MAK
Nr. 15/16 
Internationale Sammler -Zeitung. 
Seite 243 
kämmerers Wolf Rumpf und anderer (sämtlich aus der 
schönen Sammlung Fritz Donebauer, Prag) seien 
zum Schlüsse nicht vergessen. 
Die Ausstellung hat, was in Prag etwas heißen will, 
auch einen Kassenerfolg gehabt: sie zählt zu den meist- 
besuchten sämtlicher von der Gesellschaft patriotischer 
Kunstfreunde in Böhmen bisher veranstalteter Exposi 
tionen. Ohne Zweifel hat sie also, so wie sie ist und ge 
rade in dieser wohl unvollständigen, aber mannigfachen 
Buntheit das Rechte getroffen, um auch in weiteren 
Kreisen Kenntnis und Verständnis für ältere Kunst zu ent 
fachen und zu fördern. 
Die Ausstellung für kirchliche Kunst in Wien. 
Aus Wien wird uns mitgeteilt: 
Ais Eröffnungstag für die unter dem Protektorate des 
Kardinals Fürst-Erzbisehofs Dr. N a g 1 stehende Ausstellung 
für kirchliche Kunst in Wien wurde der 7. September 
d. J. festgesetzt; die Ausstellung wird bis Mitte Dezember 
dauern. 
Es ist dem Ausstellungskomitee gelungen, eine Reihe sehr 
großer Aufgaben aus den zur Verfügung gestellten Mitteln 
fördern zu können. So wird eine ganze Altarwand für eine 
nun fast vollendete Kirche in Ottakring, entworfen vom Archi 
tekten Professor Plecnik, zur Ausstellung gelangen. Das 
riesige Mosaik mit der Darstellung der Sieben Gaben des 
Heiligen Geistes wird nach Entwürfen des Malers und Bild 
hauers Ferdinand Andri von der Tiroler Mosaik- und Glas 
malerei-Anstalt in Innsbruck und Wien ausgeführt; die 
Details des Altars selbst rühren vom Architekten Otto Ad. 
Holub her. Eine große Altarnische für eine Kirche in Ober 
österreich wird mit Relieffiguren und Mosaiken von der Hand 
des Malers Leopold Forstner und des Bildhauers Wilhelm 
B o r m a n n ausgeschmückt. Die Ausführung erfolgt in den 
Wiener keramischen Mosaikwerkstätten. Ein reicher plasti 
scher Altar für eine große niederösterreichiscbe Kirche wird 
vom Bildhauer Heinrich Zita ausgeführt. Ein naturgroßes 
Modell für die Kanzel, die im Dom zu Trient errichtet werden 
soll, geht im Architektonischen auf den Architekten Otto 
Schönthal zurück, während den plastischen Schmuck der 
Bildhauer Alfonso C a n c i a n i und Stefano Zuech durch 
führen. Ein großer farbiger Karton von Professor Rudolt 
Jettmar soll als Unterlage zur Ausführung eines großen 
Gobelins dienen, der für die Kirche Santa Maria Maggiore in 
Trient bestimmt ist, in der bekanntlich das Trienter Konzil 
hauptsächlich tagte; er stellt das Pfingstfest gewissermaßen 
als Vorbild aller Konzile dar. 
Besonders reich werden auf dem-Gebiete der Malerei die 
Schule des Professors Rudolf Bacher, derzeit Rektor der 
Wiener Akademie, lind die Schule des Professors K. Kratt- 
n e r an der Prager Akademie vertreten sein. Soweit die bis 
her fertigen oder in Arbeit befindlichen Werke erkennen 
lassen, wird besonders auch das für Oesterreich so wichtige 
Gebiet der Weberei und Stickerei in hervorragender Weise 
in Erscheinung treten; doch wird auch der hohe Stand der 
Glasmalerei und Keramik, der Metall- und Holzbearbeitung so 
wie der übrigen Gruppen der Kunstgewerbe in Oesterreich 
an zahlreichen und ausgezeichneten Beispielen gewürdigt 
werden können. 
Zu den glänzendsten Goldschmiede-Arbeiten, welche die 
letzten Jahre wohl überhaupt hervorgebracht haben, wird 
eine Monstranz für Mariazell gehören, an der alte Weihegaben 
eine würdige Unterbringung finden sollen, die vom Architekten 
Holub entworfen und vom Goldarbeiter Franz Holder in 
Wien ausgeführt wird. 
Wie schon die erwähnten Beispiele zeigen, wird die 
Ausstellung keineswegs nur Wien berücksichtigen, sondern 
ebenso wichtige und bedeutende Werke aus den, verschiede 
nen Kronländern Oesterreichs bringen; hier sei besonders noch 
auf die reiche Vertretung deutscher und slävisch-böhmischer 
sowie polnischer Kunst hingewiesen, wobei auch die eigent 
liche Volkskunst nicht unberücksichtigt geblieben ist. 
Der Schatz von Poltawa. 
Aus Petersburg wird uns geschrieben: 
Zwei Bauernjungen aus dem Dorfe Malaja Pereschtsche- 
Pina (Gouvernement Poltawa) haben einen archäologischen 
Fund gemacht, der von Mitgliedern der dahin entsandten 
Archäologischen Kommission auf eine halbe Million 
Rubel geschätzt wird. 
Der Fund besteht aus weit über hundert Gegenständen. 
Es sind silberne und goldene Prunkgerät-e, Schmucksachen 
und Waffen, die verschiedenen Zeiten und Ländern ange 
hören und durch irgend einen Umstand gleichzeitig unter 
die Erde geraten sind: ein richtiger Märchenschatz, dem die 
Wissenschaft den nüchternen Namen »Depotfund« beilegt. 
Der Schatz muß im siebenten Jahrhundert ver 
graben worden sein, da von den Münzen, die zum Funde 
gehören, die jüngsten aus dieser Zeit stammen; die ältesten 
Stücke des Fundes gehören aber ins 4. und 5. nachchristliche 
Jahrhundert. 
Das wertvollste Stück ist eine große silberne, mit Gold 
tauschiertc runde Schüssel. Die Mitte nimmt das Christus- 
monogramm ein, um das eine lateinische Inschrift läuft, die 
von der Restauration der Schüssel durch einen leider unge 
nannten Bischof berichtet. Eine griechische Inschrift auf der 
Rückseite gibt das Silbergewicht an. Um den oberen Rand 
der Schüssel zieht sich ein prachtvolles getriebenes Wein 
rankenrelief mit dem christlichen Symbol des Lammes und 
eingesetzten Edelsteinen. Das Prachtstück ist leider von den 
unwissenden Findern zertrümmert worden. 
Das zweite Hauptstück des Schatzes ist eine sassanidi- 
sche Silberschale, die das Reliefbild eines Perserkönigs zeigt; 
die Schale ist, obwohl sie heil gefunden wurde, in einem be 
klagenswerten Zustand in Petersburg allgelangt. Sie ist von 
vorzüglicher Arbeit und zeigt in aufgesetztem Hochrelief 
(bei sassanidischen Schalen sehr selten) de,n König aut der 
Jagd. Man hofft, das Prachtstück aus den Trümmern wieder
	        
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