Nr. 15/16
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 231
Meine Porzellansammlung.
Von Riza Thalberg (Wien).
Ich bin schon als Mädchen auf das Sammeln von
Antiquitäten sozusagen trainiert worden: Denn mein
Vater konnte absolut nicht das Wort »Auktion« hören,
ohne in Träumereien von großen Einkäufen edler antiker
Gegenstände zu verfallen. So habe ich schon in meiner
Fig. 4. Vase aus Schlaggenwald.
Kindheit besonders viel von altem Porzellan und
schönem Silber reden gehört und mit der Zeit verstanden,
daß man sich an den feinen Linien, an den klassischen
Formen und an den Freuden des Einkaufes, des müh
samen Aufspürens begeistern kann. Als ich heiratete, traf
es sich sehr glücklich, daß meine Schwiegermutter von
der gleichen Sammlerleidenschaft w ie mein Vater beseelt
war; sie aber konzentrierte sich auf altes Porzellan und
antike Spitzen, von denen sie mir im Laufe der Zeit
vieles schenkte.
Gleich als ich meine Wohnung einrichtetc, war es
mir ein erlesenes Vergnügen, in Vitrinen und Glas
schränken meine Schätze so unterzubringen, daß es mir
bei jedem Gang durch die Zimmer gegönnt war, einen
liebevollen Blick darauf zu werfen. Mit der Zeit wuchs I
meine Sammlung und mit ihr auch mein Verständnis i
für die Schönheit, für Echtheit der Gegenstände und für !
die Kniffe der Verkäufer. Ich hatte mich in der ersten j
Zeit natürlich wie jeder Anfänger so manches liebemal |
düpieren lassen. Aber durch Schaden und Vergleiche der .
eigenen Schätze mit denen der Bekannten und öffent
lichen Sammlungen und Auktionen wird man mit der j
Zeit klug, und so konnte ich nach und nach alle Stücke,
deren Echtheit ich zu bezweifeln einige Ursache hatte,
aus meiner Sammlung ausmerzen und sie durch zweifel
los echte Stücke ersetzen. Meine Sammlung umfaßt heute
hundertundneunundsechzig Stücke, unter denen sich
einige ganz seltene Porzellane, altdeutsche und eng
lische, französische und italienische, befinden. Den
Clou meiner Sammlung aber bildet das Altwiener Por
zellan, das ich in edlen Stücken aus der Altwiener Ma
nufaktur präsentieren kann. Vor siebzehn Jahren habe ich
mit meinen Sammlungen begonnen und so manches
Stück, das mein Vater noch um einen Pappenstiel bei
irgend einer Gelegenheit erstand, hat heute seinen Wert
verzehn- und verzwanzigfacht.
Die zw'ei Lieblingsstücke meiner Sammlung sind
allerdings nicht Altwien. Das eine ist eine uralte silberne
Lichtputzschere, die in getriebenem Silber gearbeitet ist
und deren zwei Teile ein kleines Kästchen umschließen,
in welches der abgeschnittenc Docht hineinfiel. Die Licht-
putzscherc ruht auf einem Gestell mit silberner Unter
tasse. Ich sehe sie zu gerne an; kommen mir dabei doch
immer Gedanken über ihren früheren Besitzer. Ich stelle
Fig. 5. Vase. Altwien.