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Nr. 13
Alte Rahmen.
Von Dr. Wilhelm Bode,
Wirklicher Geheimer Rat, Generaldirektor der königlichen Museen (Berlin).
Seitdem das Sammeln von Gemälden und ihre Auf
stellung in Galerien in modernem Sinne begonnen hat,
seit den Zeiten Philipps 11. von Spanien, ist cs das
Bestreben der fürstlichen Sammler gewesen, ihren
Sammlungen durch gleichmäßige Rahmen zu den Ge
mälden einen harmonischen und einheitlichen Charakter
zu geben. So erhielten die Gemälde in der Galerie des
Palazzo Pitti fast durchwegs einen eigenartigen Barock
rahmen, der im Kunsthandel als Pittirahmen bezeichnet
wird. Diese schweren, überprächtig geschnitzten und
vergoldeten Rahmen können gelegentlich den Eindruck
eines einzelnen Bildes heben, die Gesamtwirkung der
Galerie aber beeinträchtigen; daher versah man schon
etwa zwei Jahrhunderte später die Gemälde der
I resdener Galerie mit einem schmalen Goldrahmen im
Stile jener Zeit. Das gleiche geschah, als wieder hundert
i hre später die königliche Galerie in Berlin in den
Raume des Schinkelschen Baues im Lustgarten
aufgestellt wurde. Die Rahmen waren hier von
Schinkel selbst entworfen, zeigen aber im Profil wie
in der Vergoldung und der Technik eine auffallende Ge-
hunderts, deren Erwerbung in Italien in den Sechziger
jahren des verflossenen Jahrhunderts gelang, italienische
Altarrahmen nachbilden ließ. Aber dabei blieb man
stehen; auch wurden die alten Vorbilder für jene Rahmen
kritiklos gewählt und schlecht nachgebildet. Als die
Berliner Galerie vor vierzig Jahren unter die Leitung
Julius Meyers und B o d e s kam, wurde von vorn
herein für eine bessere Rahmung wenigstens der her
vorragendsten Gemälde Sorge getragen. Für die besten
Bilder aller Schulen, nicht nur der italienischen Ge
mälde, wurden Kopien von gleichzeitigen alten Rahmen
Schmucklosigkeit. Die alten Originalrahmen wurden da- |
mals beseitigt und sämtliche Bilder in die neuen, un
schönen Rahmen gesteckt, wofür die für die damalige
sparsame Zeit beträchtliche Summe von 180.000 Mark
aufgewendet wurde. 1
Erst geraume Zeit später und nur allmählich brach
sich die Ueberzeugung Raum, daß jedes Bild nur in
einem Rahmen im Charakter der Zeit und des Landes,
in dem es entstand, zu seiner richtigen Geltung kommen
könne. Auch beweisen die bisherigen Versuche, daß die
Gesamtwirkung der Galerieräume durch die Mannig
faltigkeit der Rahmen keineswegs ‘leidet, sondern ge
hoben wird, da ja die verschiedenen Schulen jetzt in be
sonderen Räumen aufgestellt werden, so daß auch die
Rahmen in den einzelnen Zimmern harmonieren. Diese
moderne Aufstellungsart wurde zuerst in der National
Gallery in London teilweise angewandt, indem man
für die herrlichen italienischen Altarwerke des 15. Jahr-
*) Wfr entnehmen diese interessanten Ausführungen der
eben erschienenen Juninummer der »Amtlichen Berichte aus
den Königlichen Kunstsammlungen«.
big. 3. Antike Bronzepfanne.
angefertigt. Bald aber zeigte sich, daß die Nach
bildungen an Form und Farbe hinter den Erwartungen
zurückblieben; Ersatz fand sich in alten guten Rahmen,
die mit ganz geringen Bildern oder modernen Kopien
nach früher gekauften Gemälden in den Handel kamen
und die billiger waren als die Nachbildungen. Dr. Bode
gab nun den Auftrag, solche alte Rahmen aufzukaufen
mit dem Erfolge, daß jetzt, nach etwa 30 Jahren, die
große Mehrzahl der im Berliner Museum befindlichen
Gemälde und Bildwerke christlicher Epochen mit gleich
zeitigen alten Rahmen, einige mit Kopien nach solchen,
versehen sind und nur noch eine kleine Zahl die früheren
Fig. 2. Rinderkopf aus Tanagra.