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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 17
Wehns; -. -etu er. sich in Porto. Longone ein. Zu seinem
Somme :. bestimmte er . das herrlich gelegene San Martine,
das nfalls gründlich umgebaiit wurde. Während de;
!’• .niesten Jahreszeit aber flüchtete er mit seinem Hofe nach
d o n n a, einer Einsiedelei, die am Abhange des Monte
Capanna gelegen war. Hier war es, wo er den geheimnis
vollen Besuch Marie Walewskas empfing, die mit seinem
illegitimen Sohne Alexander W a 1 e w s k i, dem späteren
Minister des dritten Napoleon, erschienen war. Auf Elba hat
der Korse wirklich noch wie ein Kaiser regiert, von einer un
ermüdlichen Schaffenskraft beseelt und um die kleinsten
Kleinigkeiten seiner »Armee«, seiner »Märine« und seines
Hofstaates bekümmert. Er hielt an seinem neuen Hofe streng
auf Etikette, und die vier Millionen, die er aus Frankreich
mitgenommen hatte, verstatteten ihm eine ganz anständige
I.uxusenttaltung. Uns interessiert hier indes nur das weitere
Schicksal des Landhauses San Martino, das nach Napoleons
Anordnungen ausgestattet wurde. Der Kaiser vererbte es zu
erst auf seinen Sohn, den König von Rom. Nach dessen
Tode kam es in den Besitz Marie Luisens, die der Kaiser
vergebens auf Elba erwartet hatte. 1851 erwarb es Fürst D e-
midow, der Gemahl Mathilde Bonapartes, der Schwiegersohn
des Königs »Lustik«. Fürst Demidow hat das Andenken Na
poleons in Ehren gehalten und ihm ein eigenes Museum er
richtet, aber als er starb, ließ sein Neffe Paul Demidow alle
Reliquien versteigern. Diese Auktion fand am 15. März 1882 in
Florenz statt. Die Kokarde, die der Kaiser bei seiner Ankunft
in Elba getragen hatte, brachte es auf 290 Franken, ein
Nezessaire der Fürstin Elisa auf 330 Franken, eine Tasse Na
poleons gar nur auf — 10 Franken. San Martino selbst ging
damals in den Besitz eines reichen Elbaners, des Herrn del
B u o n o, über, der von neuem zu sammeln anfing, aber wohl
nicht mehr allzu viel echte Napoleonika gefunden hat. Insbe
sondere hat man, das dort aufgestellte Bett Napoleons mit
großem Mißtrauen zu betrachten. Es steht fest, daß Napoleon
niemals darin geschlafen hat. Interessanter ist schon das
Fremdenbuch von San Martino, in dem sich als Eintragung
der Königin Alexandra von England die italienischen
Worte finden: »Le sciagure e le allegrezze non vengona mai
sole.« (Die Leiden und die Freuden kommen niemals allein.)
(Gemälde aus mitteldeutschem Museums
besitz.) Oelgemälde moderner Meister aus mitteldeutschen;
Museumsbesitz kommen am 24. d. M. in der Galerie H e 1 b i n g
(München) zur Versteigerung. Ein 203 Nummern umfassende:
Bestand von ungemein großer Mannigfaltigkeit, Man trifft eine
Menge alter Bekannter, die in früheren Jahren in verschiedenen
deutschen Kunstvereins- und anderen Ausstellungen zu sehen
waren. Dieser Umstand verleiht der Sammlung einen gewissen
Reiz. Es sind fast durchwegs Bilder, die Qualitäten besitzen,
und darum fiir den Museunisbesitz erworben wurden. Fast
durchgängig tüchtige künstlerische Leistungen, interessante,
gefällige Vorwürfe; bis auf einen verschwindend kleinen
Bruchteil glückliche, in moderne Innenräume passende
Formate. So hat denn der Uebergang dieser Gemälde aus
dem Museumsbesitz in den Privatbesitz sehr gute Chancen.
