Nr. 12
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 179
Die Münzensammlung des Prinzen Philipp von Koburg.
Prinz Philipp von Sachsen- Koburg und
Gotha, seit mehr als 30 Jahren ein eifriger und sach
verständiger Sammler von Münzen, Medaillen und
Numismatika, eröffnete vor einigen Tagen in seinem
Palais auf der Seilerstätte in Wien eine kleine Aus
stellung, die zirka 1000 Stück umfaßt und Zeugnis von
dem großen Interesse gibt, mit dem der Prinz an der
Erweiterung und Ausgestaltung seiner Sammlung ar
beitet.
Die kleine Exposition umfaßt selbstverständlich
nicht das ganze Münzkabinett, es enthält aber eine Reihe
ungemein wertvoller und seltener Stücke, um die be
deutend größere Sammlungen und Museen das Koburg-
sche Münzkabinett beneiden dürften. Unika sind vor
allem die Elektronstatere von Cyzicus, die aus den
Jahren 450 bis 500 vor Christi stammen und auf bulgari
schem Grund und Boden gefunden wurden. Die Samm
lung des Prinzen Koburg zählt sieben solcher Stücke,
von denen jedes einzelne heute einen Marktwert von
vielen tausend Kronen hat.
Besonders interessant sind die mohammedanischen
Münzen, die in ungemein großer Zahl vorhanden sind
und die ganze Entwicklung der orientalischen Münze
darstellen. Ein Stück von großem Wert ist eine Münze
des Propheten Mohammed aus der zweiten Hälfte
des 7. Jahrhunderts, die überhaupt in einem zweiten
Exemplar nicht vorhanden ist, ferner eine Münze des
Gegenpropheten M u s e 1 i rn a. Die Vitrine enthält
weiters persische, indische und türkische Münzen aus
allen Epochen, Zeiten und von allen Herrschern, Abdel
Melik Meran 684 nach Christi, Mahmud II. von
Persien, Prägungen der indischen Kaiser und der Sul
tane von Delhi .um 725, christlich-arabische Münzen,
darunter solche von A 1 f o’n s VIII. von Kastilien aus dem
Jahre 1158 und Berengar Raimund I. von Bar
celona aus dem Jahre 1118. Die Münzen dieser Epoche
sind durchwegs Goldprägungen und haben nebst dem
Sammler- auch bedeutenden Goldwert.
Nennenswert sind ferner brasilianische Notmünzen,
die aus dem Jahre 1757 stammen und die Form von
kleinen geprägten Goldbarren haben, mehrere seltene
Medaillen, darunter zwei Exemplare Friedrich II.
von Sachsen-Neugotha auf die Erwerbung des
Schwarzburg-Gothasclien Münzkabinetts aus dem Jahre
1712, Zehndukatenstücke aus dein 16. und 17. Jahrhun
dert, ungarische Münzen von Christoph B a t h o r y,
R a k o c z y, Michael A p a f i, ein Fünfzehndukatenstiick
von W 1 a t i s 1 a w II. von Ungarn und viele andere.
Das Interesse aller Sammler werden auch die arabi
schen Miinzglasgewichte erwecken, die zur Ueber-
prüfung des richtigen Gewichtes der Goldmünzen dienten
und mit ungemeiner Genauigkeit gearbeitet sind, die
mohammedanischen Kupferdrucke, die seltene Bilder, die
Mond- und Planetendarstellungen aufweisen. Daß auch
die europäischen Staaten in ganz ausgezeichneten Exem
plaren vertreten sind, ist bei einem fürstlichen Sammler,
der, als Angehöriger eines Geschlechtes, das auf fast
allen Thronen Europas eine hervorragende Rolle spielt,
selbstverständlich.
Dr. Karl Hofmeier, der Konservator des Münz
kabinetts des Prinzen, der auch eifrig an der wissen
schaftlichen Publikation der arabischen Münzschätze des
herzoglichen Münzkabinetts arbeitet, hat die Ausstellung,
die eigentlich eine Goldmiinzenausstcllung genannt zu
werden verdient, in musterhafter Weise arrangiert.
Die Schlußauktion Charles Wertheimer.
Von Sil Vara (London).
C h r i s t i e hatte vorige Woche wieder einmal einen
großen Tag. Es wurden die letzten schönen Reste der Samm
lung des im Vorjahre verstorbenen Charles Wertheimer
versteigert. Die wertvollsten Bilder seines Hauses in Park
Lane, die lebensgroßen üainsborough und Hoppner, die Rey
nolds und Raeburn waren allerdings schon vorher privat ver
äußert worden, aber es blieben noch einige Objekte übrig, die
genügend Anziehungskraft besaßen, um den grünen, acht
eckigen Auktionssaal in Kingstreet bis auf das letzte Plätzchen
zu füllen. Kopf an Kopf saßen die Leute, umrahmt von einer
dichten Kette von Stehenden. Den grünen Wänden entlang
waren Bänke gestellt und auch dort standen Herren und Damen
— ich sah unter ihnen Artur B a 1 f o u r, der das Parlament
geschwänzt hatte — reckten die Hälse und versuchten wäh
rend der wenigen Minuten, da die einzelnen Käufe sich ab
spielen, das Bild des Objektes gründlich einzusaugen, sich ein
zuprägen, bevor es einen neuen Besitzer findet, und dann auf
wer weiß wie lange, vielleicht auf Nimmerwiedersehen, der
Oeffentlichkeit entzogen wird. Rund uni das Mahagonipodium,
wo der Auktionator .thront, saßen und standen eng aneinander
gepreßt die Matadore des Kunstrnarktes, neben Herrn Selig
mann aus Paris die Duveen, Agnew, Asher Wertheimer, Sully,
Hodakins, Knoedler, Fox, Colnaghi, Obach und wie sie alle
heißen, urnschwärmt von den Bondstreet-Sternen dritten und
vierten Ranges, den Männern, die nicht in die Arena treten
können, wenn die Riesen kämpfen. Aber sie waren alle ge
kommen, um noch ein letztes Mal die Schätze zu besehen, die
einer der größten unter ihnen und sicherlich der Kühnste,
Großzügigste, Charles Wertheimer, im Laufe der Jahre an
gesammelt hatte.
Die Auktionen selbst gehen bei Christie merkwürdig still
vor sich. Ein Bild oder sonst ein Objekt wird auf das drehbare
Gestell gehoben und dem Publikum gezeigt. Der Auktionator
ruft die Nummer des Kataloges aus und verlangt ein Anbot.
Erfolgt keines, bestimmt er selbst einen Preis, und nun be
ginnt das Ueberbieten. Aber außer der Stimme des Auktionators
wird kein Laut vernommen. Die Herren in den glänzenden
Zylindern, mit den scharfen Zügen und noch schärferen Augen
haben eigene mystische Zeichen, durch welche sie sich dem
Manne auf dem Podium verständlich machen. Ein Heben und
Senken der Augenwimpern genügt vollständig, um dem Wissen
den zu sagen, daß der Kauflustige den letztgerufenen Preis
um hundert Pfund Sterling erhöht; eine kaum sichtbare Be
wegung mit dem Zeigefinger deutet dem Auktionator an, daß
ein auf einer Bank bescheiden im Hintergrund stehender Herr
tausend Guineas für ein Kunstwerk zu zahlen gedenkt; ein
Schütteln des Kopfes schließt dann die Auktion endgiitig und
zeigt an, daß der Bietende sein Limit erreicht hat. Oft stehen