MAK
Seite 242 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 15/16 
Terrier vom Malerpinsel bissige Unnahbarkeit empfangen 
hat. Der andere Spanier, Alonso Sanchcz Coello, 
ist dekorativer, prachtlicberider, darum aber nicht 
weniger repräsentativ: Beweis dessen ein stolzes 
hrndnis der Kaiserin Maria, Mutter Rudolfs II., ein Bildnis 
des Kaisers selbst in jungen Jahren, dann die Ahnenbilder 
der Maria Maximiliana von Pernstcin, einer echtblütigen 
Grandentochter aus dem Hause Mendoza, und ihrer 
Tochter Polyxena von Rosenberg, die schmalwangig- 
blaß aus ihrem weißen, über ein tiefrotes Unterkleid ge 
zogenen Staatsgewand hervorschaut. Aber auch die 
Hausmaler der Familie verdienen Beachtung; dem 
Namen nach unbekannt, haben sie sich mit der Bezeich 
nung Meister der Herren von Rosenberg, der von Loo- 
kowics und der von Pcrnstein, des Peter Vok und der 
Herzogin von Teschcn abfinden müssen, ohne darum 
minder ihre manchmal recht tüchtige und solide Persön 
lichkeit in eindrucksvollen Bildnissen darzutun. 
Den künstlerisch wertvollsten Beitrag aus privatem 
Besitz stellen ohne Zweifel die wundervoll goldroten 
Bronzen des Niederländers Adriaen de V r i e s, des 
berühmten Schülers des Johann von Bologna, dar, die 
der regierende Fürst Johann II. von und zu 
Liechtenstein sein kostbares Eigen nennt. In den 
letzten Tagen der Ausstellung ist zu den beiden lebens 
großen Figuren — der betende Heiland in der Wüste 
und der heil. Sebastian - noch eine dritte, ein Herkules, 
aus dem Besitze der Stadt Prag gekommen. Man steht 
vor diesen technisch vollendeten, in der Erfassung der 
menschlichen Gestalt imponierenden Kunstwerken voller 
Bewunderung. Vom gleichen Meister birgt die Aus 
stellung, abgesehen von dem geliehenen Galeriebesitz, 
reizvoll impressionistische Güßmodelle zu Pferde 
statuetten, die Graf Erwein N o s t i t z zusammen mit 
ein paar äußerst kostbaren kunstgewerblichen Arbeiten 
der Zeit, in einer eigenen Vitrine ausstellt. 
Von dem Vertrauten des Kaisers, dem aus München 
nach Prag übersiedelten Maler Hans von Aachen, 
Schwiegersohn des großen Musikers Orlando di 
Lasso, bringt die Ausstellung natürlich die Werke aus 
den Wiener und Prager Sammlungen, dann aber auch 
ein schönes Bildnis des Kaisers mit dem Lorbeerkranz 
auf dem Haupt aus fürstlich Fürstenbergschem Besitz, 
das Selbstbildnis des Künstlers, einen hochmütig blicken 
den Blondkopf mit kleinem Schnurrbärtchen aus dem 
Besitze des Hofrates Dr. .1 u r i e von L a v a n d a 1 in 
Wien, zwei lachende Knaben von frischer Lebendigkeit 
aus der fürsterzbischöflichen Galerie in Kremsier, eine 
bläßlich-zarte Venus mit Amor von eigenartig perversem, 
salomehaftem Ausdruck des schmallippigen, kirschroten 
Mundes und der etwas schiefgestellten Augen (Eigentum 
des Hofrates Karl J e g 1 i n g e r in Linz), eine schalk 
hafte Kuppeleiszene aus dem Besitze des Grafen 
Bohuslaw Kolowrat-Krakovsky, die mit Dar 
stellungen in Wien und Karlsruhe übereinstimmt, einen 
Christus auf dem Oelbcrge (Besitzer Galerieinspektor 
B e r g n e r), endlich findet man den Künstler unter den 
Ahnenmalern der Herren von Lobkowitz, mit einem 
Miniaturbildnis des Oberstlandhofmeisters Christoph 
Popel von Lobkowics. 
