Nr. 14
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 221
Wien wurden eine überlebensgroße Marmorbüste und ein Wap
penrelief gefunden. Wie festgestellt wurde, handelt es sich um
das Wappen des Grafen Joachim von und zu W i n d h a g, der
im Jahre 1678 starb. Pie Büste dürfte ein Porträt des Grafen
darstellen. Die Funde kamen in das Museum der Stadt Wien.
(.Komische Werkzeuge für Bodenbearbei
tung.) In Gettenau bei Echzell (Wetterau) hat ein Land
wirt beim Pflügen 50 Meter von der Römerstraße zwischen
Echzell und Friedberg auf den sogenannten Kitteräckern eine
Anzahl römischer Werkzeuge für Bodenbearbei
tung gefunden. Es sind etwa 30 Stück meterlange Pflug
scharen und Seche (Vorschneider), Hämmer, Kochgeschirre
und kupferne Kessel.
Museen.
(Ein Schubert-Museum in Wien.) Die Ge
meinde Wien hat das Geburtshaus Schuberts (Wien, IX.
Nußdorferstraße 54) angekauft und zu einem Schubert-
Museum umgewandelt, in dem neben dem reichen Besitz der
Gemeinde an Reliquien des Tondichters wertvolle Leihgaben
von Verwandten Schuberts, Frau Regierungsrat Anna Sieg
ln und und Frau kaiserlicher Rat Wilhelmine Hofbauer,
ferner von der Witwe Nikolaus E> u m b a s, dem Wiener Männer
gesangverein und dem Schubertbuna Platz gefunden haben. Wir
werden noch Gelegenheit nehmen, auf das Schubert-Museum
ausführlicher zurückzukommen.
(Städt. Museum Carolino-Augusteum in
Salzburg.) Unter den Neuerwerbungen des Museums befindet
sich ein vielfacher Dukaten des Erzbischofs Michael Kuenburg
vom Jahre 1559. Die Vorderseite zeigt die Wappenschilde des
Erzbischofs und des Landes, die Rückseite den stehenden heiligen
Rupert. Die Münze, die im Handel bisher noch nicht nachge
wiesen werden konnte, ist, soweit gedruckte Nachweise in Be
tracht kommen, weder in München noch in Wien vertreten. Die
Spende verdankt das Museum seinem Mandatar Herrn Dr. Her
mann Ritter v. Epenstein in Mauterndorf, der die Zahlung
der Münze (über 50Ü Kronen) übernahm.
(Neuerwerbungen der Berliner Musee n.)
Das Kaiser Friedrich -Museum hat für seine Abteilung
christlicher Bildwerke ein fast als Freifigur gearbeitetes kleines
Hochrelief eines thronenden Christus aus dem italienischen
Trecento erworben, das wegen der Beziehungen zu der be
rühmten Bronzetür Andrea Pisanos am Florentiner Baptisterium
ein Werk dieses Meisters genannt werden darf. Das Stück, das
wohl für eine Tabernakeltür oder ein anderes kirchliches Möbel
bestimmt war, stellt Christus als W’eltrichter dar, wie er auf
einer Bank sitzt, mit der Schriftrolle, von der nur die Enden er
halten sind, mit einem verlorenen Zepter. Die in Silber einge
setzten Augensterne sind noch in Resten erhalten. Der Guß ist
sehr solid, die Hauptarbeit bildet aber die Ziselierung. Wie Ge
neraldirektor Wilhelm Bode in den amtlichen Berichten aus
führt, stempeln die ebenmäßige Schönheit der Gestalt, die hoheits
volle Ruhe in der Haltung, Ernst und Milde im Ausdruck den
Christus zu einem Werke des Pisano. Die Erwerbung, die sich
auf diesem Gebiete nur dem Ankauf von Donatellos tamburin
schlagenden Putto vor etwa zehn Jahren vergleichen kann, war
allein dadurch möglich, daß das Stück im Handel verdä c h-
t i g t wurde und die kaufkräftigen Amerikaner es daher nicht
nahmen. Bode aber betont, daß Stii und Erfindung, alte Patina
und alte Legierung, Guß und Ziselierung, Abnützung u. s. w.
jeden Zweifel an der Echtheit ausschließen. — Die Erwerbung von
Josef Olbrichs zeichnerischem Nachlaß für die Bibliothek
des Kunstgewerbemuseums, die diesen seltenen
Schatz vor der Verzettelung bewahrt hat, ist auf Anregung von
Geh. Baurat Professor Heinrich Kayser, vom Ministerial
direktor Dr. L e w a 1 d und Professor Bruno M ö h r i n g durch
Sammlungen bei Kunstfreunden und durch eine Beihilfe des
Kultusministers ermöglicht worden. Einige Kunstmäzeue, Archi
tekten und kunstgewerbliche Firmen haben dazu beigesteuert.
