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Internationale S a m m 1 e r - 2 e i t u n g. 
Rümmer 7 
den Auftrag, einen neuen Triumphwagen nach den Pirte 
il ei mersehen Ideen, aber den neuen Verhältnissen nach 
tllaximilians Tode angepafjt, zu zeichnen. Da der Ent 
wurf den nahen Beifall des Kaisers Karl V. fand, so inurde 
angeordnet, das Kunstwerk durch Vernielfältigung im Holz 
schnitt auch ineiteren Kreisen, in erster £mie cuohl den 
befreundeten Fürstenhäusern, zugänglich zu machen. So 
entstand der berühmte Holzschnitt oom lahre 1522, der 
nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden ist. Die neue 
Zeichnung übertrifft in Bezug auf die künstlerische Anord 
nung des Ganzen sowohl, wie in Bezug auf die Aus 
führung im Einzelnen bei weitem die Zeichnung oom Jahre 
1518. Selbst oan dem Holzschnitt, der ja in der Schönheit 
der Zeichnung und in der Sicherheit des Strichs weit hinter 
der Federzeichnung Dürers zurücksteht, sagt Adam Bartsch 
in seinem Werk „Le peintre graveur“: „Ce morceau est 
uti chef-d’ocuvre de l’art de la gravure cn bois, et le 
plus beau de tous ceux de ce genre que l’on ait d’Albert 
Dürer.“ Der Entwurf war nun die vollkommenste Erfüllung 
der schon seit einem Jahrzehnt gehegten Wünsche der beiden 
Kaiser JTlaximilian ]. und Karl V. und der ihnen nahe 
stehenden Künstler und Gelehrten, unter denen in erster 
Pinie der Hofhistoriograph Stabius, der Humanist Dirk- 
heimer und Dürer selbst zu nennen sind. Auf diese 
Federzeichnung oom Jahre 1521 wurde nun auf Veran 
lassung Pirkheimers die ganze oon diesem oerfafgte Er- j 
klärung des Bildes, sowie auch der Brief des Kaisers fflaxi- 
milian an Dürer oom 29. Illärz 1518 geschrieben, durch 
welchen der Kaiser seinem ehrbaren Rat Wilbold Pirkheimer 
seinen kaiserlichen Dank für die Übersendung des Triumph 
wagens oom Jahre 1518 ausspricht, jedenfalls aus einem 
historischen Interesse und der Vollständigkeit wegen, da 
ja nun die Zeichnung oon dem Jahre 1518 durch die oiel 
schönere Zeichnung oom Jahre 1521 ersetjt morden war, 
dann aber auch aus technischen Gründen, um dem Drucker 
ein Vorbild dafür zu geben, wie er den Druck des Textes 
auf den Holzschnitten anzuordnen und aufzusetjen habe. 
Die Schrift ist deshalb der unwiderlegbare Beweis geworden 
für die Echtheit der Zeichnung. Daf} aber der Text, der 
auf allen Holzschnitten mit Typen gedruckt ist, auf die 
oorhandepe Federzeichnung geschrieben wurde, ist leicht 
zu erkennen und kann nicht bestritten werden. 
Diese Federzeichnung Dürers hat nun im Taufe der 
Jahrhunderte die oerschiedensten Besser gehabt. Zunächst j 
blieb das sooiel bewunderte Werk in den Händen Pirk- j 
heimers, des Schöpfers der Jdee. Rach dessen Tode 1530 I 
ging die Federzeichnung in den Besitj seines Schwieger 
sohnes Hans Jm hof (II.) über und gelangte durch dessen 
Sohn Wilibald Imhof in das Imhofsche Kabinett. Unter 
den Kunstgegenständen ist das Bild aufgeführt mit der 
Bezeichnung: „Triumphwagen Kaisers ITtaximilian I., oon 
Dürers Hand gerissen, so er hernacher in Holz gestochen, 
und das der erste Patron ist.“ Die Witwe Wilibald Imhofs 
und ihre oier Söhne beabsichtigten im Jahre 1588 die 
Sammlung dem Kaiser Rudolph 11. zu überlassen, und 
sandten sie nach Prag. Da aber der Kauf nicht zustande 
kam, so wurden die Sachen wieder zurück gesandt und 
unter die oier Söhne oerteilt. Der Triumphwagen erscheint 
dann wieder, um nicht zu weit abzuschweifen, in der 
Birckenstock’schen Sammlung, die im Jahre 1811 öffentlich 
»ersteigert wurde, ln dem Verzeichnis der Sachen Cata- 
loguc dos tableaux et dessius, ä Vienne, cn septeinbre 
1810. ist der Triumphwagen unter Rr. 98 mit den Worten 
angeführt „Le char triomphal de FEinpereur Maximilien I. 
