MAK
Hummer 9 
Seite 133 
Internationale Sammler- Zeitung. 
logischer Sagacitäf, das nicht seines öleichen hat, mir eine tuahre 
»Erlösung oon einem gefährlichen ltichtoerständnis. fragen Sie doch 
Herrn non Biilovn, roas er darüber denkt. — Und der Verleger 
des „Zarathustra“ nimmt gegen mich Partei I — ln aufrichtiger 
Verachtung llietische,“ 
Von Schiller finden mir in einer Kollektion oon sieben 
Schriftstücken einen noch ungedruckten Brief oom Januar 1788 an 
öoeschen über seine literarischen Pläne und das ITlanuskript der 
Ballade „Hero und feander“; oon Wackenroder ein paar über- 
schroängliche Briefe an Tieck. 
Unter den ausländischen Schriftstellern stehen in erster Reihe 
Beaumarchais, ßeranger, Descartes, Diderot, Hugo, Ca Rochefoucauld, 
Rousseau, die Sand, Sroift (auch inhaltlich sehr interessant), Tur- 
genjeff und Voltaire; unter den darstellenden Künstlern Beck, 
Doebbelin (eine Ankündigung an seine lllitspieler: Verbot „nächt 
licher Schmärmereycn“), Iffland (29 Briefe), Therese Kranes, Rai 
mund, die Rachel, Schikaneder, Corona Schröter (Quittung für die 
Weimarer Hof hasse) und Talma (an eine Berliner Dame). Von 
bildenden Künstlern enthält die Sammlung u, a. Aufographen oon 
Cranach, Alerian, Rubens (an Pierre Dupuy), Rafael (eine grofje 
Kostbarkeit), Cornelius, Böcklin, Danneker, der Bonheur, oon Scheffer, 
Vernet, öraff, ITlenzel, Vautier, Sührich. Die ITlusik ist oertreten 
durch Abt, Bach, Beethooen, Brahms (oollständiger Briefroechsel 
mit Dr. Ad. Schubring in Dessau), Büloro, Cherubini, Chopin, Händel, 
Haydn, Orlando di Casso, Ciszt, ITlendelssohn-Bartholdy, ITlozart, 
Rubinstein, Schubert, Robert und Klara Schumann, Wagner (dabei 
| das ITlanuskript der ersten Szene des „Tannhäuser“). 
Die Sammlung Fllois Wohlmuth. 
Von Alfred ttlayer (ntünchen). 
>)ie Gemäldesammlung des Hofschauspielers fllois 
Wohlmuth wurde nunmehr, nachdem die Stadt 
RJünchen dieser ihr zugedachten Stiftung keine 
passende Unterkunft zu finden wufjte, dem im 
nergangenen Jahre — durch das Testament 
Klara Zieglers — errichteten ITUinchener Theater 
museum angegliedert. Durch diesen unoorher- 
gesehenen Zuwachs, soroie durch die geplante 
Sammlung szenischer und figuraler Theater- 
entroiirfe gewinnt das Theatermuseum in der 
Königinstrafje neue Attraktionen. 
Die Sammlung Wohlmuth umfafjt 296 
Werke, deren beträchtlicher Bruchteil „Dedika- 
tionen“ der Künstler an den Sammler bilden. 
Dieser Umstand, der in Dielen Bildern auch 
motiolich zum Ausdruck gebracht wurde, begründet 
den Anschluß der so eigenartigen Sammlung an ein Theater 
museum. In drei oöllig neu hergerichteten Räumen des 
Parterres, deren Zusammenhang leider durch das Gntree im 
Hause zerrissen wird, auf den mit Staff bekleideten Wänden, 
oerteilen sich die Bilder. Oder besser gesagt, sie drängen 
sich, denn die Zimmer sind klein. Überragende Kunst 
schöpfungen enthält die Galerie Wohlmuth nicht, dahin 
gegen besitjt sie gleichzeitig den Vorzug der Vielseitigkeit 
und der Ginheitlichkeit in bezug auf JTlünchener Kunst. 
Die Sammlung gewährt ohne Parteistandpunkt 
Ginblick in das malende ITlünchen der lebten oier Jahrzehnte. 
Bleibt der persönliche Geschmack des Sammlers auch oer 
borgen, so oersöhnt mit diesem Ulanko der eigentümliche 
oder soll man sagen „heimtückische“ Reiz, die 
Herren aller Richtungen im bunten Durcheinander einge 
sperrt zu finden. Wohlmuth wollte während seiner 
30jährigen Sammeltätigkeit weder „Snob“ noch „Gourmet“ 
sein, es gefiel ihm, einfach aus allen Töpfen zu naschen. 