Olbrichs Entwürfe sind nicht nur Vorbilder der Zeichenkunst,
sondern auch einer neuzeitigen Formenwelt überhaupt. Schon
seine ersten akademischen Entwürfe, die unter Hasenauers Lei
tung in Wien in den üblichen Renaissanceformen entstanden,
zeigen eine überraschende Eleganz in der Führung von Feder
und Pinsel. Zur Reife steigert sich dieses Können in den Jahren
1893/94 auf einer einjährigen Studienreise nach dem Süden, von
der hier viele hundert virtuose Skizzenblätter Rechenschaft geben.
Unter der Leitung Otto W agners, des Bahnbrechers moderner
Baukunst, hat er dann sein schmiegsames Talent neuen Aufgaben
dienstbar gemacht. •— Die Freiherrlich von Lipperheide-
sche Helmsammlung des Antiquariums ist jetzt durch Ver
mittlung von Bode um ein sehr kostbares Stück, einen lombardi
schen Bronzehelm, vermehrt worden.
Vom Kunstmarkt.
(Versteigerung der Kunstsammlung Lud
wig Pietsch.) Wie man uns aus Berlin meldet, werden im
Herbst die Kunstschätze des verstorbenen Professors Ludwig
Pietsch bei Amsler und Ruthardt versteigert werden. Die
Sammlung umfaßt Bilder und Graphik moderner Meister. Unter
den Bildern befinden sich Werke von Stauffer (Bern),
Hertel, Meyerheim, S t e f f e c k u. a., in der Graphik-
Serie Arbeiten von Menzel, Manet und K 1 i n g e r.
(Kunstausstellung der Münchener Sezes
sion.) Aus München wird uns berichtet: Von^ Privat
sammlern wurden in der Kunstausstellung der Sezession
folgende Werke an gekauft: Die Oelgemälde »Märchen«
von Professor Julius Dietz in München: »Birken im Moos« von
Th. Th. Heine in München; »Der Maler« von Professor Adolf
Hengeler in München: »Truthühner« von Walter Klemm in
Dachau: »Der Spiegel« von Josef Kühn jun. in München;
»Knaben am Wasser« von Akademieprofessor Christian Lan-
denberger in Stuttgart; »Bei Seefeld (Pilsensee)« von Karl
Theodor Meyer-Basel in München: »Weibliche Figur im
Raum« von Professor Rudolf Nißl in München; »Akt am
Fenster« von Paul Roloff in München; »In der Laube« vor.
Fritz von Uhde +; »Das Modell« von Kurt Ullrich in München;
die Zeichnungen: »Federzeichnungen Nr. 3« von Heinrich Kley
in München; »Schlafendes Mädchen« von Akademieprofessor
I Christian Landenberger in Stuttgart; die Radierungen: »Phan-.
taste« von Professor Aloys Kolb in Leipzig; »Parklandschaft«
(dreimal) von Otto Leiber in München; »Flugplatz Johannis
thal« von Paul Paeschke in Charlottenburg; »Delfter Tor in
Rotterdam« von Ingwer Paulsen in Oberweimar; die Bronze
»Tänzerin« von Theodor Dirksen in Berlin; die Majolika
»Enten« von Bernhard Hoetger in Darmstadt und die Por
zellangruppe »Jagd nach Liebe« von Hans Schwegerle in
München.
(Die Auktion B r e n n f 1 e c k.) Bei der Auktion
Brennfleck in München (s. Nr. 13, S. 207) wurden noch
folgende Preise erzielt:
Handschriften undBüc her: Nr. 85. Antiphonarium
Mk. 155; Nr. 86. Buch um 1454 Mk. 275; Nr. 87. Das Heldenbuch
Mk. 110; Nr. 88. Sebastianus Münster Mk 115.
Deutsche Fayencen: Nr. 92. Knabe mit Vogelnest,
Blaumarke, Rad mit D. Mk. 150; Nr. 93. Knabe mit Vögelchen
Mk. 100; Nr. 94. Das Liebespaar, Blaumarke, Rad mit D.
Mk. 200; Nr. 95. Bauernjunge Mk. 105; Nr. 96. Mädchen vor der
Schlange fliehend Mk. 260; Nr. 97. Mädchen mit Lamm Mk. 145;
Nr. 98. Knabe mit Huhn und Mädchen mit Katze Mk. 155;
Nr. 99. Bübchen rmt Trauben Mk. 60; Nr. 100. Türkischer Trom
peter Mk. 255; Nr. 101. Mädchen mit Blumen Mk. 60; Nr. 102.
Diana Mk. 69; Nr. 103. Der Quacksalber Mk. 135; Nr. 104. Der
Farbenreiber Mk. 1001 Nr. 105. Ballschläger Mk, 140; Nr. 106.
Türkin mit Schirm Mk. 120, Nr. 107. Knabe mit Hund Mk. 65;
Nr. 108. Bübchen mit Aepfeln Mk. 70; Nr. 109. Mädchen mit
Birne Mk. 38; Nr. 110. Rokokodämchen Mk. 65; Nr. 111. Mäd
chen mit Büchern Mk. 66; Nr. 112. Der Bücherwurm Mk. 205;
Nr. 113. Türkin Mk. 460; Nr. 114. Savoyardenknabe Mk. 190;
Nr. 115. Dame mit Königshündchen Mk. 80; Nr. 116. Mädchen