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Seite 246 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 15/16 
schichte des 15. Jahrhunderts enthalten. Da die meisten 
von ih ui nur in einzigen Exemplaren bekannt und diese 
weit zerstreut sind, so möge zum Schlüsse hier noch 
kurz uwähnt sein, daß eine Gesamtausgabe aller dieser 
Biäucr in Lichtdrucknachbildung vorbereitet und noch 
im Laufe dieses Jahres im Verlage von Karl Kuhn in 
München erscheinen wird. 
Dem Artikel, der der »Frkf. Ztg.« entnommen ist, 
fügt das Blatt noch hinzu: 
Im obigen Artikel wird als ältester Schützenbrief 
ein Ausschreiben der Stadt Nördlingen vom Jahre 1477 
vermerkt. Wir sind nun in der Lage, von einem bedeu 
tend älteren Schützenbrief Mitteilung zu machen. 
Ein Frankfurter Mitarbeiter schreibt uns: 
Fines der ältesten und wertvollsten Stücke in der 
reichen Sammlung schriftlicher Dokumente, die in der 
Historischen Ausstellung zum Jubiläumsschießen 1912 die 
Geschichte des mittelalterlichen Schützenwesens illu 
strieren, ist der Brief der Cronberger Armbrust- 
schützen an die Frankfurter Kollegen mit der Auf 
forderung zur Teilnahme an einem Preisschießen zu 
Cronberg am 6. September 1398. Auf Grund dieser Ur 
kunde hat die Cronberger Schützengesellschaft, deren 
Archiv beim Rathausbrande im Jahre 1792 vernichtet 
wurde, im August 1898 das Jubiläum ihres 500jährigen 
Bestehens gefeiert. Der durch ungemein zierliche, pedan 
tisch exakte Schrift auffallende, ausgezeichnet erhaltene 
Ladebrief hat folgenden Wortlaut: 
1398 Sept. 6. 
Unsern fruntlichen grüß zuevor, lieben gesellen, wir lan 
ucli wißen, daß wir wollen zu Cronenberg schießen urrib eyn 
cleynode als guet als dryzehn gülden uff sant Michels tag 
nehste kompt und sal yederman in der herberge sin uff den 
abent und wollen steen den ersten staut hundert und fünffe und 
ffuffzig .schriede, und wan die Schüße halb gescheen, so wollen 
wir sie brechen mit zehen schrieden neher, und wer der beste 
ist mit derne armbruste, des eigen sal ez sin.dar nach uff den 
andern tag wollen wir schießen um einen appel als gut als 
fiinff gülden, und were den gewynnet, des eigen sal he sin, und 
der staut sal sin vor mittage hundert und virzig schriede, und 
wan die Schüße halb gescheen, so wollen wir sie brechen mit 
achte schrieden neher, und were zu uns körnet, der sal ein 
stracke geieyde han ane geperde, und yederman mag zerren 
in siner herburge, herumb, lieben gesellen, bidden wir uch in 
rechter gesellschaft, daß in zue unserme schimpe komet. geben 
under jungher Henne ingesigel von Cronenberg, des wir uns zu 
dissem male gebrueben, des ich Johan bekennen, feria sexta 
ante festuin nativitatis beate M. virginis. 
Von uns schießgesellen 
zu Cronenberg. 
Den schießgesellen zue Franckenfurd, 
unsern guten frunden. 
Die freie Uebersetzung ins Neuhochdeutsche lautet: 
6. Sept. 1398. 
Zuvor unsern freundlichen Gruß, liebe Gesellen. Wir 
teilen Euch mit, daß wir zu Cronberg an dem auf den 
St. Michaelstag folgenden Tag ein Schießen abhalten wollen 
um ein Kleinod im Werte von dreizehn Gulden. Die Schützen 
versammeln sich abends in der Herberge. Wir stehen zuerst 
155 Schritt (von der Scheibe entfernt), und sind die Schüsse 
zur Hälfte gefallen, verringert sich der Abstand um 10 Schritte. 
