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Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 13 
winde von naturalistischer Durchbildung, oder sind ver 
schiedene Embleme, vor allem aber ein eigenartiges Roll 
werk, aufgelegt, das nach den Ornamentstichen des Gold- 
sciimiedes Lutma als »Lutmaornament« bezeichnet zu 
ciden pflegt; ein Gewirr von Knorpeln, Rollwerk, 
Fischen, Vogelköpfcn u. a. m. Diese Rahmen waren den 
Gemälden, die sie einschließen sollten, genau angepaßt; 
zum Beispiel hatten Blumen- oder Fruchtstücke Rahmen 
mit Blumen- und Fruchtdekoration. In den Handel 
kommen solche Rahmen fast nie; die Berliner Galerie 
besitzt ihrer ein halbes Dutzend. Vorhandenen Gemälden 
lassen sie sich nur schwer anpassen und aus demselben 
Grunde auch nur schwer kopieren. Daher hat man in der 
Berliner Sammlung für niederländische Bilder aus der 
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts alte Ebenholzrahmen 
| verwendet, oder solche nachbilden lassen; daneben 
! wurden, um Eintönigkeit zu vermeiden, gleichzeitige oder 
wenig später vergoldete Barock- oder Regencerahrnen 
verwandt. 
Noch ist die Neuberahmung der Berliner Galerie 
nicht vollendet; noch steckt eine Reihe von Gemälden, 
namentlich von den großen Altarbildern, in ihren 
Schinkel-Rahmen oder anderen nüchternen Rahmen des 
19. Jahrhunderts, weil sich passende alte nicht finden 
ließen. Aus demselben Grunde sind manche Gemälde und 
Bildwerke zunächst vorläufig mit alten Rahmen ver 
sehen, die zwar besser sind als die frühere Einrahmung, 
die aber noch nicht genügen. So bleibt noch manches zu 
tun, und nach wie vor wird auf die Erwerbung alter 
Rahmen Bedacht genommen werden müssen. 
Die Neuerwerbungen der Wiener Hofmuseen. 
In diesen Blättern sind bereits die Neuerwerbungen 
der kaiserlichen Galerie in Wien besprochen worden 
(s. Nr. 6 der »Internationalen Sammler-Zeitung«, S. 89); 
wie nun der vorliegende Gesamtbericht über den Zu 
wachs der kaiserlichen Sammlungen zeigt, reihen sich die 
Akquisitionen der anderen Abteilungen würdig denen 
der Gemäldegalerie an. Es ist nicht allein Finderglück, 
das den Hofmuseen zu mancher bedeutsamen Erwerbung 
verholten hat: in allem sieht man die kundige Hand, die 
sorgsam die richtige Wahl zu treffen weiß. 
Dem Berichte entnehmen wir: 
Die Antikensammlungen, bei welchen die 
Einteilung der ephesischen Objekte aus der aufgelassenen 
Ausstellung im Theseus-Tempel eine ziemlich weit 
gehende Neuaufstellung, und im Zusammenhänge damit 
auch die Einreihung einer Anzahl bisher nicht aufge 
stellter Objekte zur Folge hatte, verzeichnen einen Neu 
zuwachs von 163 Gegenständen. Von diesen sind als 
die bemerkenswertesten anzuführen: zwei in Form und 
Dekor einander ähnliche bauchige Tonvasen mykeni- 
schen Stiles mit je drei kleinen Schulterhenkeln und 
ornamentaler Verzierung; ein Rinderkopf aus ge 
branntem Ton, dem III. Jahrhundert v. Chr. angehörend, 
in Tanagra gefunden (Fig. 2); die interessante Bronze 
statuette eines Tänzers in Schrittstellung, mit er 
hobener rechter und gesenkter linker Hand, ein 
archaisch-etruskisches Werk, das in Rom erworben 
wurde; eine zweite Bronzestatuette, einen bärtigen 
Mann darstellend, ein Werk des V. Jahrhunderts v. Chr. 
