MAK

Volltext: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts : ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung, Band 2: Hochbau und Architektur, Plastik und Kunstsammlungen

458 
Wohngebäude. 
Linoleumbettvorleger, Stockerl mit Unterfach und Kleiderrechen ausgestattet. Zwischen den Schlaf 
sälen eingebaut, in jedem Geschosse in zwei Gruppen sind Waschgelegenheiten in eigenen 
Waschräumen. Die Schlafabteile sind den Gästen nur von 8 Uhr abends bis 9 Uhr früh geöffnet; 
tagsüber stehen denselben der Speisesaal und die beiden Lesezimmer zur Benützung frei, von 
denen der erstere bei 162'88m 2 Fläche (20-85 m lang, 7'92 m breit und 3'8 m hoch) 180 Per 
sonen, das Lesezimmer für Raucher (57-63m-)40, das für Nichtraucher (35'02 m' 2 ) 26 Personen 
faßt. Den Schlafgästen ist Gelegenheit geboten, auf fünf Gaskochern, die in einem Nebenraume 
des Speisesaales aufgestellt sind, sich selbst Speisen zu bereiten, oder solche aus der Wirt 
schaftsküche zu festgesetzten Preisen zu beziehen. Die Verabreichung gebrannter geistiger 
Getränke ist dem Pächter untersagt. Zu den den Rowton-Häusern nachgebildeten Einrichtungen 
ist die Anlage von Kleiderschränken in großen Sälen zu rechnen, in welchen der Schlafgast 
seine Kleider, Wäsche und übrigen Habseligkeiten, da im Schafabteil keine verschließbare 
Aufbewahrungsvorrichtung geschaffen ist, zu hinterlegen hat, während Gepäckstücke in eigenen 
Magazinen eingelagert werden. Tagsüber steht ein Umkleideraum zum Wechseln der Kleider, 
sowie ein Putzraum zur Reinigung von Kleidern und Schuhen zur Verfügung. Von den 
anderen Einrichtungen dieses Hauses sind die aus Wannen-, Brause- und Fußbädern be 
stehende und zu bestimmten Stunden geöffnete Badeabteilung, sowie der ärztliche Dienst zu er 
wähnen. Dieser verfügt über ein Warte- und Sprechzimmer und zwei Krankenzimmer zu je 
zwei Betten. Der ärztliche Dienst erstreckt sich auf die Durchführung aller hygienischen Maß 
nahmen im Heime, die allabendlich abzuhaltende Ambulanz und die Aufnahme Erkrankter 
in die eigenen Krankenzimmer oder deren Übergabe in die Pflege eines Spitales. Vermietbare 
Arbeitsräume für einen Friseur, Schneider, Schuster und Wäscher sind im Hause, deren 
Dienste die Schlafgäste gegen Entgelt in Anspruch nehmen können. Alle Räume des Hauses, 
dessen Betrieb einem Verwalter untergeordnet ist, sind mit einer Dampfniederdruckheizung 
erwärmt. Die Bauarea beträgt 2476-29m' 2 , von welchen 1325-50m‘ 2 verbaut sind (davon 
92P43m 2 mit Tief- und Hochparterre und vier Geschossen, 40407 m 2 mit Tief- und Hoch 
parterre). Der Rest ist Garten und Hofraum. Die Kosten des Grunderwerbes beliefen sich auf 
50.000 K, des Baues auf 450.000 K, der Einrichtung und der Organisation auf 60.000 K. Der 
Mietzins für ein Schlafabteil beträgt für eine Nacht 60 h, für zwei aufeinanderfolgende Nächte 
1 K, für sieben aufeinanderfolgende Nächte K2'50. 
Das Hofbrauhaus in Nußdorf (Abb. 747) besitzt ein Ledigenheim, das in mehreren Schlaf 
sälen von 8 bis 20 Betten Fassungsraum zusammen 80 Arbeitern Unterkunft bietet. Die Höhe 
der Säle beträgt 4 m, so daß durchschnittlich 26 m :i Luftraum auf die Person entfallen; 
außerdem ist für eine ausgiebige Ventilation Vorsorge getroffen. Bequem von den Schlaf 
räumen zugänglich ist das Wasch- und Badezimmer, in welchem blecherne Waschbecken, 
eine Wanne und drei Duschen vorhanden sind. Für die Trocknung von nassen Kleidern 
wurde neben dem Baderaume eine Trockenstube angelegt, in welcher die Trocknung mit 
heißer Luft vorgenommen wird. Im Parterre dieses Hauses ist eine Küchenwirtschaft mit 
Speisesaal für 80 Personen zur Verköstigung der Arbeiter vorgesehen. 
Ledigenheime befinden sich weiters noch bei der Bierbrauerei der Herren Kuffner, 
XVI., Ottakringerstraße, und bei der Anlage der Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt im 
XXL Bezirke (siehe Abb. 744). 
Private Logierhäuser. In verschiedenen Bezirken der Stadt, zumeist in den industrie- und 
gewerbereichsten, gibt es von Privatleuten unterhaltene Unterkünfte für ledige Männer; es sind 
meistens große Säle, von denen einzelne bis zu 66 Betten enthalten. Das größte derartige 
Haus ist im X. Bezirke (der überhaupt die meisten Logierhäuser hat) mit 320 Betten. Die 
Preise für das einmalige Übernachten weichen voneinander ziemlich ab, und zwar von 32 h bis 
zu 1 K; sie wechseln in ein und derselben Unternehmung, je nach der Zahl der in einem 
Raume vorhandenen Schlafstellen. In einzelnen Bezirken werden höhere Preise als in den 
anderen verlangt, und zwar die höchsten im XV. und II. Bezirke. 
Leopold Simony.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.