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Rümmer 8
Internationale Sammler-Zeitung.
des Baues im Reuers bringt die Hegende: „(Erinnerung an
Zustandekommen, (Erbauung und (Eröffnung des staatl.
subo. ITleister-flteliers für Stahlschnitt in Steyr.“
Die Plakette ist ein Werk Hans Gerstmayrs, des
heroorragendsten Schülers des ITleisters. (Es rourden für
den Stempel derartige Qualitäten erreicht, daß nicht bloß
Prägungen in Bronze, sondern zrnei Hundert Prägungen
in Stahl möglich rourden, ohne den Stempel unbrauchbar
zu machen. Diese erste in Stahl geprägte Plakette hat
einen ganz besonderen ITlaterialreiz und hält sich in einem
Täschchen aus Sämischleder (alaunfrei) oorzüglich rostfrei.
Sie roird allen Förderern des Baues, soroie zur feierlichen
Gröffnung erschienenen Honorationen eine angenehme Er
innerung bieten und für Sammler ein besonders geschältes
Objekt roerden.
ln der Galerie Brockhaus in Leipzig.
Von Hdolph Donath (Berlin).
(yj^^rheipzig hat schon im 18. Jahrhundert ein starkes
Kunstteben gehabt und sein Kunstmarkt, mit
■ dessen Gnfroicklung der Rome j. fl. G. Weigels
[/qVh besonders oerknüpft ist, unterhielt rege Be-
Ziehungen mit den internationalen Kunstzentren
Guropas. Jn den zroanziger Jahren des folgen
den Jahrhunderts mar dann aus dem Weigel-
schen Geschäft das große Boernersche Kunsthaus
heroorgegangen. Gin Jahr nun, nachdem der ITlaler Carl
Gustao Boerner, der Großoater des jetzigen Besitzers, das
Weigelsche Antiquariat übernommen hatte, ist bei ihm die
Bildersammlung des finanzrats Campe oersteigert morden.
Das mar 1827 gemesen. Diese Campeschen Bilder nun,
menigstens ein großer Teil dieser Galerie, bilden den
Grundstock der jetzigen Sammlung des Herrn Dr. Gduard
Brockhaus in Leipzig.
Im Haufe der Jahre ist freilich eine Anzahl neuer
ITleister hinzugekommen, denn Dr. Brockhaus ist immer
ein freund der Künste gemesen und förderte sie, sameit
es seine freie Zeit ihm erlaubte. Wenn man heute mit
dem ehrmürdigen alten Herrn durch den Hauptsaal des
Heipziger Patrizierhauses geht, staunt man nicht roenig
über die Geistesfrische, mit der er oon seiner Jugend
spricht, oon jenen Tagen, da Bendemann das Bild seines
oerstorbenen Vaters malte. Und er kann sehr amüsant
erzählen, Als mir an einem Schrank ooriiberkommen, der
eine Kollektion oon Handzeichnungen enthält und auf dem
hoch oben eine Büste des Zeus oon Otricoli thront, sagt
der alte Herr lachend, dal) einmal ein ITlusiker, der im
Hause zugaste mar, auf die Zeus-Büste hingeroiesen und
ganz naio gefragt hat: „Ist das der Gründer des Hauses
gemesen?“ . . .
Die Sammlung selbst, die Dr. Brockhaus besitzt,
umfaßt oorroiegend niederländische Bilder des 17. Jahr
hunderts. Aber auch Italiener und Deutsche sind uorzüg-
lich oertreten. Da fesselt uns eine „Heilige Familie“ oon
Palma Vecchio und eine „Guitarrenspielerin“, die bei
Campe noch als Huini galt, die aber später als eine Kopie
aus der Zeit Hionardos bestimmt morden ist. Und oon
den deutschen (Heistern gebührt einem kleinen Holbein,
dem ausdrucksoollen Bildnis des gelehrten Buchdruckers
Johann frobenius der Vorrang. Aber zroischen Holbein
und der „Guitarrenspielerin“ hängen auch einige ITleister
des 18. und 19. Jahrhunderts. Und stören den Gindruck
durchaus nicht: hier zrnei kleine Raffael IRengs, darunter
eine „HRadonna“ nach Raffael, dort ein „Stilleben“ der
Rachel Ruysch, hier eine Handschaft oon Carl Rottmann:
der „Gosausee“ mit den glühenden Bergen im Hintergrund.
Unter den Brockhausschen Riederländern fallen in
erster Hinie zrnei Bildnisse oon Hendrick Zorg auf: in
der färbe sehr delikate Charakter-Köpfe, die übrigens,
glaube ich, schon oon Hofstede de Groot publiziert morden
sind. Gin Porträt des „Zaren Peter“ oon ferdinand Bol
(in Pelzmütze und rotem Wams) schließt sich an und dann
folgt eine großzügige Handschaft oon flntonis Waterloo,
der just oor hundert Jahren bei uns in „Rlode“ mar, ein
„Seestück“ oon Bakhuysen und eine Handschaft des
Rotterdamers Hermann Saftleoen. Der „betende manch“
oon Teniers d. fl., die „Kartenspieler“ oon Palamedesz,
die jedoch eher der Art des Terborg sich nähern und
die „Gsser“ oon 0stade sind kleine, roertoolle Stücke.
Bedeutung aber hat das früher als Pieter de Hoog bezeichnete
„Interieur“ oon Janssen, durch dessen fenster das Hicht
intensio auf den mit friiehten bedeckten Tisch fällt. Und
gleichfalls für eines der Hauptbilder der Sammlung halten
mir die „Kühe im Wasser“ oon Albert Cuyp, die indem
bekannten aus der einstigen Gsterhazy-Galerie stammenden,
jeßt im Budapester tRuseum befindlichen Bilde ihr Gegen
stück haben. Daneben sei noch ein kleines, Paul Potter
zugeschriebenes Tierstück ermähnt; es trägt die Signatur
des ITleisters und ist 1645 datiert. Und auch Ph. Wou-
oermann mit dem Schimmel ist da. Den „Urschimmel“
sah ich übrigens kürzlich in der berühmten Galerie Consul
Weber in Hamburg.
Die 5tammbücher-5ammlung Friedrich LUarnerkes.
ver Autographenauktion Geibel, auf die mir schon
in der oorigen Rümmer hingeroiesen haben, läßt
C. G. Boerner in Heipzig am 2. RTai die Ver
steigerung der großartigen Stammbücher-Samm-
lung friedrich Warneckes oorangehen.
friedrich Warnecke mar am 21. April 1837
zu Dehmke bei Hannooer geboren und starb als
königlich preußischer Geheimer Rechnungsrat zu
Berlin am 25. Rooember 1894. Schon in der
Jugendzeit mar Warnecke oon lebhaftem Inter
esse für Kunst und Altertumskunde erfüllt; bald
begann er mit großem Gifer auf oerschiedenen Gebieten
zu sammeln. Von seltenem Glück begünstigt, gelang es ihm
im Haufe der Jahre eine auserlesene Kollektion zusammen
zubringen. Seine mit raren Stücken ausgestattete Wohnung
in Berlin mar in der Zeit oon 1870 bis zu seinem Tode
der Treffpunkt oon Kunst- und Altertumsfreunden, mit
den bedeutendsten Sammlern und Gelehrten stand er in
regem Verkehr und sein Urteil rourde sehr geschäht.
Warnecke mar der Gründer des Vereines „Herold“
und des Gxlibris-Vereines in Berlin, die beide jeßt in hoher
Blüte stehen: seiner Anregung ist auch die Gründung des