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Internationale S am mler-Zeitung.
Nr. 17
Untergänge entrissen wurde. Sie ist ebenfalls wie die des
British Museum am Anfänge des 4. Jahrhunderts n. Chr. ge-
S c;- • cn. Professor Wessely hat den interessanten Text ent
ziffert, kritisch erläutert und mit einer Einleitung über die
paläographische, orthographische und grammatikalische Eigen
art versehen. Demnach besitzt auch Wien ein Fragment jener
seltenen koptischen Uebersetzung des Neuen Testamentes.
Numismatik.
(Die Sammlung Karl Andorf er.) Wie wir er
fahren, gelangt die numismatische Sammlung des kürzlich ver
storbenen Wiener Sammlers Karl Andorfer am 7. Oktober
im Berliner Kunstauktionshause Gebr. Heilbron zur Ver
steigerung. Andorfer, der bekanntlich mit Epstein das Werk
»Musica in nurnrnis« verfaßte, besaß eine besonders reichhaltige
Sammlung von Musikermedaillen. Eine weitere Spezialität
bildete seine Sammlung von Münzen und Medaillen Kaiser
J o s e f II.
(Die Medaille auf die Wiener Frühjahrs
ausstellung.) Die Erinnerung an die »Allgemeine Früh
jahrsausstellung«, die im Mai d. J. in Wien stattfand, wird
durch eine reizende Medaille festgehalten, die von der Meister-
Fig. 6. Freiherr von Bienerth.
hand Ludwig H u j e r s herrührt. Der Avers zeigt das nach der
Natur modellierte und vorzüglich gelungene Porträt des Statt
halters in Niederösterreich, Dr. Richard Freiherrn von
Bienerth, der das Protektorat der Veranstaltung über
nommen hatte, mit einer bezüglichen Umschrift (s. Fig. 6), der
Revers trägt die Inschrift »Allgemeine Frühjahrsausstellung«
Wien 1912. Veranstaltet Vom Wiener Gewerbe I Und Handels
Verein I Für Den III. Bezirk I In Wien I Ehre Dem Ehre I
Gebührt.
(Erinnerungsmedaille an KönigEduard VII.)
Im März d. J. wurde im Park des Hotels Metropole in Cannes-
Eden, in dessen Räumen der 1910 verstorbene König
Eduard VII. schon als Prinz von. Wales wiederholt weilte,
eine vom Bildhauer Toni Szirmai vollendete Erinnerungs
tafel mit dem Porträt des verstorbenen Königs enthüllt. Zur
Erinnerung daran hat der Künstler eine Medaille modelliert,
die den an der Feier beteiligten Persönlichkeiten zum An
denken überreicht wurde. Die Medaille trägt auf der Vorder
seite das unten von einem Lorbeerzweige abgeschlossene
Brustbild des Königs v. 1. im konkaven Felde und im oberen
Halbrunde die Umschrift: EDWARD VS VII — 1841 — 1910.
Vor dem Porträt aber in vertiefter Schrift den Namen des
Künstlers: SZIRMAI. Auf der ebenen Rückseite befindet sich
innerhalb eines aus Palmen-, Lorbeerzweigen, Kleeblättern un.1
Disteln gebildeten Kranzes die Inschrift: INAUGURATION
DE LA PLAQUE I COMMEMORATIVE | DE S. M
EDOUARD VII I PARC DE L’HOTEL METROPOLE |
CANNES-EDEN j PRESIDEE ! PAR S. A. I. MGR. LE GRAND
DUC MICHEL DE RUSSIE ! 24 MARS — 1912. Darunter
eine Tafel mit eingravierter Widmungsinschrift: A | M
HOMMAGE DE L'AUTEUR. Die Medaille hat einen Durch
messer von 60 Millimeter.