Vertreten sind in der Sammlung fast alle Kunstzentren
Deutschlands, besonders stark Karlsruhe und Weimar. Unter
den Karlsruhern seien hier nur hervorgehoben Herrn. Baisch
(3 Arbeiten aus dem Nachlasse), Karl Böhme, V. Weishaupt,
Hans v. Volkmann, Friedr. Fallmorgen. In der Reihe der
Weimaraner ist besonders der Baron von Gleichen - Ru ß-
w urm, der als vorzüglicher Landschafter bekannte Enkel
Schillers, gut vertreten. Daneben Düsseldorf, München, Berlin,
Stuttgart: Klaus Mayer, Heinrich Deiters, Heinrich Hermans,
Prof. Kalckreuth, Otto Piltz, L. A. Kunz, Anders Andersen-
l.undby, Carlos Grethe, Christian Rohlfs, Rieh. Riemer-
schmidt, Paul Schultze-Naumburg, Alfr. v. Schrötter, Eugen
Jettei und viele andere. Auch die Sezession hat hier Re
präsentanten, zum Beispiel ist von Charles T o o b y ein
prächtiges Tierstück mit überaus fein abgestimmter land
schaftlicher Staffage vorhanden. Zu diesem stattlichen Schatz
gut deutscher Kunst tritt eine kleine, aber bemerkenswerte
Gruppe von Werken ausländischer Meister. Am inter
essantesten sind hier die Engländer: William Paton Burtor.,
E. Sherward Calvert, Grosvenor Thomas, James Paterson,
James G. Laing, Alfr. Withers sind zu nennen. Dazu einige
Italiener, wie Ciardi und Corrodi und Künstler anderer Na
tionalität. wie Viktor üilsone, Stanislaus Daczinski und Manuel
Villegas. Wenn auch die großen führenden Namen der neueren
Kunst nicht vertreten sind, so sind doch charakteristische
Arbeiten von hochgeschätzten, vielgenannten Künstlern in so
stattlicher Zahl vorhanden, daß die Auktion das Interesse aller
Freunde moderner Malerei vollauf verdient. Der. Katalog mit
12 Lichtdrucktafeln ist durch Hugo Helbing, München, zu
beziehen.
(Auktion der Kunstsammlung Lippmanns.)
VVie uns aus Berlin gemeldet wird, wird im Herbst die be
rühmte Privatsammlung Geheirnrat F. Lippmanns, des ver
storbenen Direktors des Königlichen Kupferstichkabinettes bei
Lepke versteigert werden. Diese Auktion wird zweifellos in
ternationale Bedeutung haben, denn unter den Kennern sinJ
die Bilder-, Skulpturen- und Kunstgewerbeschätze des ver
storbenen Berliner Museumsdirektors, dessen Namen selbst
internationalen Klang hat, längst geschätzt. Die Sammlung,
die jetzt der Witwe gehört, enthält wenige Stücke, die kunst
wissenschaftlich nicht schon gewertet wären. Unter den Bil
dern, deren. Hauptstücke wiederholt publiziert worden sind,
befinden sich eine frühe Kreuzigung von Quinten Mas sys,
ferner das berühmte kleine Triptychon von Isen hart, der
Auszug der Hagar von Kornelius Engelbrechtsen, das
Hauptwerk des Meisters, außerdem Porträts von Barthei
Beham, Michael W o h 1 g e m u t h, Lorenzo Costa und
Hauptwerke von Hieronymus Bosch (»Anbetung«), Hans von
Kulmbach (»Geburt der Maria«), ln der Reihe der Lipp-
mannschen Skulpturen finden wir unter anderem den Heil.
Stephanus von Michael Pacher — das Gegenstück ist im
Besitze des Innsbrucker Museums — die kleine französische
Figur eines Heiligen aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts,
deren Pendant in Louvre steht, eine fränkische Madonna mit
Kind von 1520 aus der Sammlung Sallet. Zu den kostbarsten
Exemplaren zählt wohl ein Relief von Andrea della R obbia,
»Leda mit dem Schwan«, das einst das Badezimmer des
Cosimo de Medici schmückte. Bux- und Elfenbeingruppe
Terrakotten und. Bronzen schließen sich an. Aus der Samm
lung des Earl A r u n d e 1, des größten englischen Sammlers
des 17. Jahrhunderts, den Rubens und van Dyck verewigt
haben, stammt ein Kehlheimer Steinrelief (Augsburg um 1550),
aus dem Nachlasse Schinkels ein von einem Chorstuhl
des Straßburger Münsters herrührendes Relief »Drachen und
Gänse verschlungen«. Bronzeuhren und Bronzekronen der
Renaissance und hervorragende Möbel vervollständigen dies2
zwar nur 120 Nummern umfassende, aber an erstklassigen
Qualitäten so überaus reiche Sammlung.
(Eine neue Millionen er Werbung Pierpoui
M o r g a n s.) Pierpont M organ hat jetzt für eine Summe
von zwei Millionen Dollars die berühmte Sammlung Georges
Hoentschel in Paris, von der er einen Teil schon vor
drei Jahren erworben hatte, nun ganz angekauft. Im Augen
blick soll die Sammlung noch in Paris bleiben, bald genug
wird sie aber wohl nach Newyork verschifft werden, wohin
Morgan ja jetzt auch seine in London und in seinem Hause
und im Viktoria- und Albert-Museum auigehäuften Schätze
schafien lassen will. Zu der Hoentschel-Sammlung gehört der
berühmte Schrein des hl. Ludwig, in dem das Herz des kreuz
fahrenden Königs, des hervorragendsten Begründers der erb
lichen französischen Monarchie, aufbewahrt wurde. Ob dieser
Schrein, der mit den herrlichsten Emaillen geschmückt ist,
mitverkauft worden ist, scheint allerdings noch nicht festzu-