MAK
Nr. 10 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 155 
»Huncce librum, anno millesimo centesimo quinquagesimo oc- 
tavo scriptum, ex donatione domini Ernesti Quilielmi Stom- 
melii, verbi divini ministri maxime venerandi patronique 
fautoris ac praeceptoris mei usque ad cineres colendi, possidet 
Joannes Henricus Saalmüller. R. M. C.« 
Numismatik. 
(Münzauktionen.) Am 20. d. M. beginnen drei 
Münzauktionen, die allerdings an verschiedenen Orten statt 
finden. J. Sch ul man in Amsterdam bringt eine ganze Reihe 
Sammlungen, die unter anderem auch wertvolle deutsche 
Münzen des Rheinlandes enthalten, H. S. Rosenberg in 
Hannover bietet hauptsächlich neuere deutsche Oepräge aus, 
und Adolf Heß' Nachfolger in Frankfurt a. M. versteigert eine 
sehr schöne Reihe Aes grave (97 St.) und eine noch schönere 
(1450 Stück) Konsularmünzen, durchwegs trefflich erhaltene 
und zum Teil sehr seltene Stücke. Am 3. Juni folgt dann Sally 
Rosenberg in Frankfurt a. M. ebenfalls mit mehreren 
Sammlungen, darunter eine der in Deutschland selten ange 
botenen Münzen der Vereinigten Staaten und eine hübsche 
Folge meist neuer Kölner. 
(Die Münzsammlung Th. Kirsch.) Die Ver 
steigerung der Münzensammlung des verstorbenen Abgeord 
neten Th. Kirsch (Düsseldorf), welche kürzlich unter Lei 
tung der Firma Adolf C. Cahn in Frankfurt stattfand, hatte 
eine große Anzahl rheinischer Museumsdirektoren und Samm 
ler angelockt. Es entwickelte sich daher ein lebhafter Kampf, 
besonders um die mittelalterlichen Seltenheiten der umfang 
reichen Sammlung. Gleich die erste Nummer, ein sehr sel 
tener Denar des Frankenkönigs P i p i n, aus unbekannter 
Münzstätte, brachte 580 Mk., ein darauf folgender Denar 
Karls des Großen, in Rouen geprägt, 32Ü Mk., ein Halb 
groschen des Grafen Bernhard VII. von der Lippe au:i 
dem 15. Jahrhundert 165 Mk., ebensoviel eine Serie von De 
naren der Kölner Erzbischöfe aus der Münzstätte zu Soest 
Einen Essener Groschen der Aebtissin Sofia erwarb das 
Museum der Stadt Essen um 155 Mk., einen in Helmstedt ge 
prägten Weißgroschen des Abtes Konrad von Gleichen 
kaufte das gleiche Museum zu 415 Mk.; die Gesamtserie der 
Münzen der Grafschaft Cleve wurde zu 820 Mk. zuge- 
geschlagen, ein Dürener Turnos des Markgrafen Wilhelm 
von .1 ii lieh wurde vom Museum der Stadt Düren zu 260 Mk. 
erworben; ein Turnos des Reinhard von Schön forst 
(14. Jahrhundert) erzielte 265 Mk., ein bisher unbekannter 
Groschen (Plappart) des Standes S o 1 o t h u r n aus dem 
13. Jahrhundert mit dem Bildnis des heiligen Ursus wurde 
um 380 Mk. verkauft. 
(Barren von H a 1 b e r s t a d t.) Das Münzkabinett 
des Berliner Kaiser Friedrich-Museums in Berlin hat jetzt 
aus einem Halberstädter Münzfunde einige ganz einzigartige 
mittelalterliche Münzen erworben. Es sind zwei volle Barren, 
ein Halbstück und drei Viertel, die laut einem Vertrage des 
Jahres 1382 von den im Sächsischen Städtebunde vereinigten 
Städten geprägt wurden. Unter den Städten sind Hannover, 
Goslar, Braunschweig und Göttingen. Bisher waren von diesen 
Städtebundmünzen überhaupt keine Exemplare vorhanden. 
Im Interesse des städtischen Handels lag ja ein gleichmäßiger 
Betrieb des Geldwesens. So hatte man sich damals über eine 
gleichmäßige Ausprägung der Silberbarren geeinigt. Jede Stadt 
sollte die von ihr ausgehenden Stücke mit ihrem Stadtzeichen, 
dem Zeichen des beauftragten Beamten und einer Krone als 
Vertragszeichen stempeln. Ein Vierteil unter den Erwerbungen 
kennzeichnet sich durch den leopardierten Löwen als Münze 
von Braunschweig. Auf einem anderen erscheint das Signum 
des Wardeins der Stadt Braunschweig. Der eine Barren, der 
195 Gramm schwer ist, hat unter einer Krone mit Lilien 
zierat eine Wolfsangel und daneben einen Ast mit Linden 
blättern. Der Lindenast, unzweifelhaft das Wappen des städti 
schen Silberbrenners, soll wohl darauf deuten, daß der be 
treffende Lindner oder Lindemann hieß. Das Wolfseisen aber 
charakterisiert das Stück als den einzigen bisher bekannten 
Barren von Halberstadt. Als Geschenk von W. H. Mayer in 
Pforzheim erhielt das Münzkabinett 36 Medaillen mit reli 
giösen Darstellungen. 