Einer der Ersten, die der Einladung des Kaisers 
Rudolf zur Uebersiedlung nach Prag folgten, war 
Bartholomäus Spranger aus Antwerpen, späterhin 
Prager Bürger und Hausbesitzer, einer der fleißigsten 
Kirchen- und Heiligenmaler jener Zeit. Die Mehrzahl 
seiner Arbeiten ist jetzt im kaiserlichen Besitze; eine 
Wiederholung seines Selbstbildnisses, auf dem der kühne, 
energische Kopf des Meisters sympathisch auffällt, be 
sitzt Fürst Liechtenstein; die heil. Barbara sagte 
dem Maler anscheinend besonders zu, sie findet sich als 
Besitz des Budapester Museums und des fürsterzbischöf 
lichen Konsistoriums in Prag, und zweimal hat sie noch 
Graf Buquoy auf Rosenberg. In der Ausstellung sieht 
man auch das große, etwas trüb gewordene Epitaph des 
Buchdruckers Michael P e t e r 1 e aus der Aegidiuskirche 
in Prag. 
Der Stecher S a d e 1 e r, der Kopist Josef H e i n t z 
sind natürlich auch vertreten. Interessanter ist aber der 
Landschafter Roclant Savery, Holländer von Ge 
burt, unter Rudolf und noch unter Matthias wiederholt 
in Prag tätig, von dem unter anderen Graf N o s t i t z, 
dann Frau Pauline D i e r z e r von T r a u n t a 1 in Linz, 
Fürst Liechtenstein und kaiserlicher Rat Nowak 
in Prag Bilder ausstellen. Seine Landschaften sind be 
lebt von einer oft Leib an Leib gedrängten Wirrnis 
| fremdartiger wilder und zahmer Tiere, Vierfüßler und 
Vögel der Tropen, viele von großer Treue in der Wieder- 
I gäbe, andere phantastisch wie das Einhorn oder die 
fliegenden Drachen. Der Liebling Rudolfs, Jan 
Brueghel, gen. der Samtbrueghel, bietet auf kleinen 
Bildchen, wie dem heiligen Martin aus Raudnitzer Be 
sitz, figurenreiche Illustrationen zum holländischen 
Bauernleben, auf anderen Kabinettstücke der Blumen 
malerei. Die schöne Gruppe »Venus und Amor«, deren 
Zuweisung an den Nürnberger Bronzegießer Benedikt 
Wurzelbauer dem Prager Museumsdirektor Dr. 
Chytil vor einigen Jahren gelungen ist, findet sich aus 
dem Besitze des kunstgewerblichen Museums selbstver 
ständlich auch auf der Ausstellung. Ein Meister, der mit 
Rosa, Grün, Blau und Gelb einen Farbenakkord von 
correggioneskem Reiz zusammenstimmt, ist Matthias 
Gun delach, von dem neben der »Vermählung der 
heil. Katharina« aus der kaiserlichen Gemäldegalerie 
eine Anbetung der Hirten aus dem Besitze des Grafen 
Karl Georg Buquoy sich vorfindet. Endlich sei 
auf die sonderbaren Dürer-Nachahmer, den Nürnberger 
Johann Hofraan n, den Augsburger Daniel F r ö s c h e 1 
und einen dritten, unbekannten, hingewiesen, die am 
Hofe des Dürer-Verehrers Rudolf zu tun fanden. 
Die köstliche Ergänzung der Gemälde bilden in der 
Prager Ausstellung die kunstgewerblichen 
Arbeiten aus rudolfinischer Zeit. Man weiß, welchen 
unvergänglichen Ruhm sich rudolfinische Wissenschaft 
durch den großen Tyeho de Braha erworben hat, der 
in Prag seine bedeutsamen astronomischen Beob 
achtungen angestellt hat. Von den Instrumenten, deren 
sich der Gelehrte bediente, enthält die Ausstellung nicht 
nur den riesigen Sextanten, den E. Habermehl im 
Jahre 1660 verfertigte, sondern auch eine ganze Reihe 
kleiner, mit bewundernswerter Präzision gearbeiteter 
Meßinstrumente, die überdies durch den genannten 
Meister mit künstlerischen Gravüren bedeckt wurden 
und heute noch Anerkennung wecken müssen. Eine Illu 
stration anderer Art zu dem geistigen Leben jener großen 
Epoche sind die mächtigen Notenbücher des Hoforga 
nisten und Komponisten Rudolfs II., Carolus Luyton, 
eines Eigentum der Universitätsbibliothek, das andere 
dem Grafen Kolowrat-Krako wsky gehörig. Nur 
verwiesen kann auf die prachtvollen Medaillen, die herr 
lichen, geschnittenen Gläser, die sauberen Miniaturen 
werden, die jene Zeit in großer Zahl hervorgebracht hat, 
und in denen auch viele der führenden Persönlichkeiten 
jener Epoche im Bilde vor Augen treten. Paulus von 
Vianen, A b o n d i o, Valentin Maler und andere sind 
die Meister. Autogramme Kaiser Rudolfs, Kaiser 
Matthias', Erzherzog Ernst«, des berüchtigten Oberst-
	        
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