Seine liebenswürdige Plauderkunst verschaffte ihm jedenfalls 
Zutritt in allen Küchen und er ruhte nicht eher, bis er oon 
überallher etwas, wenn auch nur eine winzige Trophäe in 
Sicherheit gebracht hatte. Wie grofj mufj daher die Opfer 
freudigkeit des lllannes erscheinen, der sich jet]t schon bei 
Tebzeiten — nach so oiel bewiesenem Kunsteifer im 
Interesse der Anderen oon einem Besit) trennt, der sich 
so sehr eignet, speziell das Heim eines Schauspielers zu zieren, 
der gewifj häufig bei der „bildenden Kunst“ einen guten 
Rat finden konnte. 
Rimmt auch die Kunst der Gegenwart in der Samm 
lung Wohlmuth den größeren Raum ein, so läfjt sich hier 
auch ein kleiner Rückblick in die Vergangenheit, in die 
Gntwicklung der ITUinchner OJalerei tun. Das Stück einer 
Wand im nördlichst gelegenen Zimmer, in dem gleichzeitig 
die moderne Graphik untergebracht morden ist (übrigens 
der gelungenste Raum der Galerie), gehört den „Alten“, 
die am Anfang des Jahrhunderts unter den Auspizien 
König Tudwigs des Grsteri die neue ITUinchner Kunstära 
einzuläuten halfen. Ich mache nebenher auf die glücklichen 
Umrahmungen der Bilder in diesem Rayon aufmerksam, 
sie lassen die Bedeutung der „ITlünchner Dult“ für Sammler 
erkennen, mit der inniglichen, zarten Weise des Dlarit] 
oon Schwind und Reureuther oerträgt sich eigentlich nur 
nach das Bildchen eines recht unbekannten holländischen, 
1822 im Haag geborenen, Candschafters namens Jan 
Weifjenbruch. Wohlmuth erwarb es für drei IRark auf 
der Auer Dult. Gine anmutige Biedermeierstimmung steckt 
in Weifjenbruchs durchaus nicht kleinlich gesehenen Dar 
stellung einer „Promenadeszene oor dem Kurhaus in 
Scheoeningen am nordseegestade“. Karl Rottmann und 
der alte Ramberg sind die Vertreter anderer oerschiedener 
Stilarten, mehrere mit der feder gezeichnete „Architektur 
skizzen“ sind mit einer Visitenkarte gerahmt, auf der der 
klingende Hamen „Schinkel, Oberlandesbaudirektor“ zu 
lesen ist. 
Gine Originalzeichnung (oder ist es die Repro 
duktion einer solchen?) — des Hans oon JTlarees zeigt 
zwei Ringer oor dem IRodell eines Pferdes. Gine flotte 
Zeichnung Pilotys trägt die Widmung „für oiel Genufj 
als Gegengrufj 27. Aug. 1872“. Aus derselben Zeit stammen 
die federzeichnungen des Gabriel oon IJJax, der den jugend 
lichen Gastspieler am ITlünchner Hoftheater in der Rolle 
Richard 111. konterfeite. Gine gleichfalls 1872 entstandene 
Porträtskizze Wohlmuths fertigte Wilhelm o. Kaulbach an. 
Um die Großen des Reiches — Adolf u. ITlenzel, Ceibl, 
W. o. Diez, Cenbach, Uhde etc. scharen sich die Tra 
banten. Gine Perle der Sammlung begrübt man in der 
bekannten schwarz-weifj Skizze Uhdes zum „Jünger oon 
Gmmaus“, Belege für das langjährige Freundschaftsbündnis 
oon Uhde zu Wohlmuth sind en rnasse oorhanden. Zu 
nächst die Skizzen für das nialooliobild und den Richard III. 
Bemerkenswerter ist die, in der Komposition oom fertigen 
Bilde abweichende Skizze zum „Abendmahl“, mit einer 
„fl. o. Uhde“ gezeichneten Candschaft empfiehlt sich die 
Tochter des Künstlers. Gin Gedicht „Der Wundergulden“ 
illustriert Uhde, während andere belletristische Bücher 
Wohlmuths oon Stuck und Thöny mit Zeichnungen aus 
gestattet wurden. Gin aus erstaunten Augen in die Welt 
blickendes Kinderköpfchen hat Cenbach zum Autor. Wer
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.