mit schöner grauer Patina; dann eine Bronzepfanne mit 
einem Handgriff, der in einem Widderkopf endigt, ein 
fein ziselierics Stück aus der ersten Kaiserzeit, angeb 
lich in Makedonien gefunden (Fig. 3); endlich ein 
zylindrisches, aus einem Elefantenzahn geschnitztes Ge 
fäß, welches zwei übereinander angeordnete Tierfriese 
zeigt, irn oberen geflügelte Löwen und Sphinxe, im 
unteren schimärenartige Steinböcke und phantastische 
Flügeltiere, ein seltenes Spezimen der ostgriechischen, 
stark unter orientalischem Einflüsse stehenden Kunst 
des VII. Jahrhunderts v. Chr. 
Außerdem wären zu erwähnen: unter den Stein 
skulpturen ein Marmorkopf des Platon und ein zweiter 
Kopf, wahrscheinlich Claudius; dann das Fragment eines 
Sarkophages mit dem Raube der Kora. Dnter den Ton 
gefäßen : ein ornamental verzierter Lekythos, eine 
Dipylon-Amphora, eine böotische Schale, mehrere 
Kännchen und eine Pelike mit figuraler Bemalung auf 
schwarzem Grunde. Unter den Terrakotten: mehrere 
Lampen, ein Tonstempel mit Darstellung eines Ken 
tauren, der eine Frau raubt. Unter den Bronzen ein 
schöner etruskischer Spiegel mit einer gravierten Dar 
stellung der Dioskuren. die Pygmäe eines behelmten 
Kriegers, mehrere schöne Appliquen und Beschläge, eine 
Kanne mit Sphinx mehrere silberne Schnallen und 
Fibeln; endlich mehrere Kameen und Intaglios von be 
sonderem Kunstwerte, und eine Anzahl schöner Bern 
steinperlen. Für die ägyptische Sa m m lang 
wurde ein altäthiopischer Inschriftstein gewonnen. 
Bei der Münzen- und Medaillensamm- 
1 u n g sind in der Abteilung der antiken und byzantini 
schen Münzen 462 Stücke neu eingelegt worden. Es war 
möglich, hauptsächlich und planmäßig auf die Er 
gänzung der griechischen Reihen aus Kleinasien, dann 
der römischen Familienmünzen und der heimischen Bar- 
barenmiinzen hinzuwirken. Auch ließ sich die Samm 
lung von römerzeitlichen Piombi in erwünschter Weise 
ergänzen. Künstlerisch sind besonders ein schönes Tetra- 
drachmon des ätolischen Bundes (Fig. 4), etwa 279 bis 
169 v. Chr., und ein sehr seltenes römisches Medaillon 
der älteren Faustina (t 141 n. Chr.) mit Darstellung der 
Demeter und des Triptolemos von Bedeutung (Fig. 5). 
Der Abteilung für Mittelalter und Neu 
zeit wuchsen 1316 Stücke zu, und zwar 862 Münzen, 
246 Medaillen und 208 Jetons. Davon kamen 148 Stücke 
als Geschenke an die Sammlung, unter diesen solche 
vom Kaiser Franz Josef I., dem Herzog Ulrich von 
Württemberg, dem Oberststallmeister Grafen Kinsky, 
Herrn v. Skene, den Herren Bahrfeldt, Noß und einigen 
anderen. Die hervorragendste Widmung war jene des 
Herrn Paul v. Schoeller, bestehend aus 11 Münzen aus 
der Auktion von Dubletten der Münzsammlung in der 
St. Petersburger Eremitage, und neun anderen Stücken. 
Von den Objekten dieser letzteren Widmung ist das be 
deutendste ein niederländischer Schautaler von 1477 auf 
Maximilian I. und Maria von Burgund, ein ebenso 
seltenes als kunst- und dynastiegeschichtlich wichtiges 
Stück (Fig. 6). Der gleichen Widmung gehören ferner 
mehrere Goldmünzen österreichischer Herrscher an. Für 
dieses Hauptsammelgebiet wurden auch aus den ver-
	        
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