(Eine chinesische Banknote der Ming- 
Dynastie.) Dem Hamburger Museum für Kunst und Ge 
werbe ist, wie man uns von dort mitteilt, eine besonders gut 
erhaltene chinesische Banknote aus der Zeit des Kaisers 
Hung-wu aus der Mjng-Dynastie (1368 bis 1644) zum Ge 
schenk gemacht worden. Aeußerst selten haben sich solche 
Denkmäler alten Druckes erhalten, nur einige der größten 
Museen, das British-Museum und das Kaiserliche Museum in 
St. Petersburg, besitzen Exemplare, kaum jedoch von so guter 
Erhaltung wie die Schatzanweisung, die jetzt in den Besitz 
des Hamburger Museums übergegangen ist. Der mit gegossener 
Metallplatte hergestellte Schwarzdruck zeigt in ornamentaler 
Einfassung Inschriften, die besagen; »Papiergeld der 
Ming-Dynastic für allgemeine Zirkulation im ganzen Reich. 
Mit Kaiserlicher Genehmigung hat die Schatzkammer diesen 
Schein Ta-Ming Pao-Chao ausgestellt und verordnet, daß er 
gleich Kupfermünzen zirkulieren soll. Wer ihn ver 
fälscht, wird enthauptet, und wer es anzeigt oder den Fälscher 
verhaftet, bekommt eine Belohnung von 250 Taels in Silber 
und außerdem das ganze Vermögen des Verbrechers.« Auf 
beiden Seiten sind zehn Schnüre mit aufgereihten Münzen, 
die zusammen den Wert, 1000 kleine Kupfermünzen, andeuten, 
dargestellt. Auf der einen Seite ist ein großer roter Regie 
rungsstempel, auf der anderen Seite sind deren zwei aufge 
druckt. Daß in China schon im Mittelalter Papiergeld auf 
schwärzlichem, aus dem Bast des Papiermaulbeerbaumes her 
gestelltem Papier gedruckt wurde, ist übrigens auch der Rcisc- 
beschreibung Marco-Polos bekannt. 
Philatelie. 
(Eine Freimarke zum R e g i e r u n g s j u b i 1 ä u m 
Kaiser Wilhelms,) In den Kreisen der deutschen Brief 
markensammler ist jetzt der Gedanke aufgetaucht, zum Re 
gierungsjubiläum des Kaisers Wilhelm am 15. Juni 1913 eine 
Jubiläumsfreimarke zu schaffen. Bei der Kürze der Zeit 
könnte man sich begnügen, eine Marke in den am meisten 
gebrauchten Werten zu 5 oder 10 Pfennig herzustellen. Zur 
Unterstützung dieser Idee hat Philipp Ko sack, der Ver 
leger der »Briefmarken-Zeitung«, für den zur Ausführung sich 
eignenden Entwurf aus freiem Wettbewerb einen Preis von 
500 Mark gestiftet. Zeichner wie Preisträger behalten freies 
Verfügungsrecht über die Entwürfe, die bis zum 1. Oktober 
1912 angenommen werden. Die sogenannten »Reichsmarken«, 
die jetzt in Gebrauch sind, entsprechen nach vieler Leute 
Meinung nicht dem Grade von Schönheit, den man bei einer 
Marke des Deutschen Reiches fordern darf. Die Zeichnung 
des Germaniakopfes auf den Marken ist roh, verschiedene 
Einzelheiten, wie zum Beispiel die geschwollene Wange und 
die überderbe, anscheinend schmutzige Hand der Germania 
am Schwertgriff sind nur geeignet, den Eindruck des Plumpen, 
Unschönen zu verstärken. Es wäre zu befürworten, daß die 
deutschen Staaten, welche die Reichsmarke verwenden, sich 
bei einer so passenden Gelegenheit, wie sie das Regierungs- 
jubiläum des Kaisers bietet, von den hausbackenen Germania 
marken befreien und sich dafür etwas wirklich Geschmack 
volles leisten. An guten Beispielen und Vorbildern fehlt es 
wirklich nicht. Manche Wehrschatzmarke der Deutschen in 
Oesterreich, manche der jetzt so eifrig gesammelten Siegel 
marken zeigt, wie man schöne gute Bilder in kleinen Raum 
bannen kann. 
(Die Marken des englischen Kongresses.) 
Aus London wird uns geschrieben; Anläßlich des jetzt in
	        
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