(M ii n z e n f u n d.) Von einem interessanten Münzen-
iunde berichtet der »Erfurter Allgemeine Anzeiger«. Auf dem
Gelände des Schlachtfeldes bei Roßbach wurden zwei inter
essante Münzen gefunden. Die eine, in der Größe eines Talers,
zeigt das Bildnis des Marschalls Moritz von Sachsen
mit der lateinischen Inschrift: Mauritius Dux Saxoniae et Cur-
landiae. Auf der Rückseite befindet sich eine Abbildung seines
Qrabmales im Dome zu Straßburg, wo er beigesetzt wurde.
Die zweite Münze, aus Silber, in der Größe eines Mark
stückes, zeigt das Bild der Königin Elisabeth von Eng
land aus dem Jahre 1601. Das Interessante an der Münze
ist, daß die Inschrift lautet: Elisabeth regina Angliae et Fran-
ciae. — Auf den Titel »König von Frankreich« verzichteter
bekanntlich die Könige von England lange Zeit nicht, trotz
dem sie ihre Besitzungen in Frankreich längst verloren hatten.
(Bulgarische Jubiläumsmedaillen und
-M ütize n.) Aus Anlaß des 25jährigen Regierungsjubiläums
des Königs Ferdinand von Bulgarien hat die bulga
rische Regierung eine Erinnerungsmedaille prägen lassen und
gleichzeitig seine ersten Goldmünzen ausgegeben. Mit der
Ausführung der Erinnerungsmedaille und der Münzmodelle
wie auch mit der künstlerischen Arbeit an den Urstempeln und
Urstanzen für die Münzenprägung wurde Professor Rudolf
Marschall in Wien betraut. Die Jubiiäumsdemaille ist
eine Monumentalmedaille von 90 Millimeter im Durchmesser.
Sie wurde in 20>.000 Stücken, teils vergoldet, teils patiniert, aus
geprägt. Die Aversseite trägt das vom Künstler nach der
Natur modellierte Porträt des Königs, das schart im Profil
nach links genommen ist. Das Profil ist in seinen Details un-
gemein lebensgetreu gelungen. Die hohe, kluge Stirn, das
scharfe, große Auge, die energisch vorspringende Nase und
der Spitzbart geben den Ausdruck von der Kraft und der
Energie, von dem Zielbewußtsein und der Weitklugheit dieses
mächtigsten unter den Balkanfürsten voll wieder. Die Me
daille zeigt den König in reichem Uniformrock mit dem Gol
denen Vlies und dem Stern des Cyrill-und-Methud-Ordens.
Ueber die rechte Rundung der Medaille läuft die Inschrift
»Ferdinand I. Zar der Bulgaren«. Die Reversseite trägt das
bulgarische Staatswappen. Um das Staatswappen ist die In
schrift geprägt: »Erinnerung an die fünfundzwanzigjährige
glorreiche Herrscherzeit 1887—1912.« Die Goldmünzen, die im
Werte von je hundert und je zwanzig Lewa ausgegeben wur
den, zeigen das Datum der Unabhängigkeitserklärung: 22. Sep
tember 1908. Es wurden 5000 Münzen zu je 100 und 75.000 zu
je 20 Lewa ausgeprägt, im ganzen also 2 Millionen Lewa.
Die Ausprägung wurde zum Teil vom Wiener, zum anderen
vom Kremnitzer Münzamt besorgt.
(Erinnerungszeichen an die Wiener F 1 u g-
w o c h e.) Der k. k. Oesterreichische Aero-Klub hat nach Be
endigung der Wiener Flugveranstaltungen im Juni d. J. eine
Erinnerungsmedaille prägen lassen, die von dem Medailleur
üurschner entworfen und in Bronze ausgeführt worden ist.
In der letzten Ausschußsitzung beschloß der Klub, solche Me
daillen allen jenen zu überreichen, die den aviatischen Ver
anstaltungen reges Interesse und Förderung angedeihen ließen,
und zwar den Mitgliedern des Arbeitsausschusses, dem Preß-
komitee, den Spendern, den mitwirkenden Aviatikern, schließ
lich den Mitgliedern der Federation aeronautique internatio
nale, die bei den Sitzungen in Wien anwesend waren. Die
Ausgabe der Medaille ist am 26. August erfolgt.