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Internationalc Sammler-Zeitung
Seite 103
Rieht Viele werden wissen, dafj es nur einer Reise non
wenigen Tagen bedarf, um in eine Gegend zu kommen, in der es
noch heuligen Tages Tausende oon ITlenschen gibt, die nach der
Sitte ihrer Väter und Voruäter ihr Ceben in Hohlen oerbringen.
Verlädt man in Cas Palmas, einer der Kanarischen Inseln das
Schiff und reist ins Innere der Insel, so gelangt man nach etwa
zehn ITteilen hinauf nach ITlonte und nach weiteren acht Uteilen
nach Afalayam, der Höhlenstadt. Während auf dem Wege bis
ITlonte das fand aus unfruchtbaren Abhängen und staubigen,
dürren Hügeln bestand, weicht hinter ITlonte die Einöde bald der
üppigen Vegetation eines halb tropischen Klimas und einer land
schaftlichen Schönheit, die auf der Welt ihresgleichen sucht. Die
jenige.', die zuerst die Höhlenstadf anlegten, müssen ein fluge
sowohl für die malerische Tage wie für die Sicherheit der Anlage
dieser fliederlassung gehabt haben. Von ferne befrachtet, erinnert
die Halde, über die sich das Dorf ausdehnt, an die Weinberge des
Rheinfales; ähnlich diesen ist sie in oiele Streifen gegliedert.
Damit aber hört auch die Ähnlichkeit auf. Denn die Wohnungen
der ITlenschen oon Atalaya sind oon ganz besonderer Hrt. Hier
sieht man nichts als ein Hoch im Selsenabhang, dessen Dach und
^ufjboden aus Basalt besteht, nachdem das bröcklige oulkanische
Gestein herausgegraben worden ist. Dieser Bau entspricht den
Anlagen der ältesten Höhlenbewohner. Daneben aber sehen wir
eine andere Höhle, die mit einer ITlauer oon Cehm oersehen ist,
in der allein ein uiereckiger Eingang freigelassen ist. Ein noch
anspruchsnollerer Hausuater hat sich eine Art oon Halle gebaut,
die sogar ein Fenster besitjf. Die Einwohner dieser seltsamen
Siedlung sind nachlässig und unordentlich und ebenso sonderbar
wie ihre Wohnungen. Sie kennen weder Recht noch Gesetp Jeder
mann behandelt seine Angelegenheit so, wie es ihm gut scheint
und duldet keinen Eingriff oon aufjen. Wehe dem Beamten, der
den Versuch machen wollte, eine Steuer zu erheben oder die Durch
führung eines Gesekes zu erzwingen. Dennoch scheinen die Höhlen
bewohner ihren zioilisierfen Hachborn wenig Unruhe oder Sorge
zu bereiten. Vielleicht steckt in ihnen noch etwas oon den liebens
würdigen und kindlichen Instinkten ihrer alten Vorfahren, der
Guantschen.
Als die Spanier oor über 500 Jahren zuerst ihre Aufmerk
samkeit auf die „Glücklichen Inseln“ richteten, da fanden sie sie
bewohnt oon einer weiten Rasse, die sich in einem ziemlich hohen
Stande der Ziuilisafion befand. Ihre Angehörigen lebten in Tüchern
und Höhlen an den Bergabhängen; und sie leisteten den Erobern
einen wohlorganisierten, hartnäckigen Widerstand. Aber nach etwa
80 Jahren wurden sie oon einer schrecklichen Krankheit heimge
sucht, die ihre Reihen um zwei Drittel oerminderfe. Dieses führte
zu ihrer endgiltigen Unterwerfung, und nun begann die systemati
sche Vernichtung der Guantschen, die sich mit den siegreicher
Spaniern oermischten. Heutigen Tages sind nur noch einige Tausende
oon diesen Ureinwohnern der Insel übrig und sie unterscheiden
sich wenig oon ihren spanischen Hachborn. Ihre Haupttätigkeit
besteht in der Herstellung uon Töpferwaren, die sie mit den primi-
tiosten THitteln betreiben, Diese Arbeit liegt in den Händen den
Hg. g. Rembrandt, Dr. Faust.
Zu Artikel: Eine Kupferstichsammlung in ITlünchen.
Frauen, während die IHänner uon den Spaniern gelernt haben,
oornehm Siesta zu halten. Im Allgemeinen sind sie jouiale, sorg
los in den Tag hineinlebende ITlenschen, denen es nur darauf
a kommt, ein paar Pfennige zu sammeln und die sich auch nicht
darüber aufregen, wenn ihnen einmal ein so hoher Gewinn entgeht.
Wer die Guantschen ursprünglich waren, ist unsicher; aber
es ist wahrscheinlich, difj sie einen Zweig der großen weiljen
Berberrasse bildeten, die einst ganz ITordafrika beherrschte. Eine
andere Theorie behauptet, daf3 sie zu den weiten Rassen gehörten,
die einstmals das uersunkene Reich Atlantis bewohnten.
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Dürers , Jriumphuuagen öes Kaisers (Tlaximilian 1.“
Von Baurat €. Hlü 11er (Dresden).
Wenn jetjt der Öffentlichkeit kundgegeben wird, dafj
sich eine Berliner Familie im Besitj der Federzeichnung des
Triumphwagens des Kaisers Ulaximilian I. oon Albrecht
Dürer befindet, nachdem dieses ITleisterstiick über 60 Jahre
lang oerbargen gehalten morden ist, so wird es sich em
pfehlen, einen flüchtigen Blick auf die Geschichte dieses
Kleinods der Zeichenkunst zu werfen.
Ich übergehe die seit dem Jahre 15 12 zahlreich ent
standenen Vorläufer des Werkes und übergehe auch den
letjten Vorläufer, die Federzeichnung oom Jahre 1518, die
sich in der Albertina zu Wien befindet. Als Dürer oon
seiner Reise in den Riederlanden im Jahr 1521 zurück
gekehrt war, erhielt er oon Karl V., dem Rachfolger und
fnkel des im Jahre 1519 gestorbenen Kaisers IRaximilian I.