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Objekt: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 3, 4 und 5)

In dieser Art der Technik zeichnete sich besonders die Stadt Trapani 
aus, wo auch der Meister dieser Schule, der in der zweiten Hälfte des 
XVII. Jahrhunderts arbeitete, Matera, geboren wurde, „den selbst J. Burck- 
hardt im Cicerone als Künstler rühmt", wie G. Hager fast verwundert 
erwähnt. Auch unsere Gruppe gehört diesem Kreise und dieser Zeit an. 
Aus Böhmen stammt ein prachtvoll geschnitztes Altarmodell aus der 
Barockzeit mit reicher Architektur und ligürlichem Schmucke, in dem der 
heilige Wenzel als Hauptfigur in der Mitte aufgestellt ist. (Das Modell ist 
120 Zentimeter hoch.) (Abb. 24.) 
Unter einem von vier reichgegliederten Pfeilern getragenen Baldachin 
steht der Altar mit reichern Pfianzenomament an der Vorderseite geschmückt. 
Das Tabernakel wird von Wolken mit Engelsliguren umgeben und hat an 
der Tür einen Christus am Kreuze in Relief. Zwischen den rückwärtigen 
Pfeilern ist die Figur des heiligen Wenzel in Rüstung mit Krone und fliegen- 
dem Mantel aufgestellt, neben ihm je eine große geflügelte Engelsfigur auf 
Wolken und vor den Pfeilern im Vordergrunde die Gestalten zweier Bischöfe. 
Auf den Pfeilern ruht ein mächtiges Gesimse in reicher Protilierung, an dem 
der Baldachin und ein Aufbau mit den Figuren der Trinität, Gott Vater, 
Gott Sohn und der heilige Geist angebracht sind. Auf dem Baldachin und 
den beiden Eckpfeilern sitzen allegorische Figuren, nach der Gruppe der 
Trinität hinkomponiert. Allenthalben finden sich Spuren weißer Farbe an 
diesem Modell. Die Figuren sind nur in großen Zügen angegeben, die 
Details nicht durchgearbeitet. 
Nach der Angabe des früheren Besitzers dieses Modells, des Bildhauers 
Karl Wilfert in Eger, wurde, es von seinem Vater, der ebenfalls Bildhauer 
war, in Eger erworben. Als dieser im Vereine mit dem Architekten Ohmann 
die Restaurierung der Dreifaltigkeitssäule in Teplitz, eines Hauptwerkes des 
Bildhauers Matthias Braun (geboren zu Innsbruck 1684, gestorben zu Prag 
1738), durchführte, gelangten sie zu der Überzeugung, daß das Altarmodell 
eine eigenhändige Arbeit M. Brauns sei. Matthias Braun von Praun ging 
x6g8 nach Italien, 1704 nach Tirol und lernte dort Franz Anton Grafen von 
Sporck (gestorben 1738) kennen, der ihn auf seinen Gütern zu Kukus und 
Neu-Lissa in Böhmen durch mehrere Jahre beschäftigte, bis der Künstler 
sich im Jahre 1710 zu Prag niederließ, wo er für die Grafen von Kinsky, 
Buquoy, Gallas, Herzfeld, Thun und Waldstein, ferner für verschiedene 
Klöster, Kirchenvorstände und Private viele Arbeiten vollendete. Brauns 
Arbeiten wurden auch im Auslande bekannt. Er folgte einem Rufe nach 
Dresden, wo er einige Sommer arbeitete. Karl VI. ließ ihn nach Wien 
kommen und ernannte ihn mit ansehnlichem Gehalte zum I-Iofbildhauer. Da 
aber seine Gesundheit in Wien litt, kehrte er nach Prag zurück, wo er bis 
zu seinem Tode verblieb. 
In Hlawenetz in Böhmen steht ein von Matthias von Braun geschaffenes 
Denkmal Kaiser Karls VI., an der Stelle, an der der Kaiser dem Grafen 
Sporck im Jahre 1724 den St. Hubertus-Orden überreichte, das uns eine enge
	        
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