Dem besten Armbrustschützen soll das Kleinod gehören. Am 
nächstfolgenden Tage wollen wir um einen Apfel im Werte 
von fünf Gulden schießen, und wer ihn gewinnt, dem soll er 
zu eigen sein. Dieses Schießen beginnt vormittags auf eine 
Entfernung von 140 Schritten, die sich, nachdem die Hälfte 
der Schüsse gefallen, um 8 Schritte verringert. Wer zu uns 
kommt, soll Gefahren ausschließendes Geleit haben und jeder 
mann mag in beliebiger Herberge einkehren. Und nun, liebe 
Gesellen, bitten wir Euch, recht zahlreich zu unserem Feste 
zu kommen. Gegeben unter dem Siegel des Jungherrn Henne 
von Cronenberg, das wir diesmal benutzen, wie ich, Johann, 
bezeuge, in der sechsten Woche vor dem Feste der Geburt 
der Jungfrau Maria. 
Die Schießgesellen zu Cronberg. 
An die Schießgesellen zu Frankfurt, unsere guten Freunde. 
Die Cronberger Schützengesellschaft, deren Grün 
dungsjahr nicht festzustellen ist, nahm an den Frank 
furter Preisschießen von 1422, 1506, 1522, 1556 und 1582 
teil. Bei den großen »Ritterschießen« in Frankfurt 1773 
und 1777 holte sich der Cronberger Schütze Franz 
Diefenbach die ersten Preise. Im Jahre 1813 endete ein 
Streit der Cronberger Schützengesellschaft mit der 
nassauischen Regierung wegen des Schießplatzes mit der 
Aufhebung der Vereinigung. Aber die Verhältnisse waren 
stärker als die Menschen. Als 1815 der Landsturm ein 
berufen wurde, stellten sich die gemaßregelten Schützen 
bis auf den letzten Mann in einheitlicher Uniformierung 
und Bewaffnung, und der Staat, gerührt ob solcher, 
patriotischen Eifers, gestattete gnädig das Weiterbestehen 
der Gesellschaft, die sich heute mit Stolz eine der 
ältesten Deutschlands nennen darf. 
Chronik. 
Autographen. 
(Unbekannte Briefe Christian Gottfried 
Körners.) Jm Kestner-Museum zu Hannover werden in 
der Handschriften-Abteiiung zwei Briefe Christian Gottfried 
Körners an Charlotte Schiller aufbewahrt, die ein 
weiteres Zeugnis ablegen für die Treue, die dieser seltene 
Mann seinem großen Freunde und nach dessen Tode der Fa 
milie bewahrt hat. Beide Briefe sind unbekannt und werden 
nunmehr von Dr. Wolfgang Stammler in der »Voss. Ztg.« 
veröffentlicht. Der zweite dieser Briefe ist schon nach dem 
Tode Schillers geschrieben. Körner hatte von der Witwe den 
Auftrag erhalten, die Papiere des Dichters zu sichten. Char 
lotte Schiller war damals zu ihren Verwandten gereist und 
in Heidelberg mit ihrem Sohne Karl zusammengetroffen. Körner 
schreibt an sie aus Dresden, 14. Oktober 1810: »Empfangen 
Sie meinen herzlichen Dank für die umständlichen Nach 
richten von Ihrer Reise, und für das Schillersche Gedicht. 
Letzteres war mir noch unbekannt, gehört aber in die Claße, 
die nur seinen Freunden mitzuteilen ist. Fs freut mich, daß 
Ihnen auf dieser Reise doch manche Aufheiterung zu Theil 
geworden ist, daß Sie für den künftigen Aufenthalt Ihres 
älteren Sohnes das Beste zu hoffen Ursache haben, und daß 
Ihrer Gesundheit diese Bewegung und Zerstreuung gewiß zu 
Statten kommen wird. In dem Alter Ihres altern Sohnes 
kommt freylieh auf den eigenen Charakter das Meiste an. 
Den Eltern ist nicht zu verdenken, daß sie Freunde und Be 
kannten zur Aufsicht anstellen, aber auf diese Maasregeln ist 
nicht sehr zu rechnen. Jeder gesunde und rüstige Jüngling hat 
einen Trieb zur Unabhängigkeit. Wird sie ihm nicht frey 
willig eingeräumt, so sucht er sie zu erlisten oder zu er 
kämpfen. Meine Methode war immer, die Selbständigkeit
	        
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