Nr. 17
Internationale Sammler-Zeitung.
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stehen. Die anderen Hauptschätze der Hoentschel-Sammlung
bestehen aus Relief-Emaillen, aus Limoger Emaillen, Elfen
beinschnitzereien, Reliquiarien aus Kristall, Metallarbeiten,
Holz- und Steinskulpturen, einem Triptychon und anderem
mehr. Das meiste stammt aus dem 13., 14. und 15. Jahrhundert.
Als Perle der Sammlung gilt eine Emailarbeit aus der Braiken-
ridge-Kollektion mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testa
ment, die von Hoentschel vor vier Jahren für 45.000 Dollars
angekauft wurde. Seitdem ist der Wert ganz bedeutend ge
stiegen. Ein ähnliches, aber nicht so schönes Stück befindet
sich im Louvre.
(Fabrik alter Meister in Osaka.) Man schreibt
uns aus T o k i o: Fälschungen von Papiergeld, Staatspapieren,
Aktien und sonstigen Wertpapieren haben die Stadt Osaka, I
das Manchester Japans, schon seit langen Jahren berühmt ge
macht, und es vergeht kein Jahr, in dem in Osaka nicht Fäl
schungen dieser Art ans Licht gebracht werden, ganz abge
sehen von gefälschten und minderwertigen Waren. Neuerdings
hat nun auch die Polizei noch Fälschungen alter Meister der
japanischen Malerei entdeckt, die fabriksmäßig hergestellt
wurden. Eine Anzahl dieser Fabrikanten sind verhaftet wor
den und die Eigentümer »alter Meister« wagen kaum ihre
Schätze zu zeigen, um nicht etwa lang gehegte Illusionen zu
zerstören. Japan besuchende Kunstliebhaber werden daher gut
tun, in Osaka keine »alten Meister« zu kaufen und auch an
anderen Orten recht vorsichtig zu sein, wenn sie etwa der- i
artige Erwerbungen zu machen gedenken. Nach Zeitungs- !
berichten soll übrigens in Paris die Fabrikation »alter
Meister« und von Antiken im allgemeinen auch ein blühender
Erwerbszweig sein. Vor langen Jahren gab es auch in
Königsberg einen Schlossermeister in der Altstadt, der
ganz vorzügliche uralte Ritterschwerter, Streitäxte, Helme,
Rüstungen etc. herstellte, zuerst aus Liebhaberei, und dann,
als man auf seine Arbeiten aufmerksam wurde, auch auf Be
stellung. Er selbst aber hat seine »Antiken« nie als solche
verkauft. Wahrscheinlich bildet das eine oder das andere
Stück von ihm noch heute den Stolz von Sammlungen. In der
Nennung des Namens eines alten Meisters liegt schon immer
eine gewisse Suggestionskraft. Der Käufer sucht einen alten
Meister; der Händler zeigt ihm einen, der aus ganz beson
deren Ursachen billig zu haben ist. Der Käufer ist stolz auf
seine Findigkeit und Sachkenntnis, und — trägt seinen »alten
Meister« beglückt davon. So in Japan, so auch anderswo.
(Kunstverkäufe nach Amerika.) Aus der
Sammlung des königlichen Rates Nemes in Budapest, die
jetzt zum größten Teil in Düsseldorf ausgestellt ist und in
diesem Winter auch in der,Berliner Akademie der Künste ge
zeigt werden wird, hat jetzt das Metropolitan-Museum in
Newyork ein Werk des spanischen Meisters Ribera er
worben, den Tod der Lucretia. Der Preis des Gemäldes soll
mehr als 25.000 Dollars betragen. Auch die große Beweinung
Christi, ein Spätwerk des Brescianer Meisters M o r e 11 o aus
der bei Lepke in Berlin versteigerten Hamburger Sammlung
Weber ist jetzt in das Newyorker Museum gelangt, ebenso ein
vlämisches Altarwerk des 15. Jahrhunderts mit Darstellungen
aus dem Leben der heiligen Godelieve und ein Terrakottarelief
der Maria mit dem Kinde von D o n a t e i 1 o.
Ausstellungen.
Berlin. Große Berliner Kunstausstellung. Bis 29. September.
