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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 11
ginnt mit den Worten: »Ihres treuen Herzens stets gleich
tiefer Schmerz um mein heißgeliebtes Kind findet seinen
innigen Dank in dem meinigen, Baronin, denn unaus
sprechlich wohltuend ist es, den Widerhall des eigenen
tiefsten Leides in jenen wiederzufinden, die ihm nahe
standen und die ihn liebten.«
Tegetthoff äußert sich in einer Zuschrift aus
Hasana, 3. August 1866, sehr melancholisch über die poli
tische Lage: »Traurig, traurig« — so bemerkt er unter
anderem — »daß die Zukunft unseres großen schönen
Vaterlandes so düster aussieht.« Ein originelles Kurio
sum ist ein Schreiben Joachim Haspingers, be
kanntlich neben Andreas Hofer einer der Haupthelden
W a g r a m, die bekanntlich zu einer erbitterten Fehde
der beiden Brüder Erzherzog Johann und Erzherzog
Karl führte.
Die zahlreichen Verehrer Johann Orths werden
nicht ohne Rührung sein Schreiben aus Krakau, 10. Jän
ner 1876, lesen. Es ist dies ein Privatbrief an einen be
freundeten Offizier, der aber auch sehr diskrete Mit
teilungen über seine militärische Stellung enthält. »Es
ist selbstverständlich, daß Sie dasjenige, was ich Ihnen
anvertraut, strengstens für sich behalten . . . Von der
geschickten Durchführung der Komödie hängt unendlich
Vieles ab. Lemberg oder Komorn? Helfen Sic endlich.
Vorläufig teile ich Ihnen nur mit, es ist unerläßlich not-
Fig. 4. Canaletto: Venetianische Ansicht.
des Tiroler Aufstandes 1809. Er schreibt aus Inspruck,
25. August 1809, wörtlich: »Lieber Andreas, im Univer
sitätsgebäude sind viele schöne Bilder von Tyroler
Künstlern. Ich glaube, man muß Obacht geben, daß
nichts davon wegkommt oder beschädigt wird.« Von
dem ehemaligen Reichsverweser von Deutschland, Erz
herzog Johann von Oesterreich, kommen neun
zehn ganz eigenhändige Briefe mit Unterschrift an den
bekannten österreichischen Historiker Josef Freiherrn v.
Hormayr zur Versteigerung. Sie sind datiert vom
20. Juli 1808 bis 2!. September 1812 und umfassen nicht
weniger als 35 engbeschriebene Seiten. Diese Korre
spondenz rührt aus der Zeit her, in der sich Erzherzog
Johann vorwiegend militärisch betätigte und ist mili
tärisch und politisch von großer Wichtigkeit. Ein Brief
vom 26. Dezember 1809 enthält eine ausführliche Schil
derung seiner Teilnahme an der Schlacht von
wendig, daß man an die Wirklichkeit meiner Krankheit
chronischer Rachenkatarrh — glaubt.«
Für die Persönlichkeit des Staatskanzlers Fürsten
Metternich ist ein im Jahre 1848 verfaßter, zwölf
Seiten langer Brief bezeichnend. Dieses »An mein lieber
Fürst« gerichtete Schreiben gibt ein sehr eingehendes
Expose über seine Herrschaft Johannesberg, für die er
sich bekanntlich hartnäckig weigerte, die ziemlich be
trächtliche Steuer an das Herzogtum Nassau zu zahlen.
Natürlich stellte er den Fall ganz zu seinen Gunsten dar,
er erwähnt darin auch verschiedene gegen ihn gerichtete
Zeitungsartikel, unter anderem einen aus dem »New-
york Herald«, der wahrscheinlich aus der Heckerschen
Schule ausgegangen ist. Er schließt seine Betrachtung
hieran anschließend mit folgender Bemerkung. »Werden
Deutsche schlecht, so werden sie stets unter den
Schlechten anderer Länder die Schlechtesten.«