Belle esquisse ä la plume par Albert Dürer, in fol. en 
larg.“ Wenn nun Joseph Haller in seinem Buche Seite 
120 d. 2 dieselbe Zeichnung mit den Worten erwähnt: 
„Der Triumphwagen des Kaisers lYlaximilian, Federzeich 
nung und Entwurf zu dem Holzschnitte“, und somit zu 
dem Text des Katalogs oon 1810 den Zusah macht „der 
Entwurf zu dem Holzschnitte“, ganz in Übereinstimmung 
mit den Worten im Jmhof’schen Verzeichnis „so er her 
nacher in Holz gestochen“, so nuifj Haller beim Schreiben 
seines Buches die Federzeichnung oor Augen gehabt haben. 
Vielleicht hat er sie selbst besessen, denn bei dem Verkaufe 
der Zeichnung in der Auktion der Birckenstock’schcn Samm 
lung 1811, dem Jahre des Österreichischen Staatsbankerotts, 
ist jedenfalls nur ein ganz geringer Preis dafür gezahlt, 
so dafj auch Haller später die Zeichnung wieder zu einem 
geringen Preis hat erwerben können. Auch war die ganze 
deutsche Kunst des 15. und 16. Jahrhunderts damals wenig 
geschäht, waren doch selbst Goethes Cieblinge die Italiener 
des 17. Jahrhunderts. 
Das Auktionsprotokoll oon 1811 gibt nicht an, an 
wen die Zeichnung oerkauft worden ist, und es ist leicht 
möglich, dafj sie wegen zu geringen Gebots oon der Familie 
Birckenstack zurück gekauft und so in den Besitj der Tochter 
Birckenstocks, an die Frau Brentano-Birckenstock zu 
Frankfurt a. ITT., übergegangen ist. Die Berliner Familie, 
die das Kunstwerk je(]t besihh hat das Bild etwa im 
Jahre 1850 käuflich erworben. 
„Frkf. Ztg.“ 
Chronik. 
flutographen. 
(Die Autographensammlung Dr. Karl Geibel.) C. ö. 
Boerner in Ceipzig uersendet einen umfangreichen Autographen- 
Auktionskataiog, der die berühmte Sammlung Dr. Karl öeibels in 
Ceipzig ucrzeichnet, eine der kostbarsten, die es in Prioatbesifj 
noch gibt. Die jetzige Auktion bringt die erste Abteilung dieser 
Sammlung: Schriftstücke aus der Reformation, Autographen der 
in- und ausländischen Ciferatur oom 15. bis 17. Jahrhundert, oan 
darstellenden und bildenden Künstlern und fflusiker- Briefe und 
lllanuskripte. Die zweite Abteilung, die im Herbst oersteigert coird, 
enthält den historischen Teil der reichen Sammlung. Um die Quali 
tät der Kollektion zu kennzeichnen, sei nur ermähnt, dafj die Ab 
teilung „Reformation“ 175 nummern aufroeist, in der sämtliche 
grofjen lAänner der Zeit mit prachtoollen eigenhändigen Briefen 
oertreten sind. Die bisher hierin unübertroffene Sammlung des 
Grafen Paar mies in dieser Abteilung nur 60 nummern auf. Das 
Prachtstück dauon ist ein 5 seitenlanger Brief Cuthers an Kaiser 
Karl \ . nach dem Reichstag in Worms 1521, der oon höchster 
historischer Bedeutung ist. Von den übrigen Kostbarkeiten dieser 
Abteilung sei noch genannt: 1 Brief oon Erasmus oan Rotter 
dam, Caloin (2), ITtelanchthon (5), Golj oon Berlichingen, Karl V,, 
den sächsischen Kurfürsten, Ullrich oon Hutten, Katharina oon 
Bora, Thomas ITlünzer, Willibald Pirkheimer, ^ranz oon Sickingen 
(2), Ullrich Zwingli. Die Citerafur - Abteilung bringt ganze Korre 
spondenzen der Grofjen der Zeit: Goethe, Schiller, Bürger, Cessing, 
E. T. A. Hoffmann, Heine usro. Von Schiller sei noch das Ori- 
ginal-ntanuskript oon Hera und Ceander erwähnt. Charakteri 
stisch für den Sammler ist es, dafj er in dieser Abteilung darauf 
sah, nicht nur Briefe, sondern auch Gedichtmanuskripte der Dichter 
derzeit zu erhalten. Einige grofje Kostbarkeiten bringt die Abteilung 
alter Kunst: einen Brief Raphaels, zwei Briefe Rubens, Stücke oon 
, Cranach und oielen andern. Die ITlusik enthält wiederum kostbare 
Stücke der Gröfjten der klassischen Periode : drei Briefe Illozarts, eine 
. Serie Briefe ITlendelssahns, Beethooens, Wagners, kostbare Stücke 
| oon Haydn, Schubert, Bach, Schumann, Chopin, Orlando di Casso, eine
	        
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