Dresden. Große Kunstausstellung 1912. Bis 31. Oktober.
Frankfurt a. M. Kunstverein. Ausstellung klassischer
französischer Malerei. Bis Ende September.
Hannover. Große Ausstellung der Allgemeinen deut
schen Kunstgenossenschaft.
Klagenfurt. Ausstellung des Kunstvereines
Köln. Ausstellung des Sonderbundes.
Leipzig. Ausstellung von Originalradierungen des Leip
ziger Künstlerbundes. Eröffnung 15. September.
München. Jahresausstellung. Glaspalast. Bis Ende Oktober.
Venedig X. Internationale Ausstellung. Bis 31. Oktober.
Auktionen.
September. Aachen. Anton Creutzer. Sammlung des
Amtsgerichtsrates K. Strauven (Düsseldorf). Gemälde
alter und moderner Meister.
September. Berlin. Rudolf Lepke. Wissenschaftliche
Bibliothek des verstorbenen Barons Adalbert Lanna (Prag).
Mitte September. Berlin. Gebrüder H e i 1 b r o n. Mobiliar-
und Kunstauktion, Wohnungseinrichtungen, moderne Gemälde,
Schränke, Büfetts, wertvolle Einzelmöbel.
24. September. München. Galerie H e 1 b i n g. Umfangreiche
Kollektion von Oelgemälden moderner Meister aus mittel
deutschem Museumsbesitz.
Ende September. Berlin. Gebrüder Heilbron. Anti-
quitätensammlung des Apothekenbesitzers Aug. Biener
(Prag), wertvolle Gemälde, Kupferstiche, antikes Mobiliar,
ferner aus anderem Besitz Gemälde, Möbel etc., Ethno
graphische Sammlung aus Nordwest-Kamerun.
Ende September. Berlin. Gebrüder Heilbron. Samm
lung japanischer Farbenholzschnitte und Kupferstiche, Ferner
Gemälde- und Kupferstichsammlung aus dem Besitz des Herrn
Artur v. Du da (Prag). Versteigerung der Gemälde- und
Kupferstichsammlung aus dem Besitz des Kunstmalers S.,
München.
Anfangs Oktober. Berlin. Gebrüder Heilbron. Anti
quitätensammlungen, hervorragende Porzellane, Ludwigsburg,
Frankenthal. Gemälde alter deutscher Schule aus bekanntem
Privatbesitz. Wertvolle Sammlung alter römischer Gläser,
Terrakotten, Bronzen.
1. und 2. Oktober. München. Galerie H e 1 b i n g. Textil
sammlung A. Wärndorfer (Wien), vorwiegend alte orien
talische Stoffe, und Antiquitäten aus dem Nachlaß des Pro
fessors Ludwig Voltz (München) und aus anderem Privat
besitz.
8. Oktober. München. Galerie H e 1 b i n g. Sammlung Jak.
Fromm (München). Oelgemäide hervorragendster moderner
Meister, fast ausschließlich der Münchener Schule.
14. Oktober und die folgenden Tage. München. Otto
H e 1 b i n g s Nacht. Münzen und Medaillen des Mittelalters
und der Neuzeit.
Mitte Oktober bis Mitte November. Berlin. Gebrüder
Heilbron. Nachlaß des Erzherzogs Johann Salvator
(Johann Orth), aus seinen Schlössern Orth, Sceschloß, Stöckel.
Schloß und Villa Toskana, bestehend aus altem Mobiliar, Oe-
mälden, Porzellanen, Fayencen, Waffen, Rüstungen, Biblio
thek; ferner aus dem Besitz Schloß Valkenhayn alte Gemälde,
Porzellane, Fayencen, Holzschnitzereien, Plaketten, Wachs-
bossierungen, Zinngeräte und Uhrensammlung.
20. bis 20. Oktober. Berlin. Amsler & R u t h a r d t. Ge
mälde, Aquarelle, Handzeichnungen und Graphik, meist mo
derner Künstler, zum Teil aus dem Nachlasse des Professors
Ludwig Pietsch.
23. Oktober. München. Otto H e 1 b i n g s Nacht. Griechi
sche und römische Münzen,