heroorgehoben, die der Kiinster selbst schenkte, ferner oon Ferdi 
nand Ho dl er sein Steindruck der Studie zum Auszug der Frei- 
roilligen, dem Wandbilde für die Jenaer Unioersität. Unter den 
ausländischen Graphikern erscheinen hier Corot, Diaz, Henri de 
Toulouse-Eautrec, Whistler mit seiner Vauschall Bridge, Anders Zorn 
mit einer Frau aus lllora. 
(6 in Wagner -JTluseum in Gisenach.) Jn Visen ach 
hat sich ein Komitee zur Gründung eines Richard Wagner-lTluseums- 
uereins gebidet, der die llliftel zum Bau eines llluseums beschaffen 
soll. Jn diesem Heubau sollen die jeßt im Reuter-Hause befind 
lichen Wagner-Crinnerungen untergebracht merden. 
(6 in belgisches E i t e r a t u r m u s e u in.) Der belgische 
Graf S p o e I b o r ch - £ o o e n j a ch, der die Reliquien und Glanuskripfe 
fanzösischer Poeten sammelte, gab seinen Condsleuten die Idee zur 
Gründung eines belgischen Ciferatunnuseums. Der Gedanke soll, 
ruie uns aus Brüssel gemeldet roird, nächstens oerioirklicht 
merden. Von einem freigebigen ITlanne sind schon 60.000 Franken 
zugesichert morden 6s roird an ein Institut nach Art der Weimarer 
Archiue gedacht. 6s nahmen an der oorberafenden Versammlung 
besonders jene Ulänner teil, die Belgiens nationale Citeratur oon 
dem Rufe befreien mallen, daTg sie in jeder Beziehung oon der 
französischen abhänge. Diese llteinung ist auch unberechtigt, 
ITlaeterlinck und Verhaeren sind in ihrer deutlich fühlbaren bel 
gischen Herkunft europäische Berühmtheiten, nicht minder die Toten 
Joris Karl Huysmans, der Eulenspiegeierzähler de Coster, der große 
Flame Conscience, Rodenbach und Charles Ceberghe, dem eben in 
Gent ein bescheidenes Denkmal gesetzt rourde, und endlich der 
llestor der heute in Belgien lebenden Schriftstellerkorporation, 
Camille Cemonnier. Die Illanuskripte und sonstigen Erinnerungs 
zeichen der grofjen und kleineren Poeten sollen in dem JTluseum 
aufberoahrt merden, das nach dem Urteil der Kunstoerständigen 
keine Stätte mittelmäßiger Eitelkeit, sondern ein mirkliches Pan 
theon der belgischen Citeratur sein kann. 
Uom Kunstmarkte. 
(Kunst au ktion in Bozen). Am 20. April beginnt in 
Bozen unter der Aufsicht des dortigen Stadlmagistrates und unter 
dem fachmännischen Beirat des gerichtl. beeideten Sachoerständigen 
Hugo Helbing aus ITUinchen die freimillige Versteigerung oon 
Antiquitäten aus dem Hachlasse des uerstorbenen Antiquitäten 
händlers Alois Überbacher in Bozen. Das Überbacher'sche Ge. 
schüft ist mahl den meisten Sammlern und Ciebhabern oon Alter 
tümern, die Bozen besucht haben, bekannt. Die beoorstehende Ver 
steigerung dürfte umso größerem Interesse begegnen, als die oor- 
handenen Cagerbesfände tatsächlich aufgelöst merden sollen, da 
das seit Jahrzehnten bestehende Geschäft oon jetjt ab nicht mehr 
meiter geführt merden roird. Das Cager des Vereinigten umfaßt 
beinahe alle Zroeige des Antiquitätenhandels. Einen Hauptbestand 
teil der Kollektion bilden die JTlöbel: Schränke und Kästchen, 
Schreibtische und Kommoden, Truhen, Tische, Stühle, Cehnstühle 
und Fauteuils, Wandspiegel etc. sind aus fast allen Zeitepochen, 
oon der Gotik bis zum Biedermeier in anregender Abroechslung 
oertreten. Hier seien auch die zahlreichen Holzskulpturen er 
mähnt, unter denen sich eine kleine llfadonna mit Kind, eine Arbeit 
des berühmten RUchael Pacher, uollrund geschnitjt und alf-poly- 
chromierf, ein entzückendes Werk oon schönster Ausführung be 
findet. Die Arbeiten in Silber, Bronze, Kupfer und ITlessing bringen 
meist gute kirchliche und mellliche Gefäße und Gerätschaften. Heben 
hübschen Schmuckgegenständen, Broschen, Ringen, Armbändern und 
Ohrringen in Gold und Silber figurieren zahlreiche Rosenkränze 
und Anhänger. Unter den Arbeiten in Eisen dürften, abgesehen 
oon einigen guten Gittern und Grabkreuzen, mahl am meisten die 
schönen alten Türschlösser, Griffe und Bänder interessieren. Des 
roeiteren figurieren neben Fayencen und Porzellanen (Gleißen) Zinn 
kannen, Tellern und Schüsseln unter den oorhandenen Beständen 
auch Waffen, dabei ein bemerkensroerter antiker Bronzehelm, 
soroie einige antike Rüstungsteile. Schließlich sei noch eine Anzahl 
Textilien ermähnt, hier in erster Einie Gleßgeroänder und Kelch- 
deckchen, auch mehrere Decken in Eeinenstickerei und feinendurch 
brucharbeit, ferner eine kleine Serie alter und neuer Gemälde. Oie 
Gegenstände sind am 17., 18. und 19. April im Parterresaal des 
Geroerbeförderungsinstitutes im JTluseum in Bozen zur Besichtigung 
ausgestellt, roo auch die Auktion am 20. April beginnt. 
(Die zroeife Ca nna-Ver Steigerung in Berlin.) Die 
zroeite fanna-Auktion, die in der Zeit uom 21. bis 29. lllärz bei 
Rudolf Eepke in Berlin durchgeführt rourde, hatte einen ganz 
außerordentlichen Erfolg. Das Gesamtergebnis beträgt zirka 
I, 400.000 ITlark. IHuseumsuerfreter und Kunsthändler aus ganz 
Europa halten sich zu der Versteigerung eingefunden, die einen 
mitunter dramatisch bewegten Verlauf nahm. Es wurden durch- 
roegs sehr gute Preise erzielt. Zuerst kamen Arbeiten aus Kehl- 
h ei liier Stein, Ton und lllasse zum Ausgebot. Ein Reliefporträt, 
einen bartlosen jungen mann darstellend, brachte 2950 Ulk., junges 
Glädchen mit Haube 2600 111k., jugendlicher Edelmann mit Schroert 
in der Hand 2750 Jllk., Brustbild eines älteren lllannes mit Knebel 
bart 1700 lllk. Ein lllodell in Kehlheimer Stein, polychromes 
Brustbild non Bartholomaeus Keoenhuller erwarben die Herren 
J. u. S. Goldschmidt in Frankfurt a. Gl. für 6900 lllk. Ein 
ähnliches lllodell (llürnberg, 16 Jahrhundert) erwarben dieselben 
Herren für 4200 lllk. Zwei Steinreliefs non Peter Flötner aus der 
„Folge der lllusen“: Kalliope und Euterpe brachten 9200 lllk., ein 
Reliefbrustbild des Kaisers Glaximilian 6800 lllk., das Brustbild 
eines bärtigen lllannes mit lang herabhängendem Schnurrbart 
(Dürnberg 1526) erzielte 15.600 lllk. Kunsthändler R o s en b a u m, 
Frankfurt a. 111., erstand für 16.000 lllk. ein Porträfmedaillan des 
Königs Eudroigs It. non Ungarn, und für 7100 JTlk. ein großes 
Reliefdoppelbildnis des Kaisers Glaximilian II. und seiner Gemahlin 
lllaria. llun kam unter großer Spannung der Clou der Sammlung, 
das Reiterbildnis des Kaisers Glaximilian (Augsburg, Anfang 
16. Jahrh , signiert Hans Daucher) Das Angebot betrug 10.000 lllk., 
es stieg im selben Augenblick auf 40.000 lllk., dann sofort auf 
50.000 und 60.000 lllk., und schließlich erwarb es Kunsthändler 
Pick aus Wien für das dortige kunsthistorische Hofmuseum um 
72.500 lllk. Das Kaiser Friedrich JTluseum in Berlin kaufte ein 
interessantes Buchsrelief „Die Kreuzabnahme Christi“ für 50.500 lllk. 
Das Hationalmuseum in Glünchen erwarb ein llußholzmedaillon 
mit Reliefskulptur: Judith mit dem Haupt des Holofernes (16. Jahrh.) 
für 11.200 lllk., das Kunst-Geroerbemuseum in Hamburg kaufte für 
6300 Glk. ein Buchsmedaillon mit dem Reliefbild des Ulrich Starck, 
das königliche Glünzkabinelt in Glünchen erstand für 16.000 lllk. 
ein Buchsholzmedaillon, auf beiden Seifen skulptiert, mit dem 
Brustbilde eines lllannes und einer allegorischen Figur. Ein anderes 
Buchsmodell-Porträt des Wolfgang Gainensfelder erwarb Herr 
Kubinsky für den hohen Preis oon 28.000 lllk. Das Gluseum 
in Prag kaufte für 1900 lllk. oier kleine Kaiserporlräts in gemein 
samem Rahmen Kunsthändler Ci pp mann in Eondon erwarb 
für 17.000 lllk. Buchsmodelle zum Aoers und Reoers einer llledaille. 
Interessante Stücke waren je fünf Damenbrettsleine mit Glänner- 
und Frauenporträts, deutsch, 16. Jahrh., die 2500 lllk. brachten, 
ein Buchsholzfries „Reiherbeize“ 2600 lllk.; ein rundes ßirnholz- 
medaillon „Golgatha“ und Buchsstatuette „lllaria mit Kind" 
brachten 4100 lllk. Eine große Buchsholzgruppe „Raub der Sa 
binerin“ sowie die Statuetten oon Adam und Eua kamen auf
	        
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