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Internationale S a m m 1® r - Z e i t u n g.
lieber Weise, die Bücher nicht zu verunreinigen, mul ist von
Entsetzen erfüllt über die Gefahren, welche den schön ge
schriebenen und gemalten Büchern durch schmutzige Hände,
essende, .trinkende und schwatzende Leser, durch Beschmieren
der Ränder oder gar durch Diebe drohen. Die Strafe des
Bannfluches hält er einem solchen Vergehen gegenüber nicht
ftir schwer.
(Deutsche B i b 1 i o t h e k.) Unter diesem Namen ist in
Berlin ein Verlagsunternehmen gegründet worden, das dem
nächst seine ersten Veröffentlichungen auf den Büchermarkt
bringt. Es sind zunächst Neuausgaben klassischer Bücher, die
in besonders geschmackvoller Ausstattung zu dem Einheitspreise
von Mk. 1.— für den in Leinwand gebundenen Band heraus-
gegeben werden. Unter den Mitarbeitern befinden sich: Pro
fessor Dr. Schiiddekopf, Alexander v. Gleichen-Rußwurm, Pro
fessor von der Leyen. Dr. Hugo Leichtentritt, Professor
Martin Rade, Fr. v. Oppeln-Bronikowski, Professor Litzmann.
Dr. Hans Floerke, Dr. Kurt Martens. Will Vesper, Dr. Hans
Heinz Ewers. Professor Ph. Witkop, Dr. Artur Licbert. Dr.
Felix Groß, Dr. Artur Eloesser, Dr. Gustav Mauz, Dr. Robert
v. Erdberg u. a.
Bilder.
(Ein neuer B e 11 i n i - F u n d.) Eine kunsthistorisch
interessante Entdeckung wurde dieser Tage in dem Dörfchen
Riviera unweit Bologna gemacht. Dort befindet sich ein Ora
torium mit dem wundertätigen Bilde einer Madonna, das all
jährlich nur einmal vor! seinem Platze entfernt, in feierlicher
Prozession in die Kirche von Casalino getragen wird und
dort drei Tage lang der Verehrung der Gläubigen überlassen
bleibt. Der Bologneser Professor Gortini hat nun, wie die
»Neue Züricher Zeitung« berichtet, dieses Bild einer genauen
Untersuchung unterzogen und gefunden, daß ein Bändchen am
unteren Rande des Bildes eine Inschrift zeigt, die es unzweifel
haft als ein Werk des berühmten Venezianers Jacopo B e 11 i n i
erkennen läßt. Prof. Cortini verständigte Corrado Ricci, den
Generaldirektor der Schönen Künste, von seiner Entdeckung,
und dieser begab sich .sofort nach Riviera, wo seine Unter
suchung die Feststellung, daß es sich um ein Werk des ge
nannten Malers handle, vollkommen bestätigte. Das Bild ist
ziemlich gut erhalten und wird wohl nach seiner Restaurierung
der kleinen Pfarrei abgekauft werden und in der Gemälde
galerie von Bologna einen Ehrenplatz erhalten. — Hoffentlich
bestätigt auch die weitere Untersuchung des Bildes durch die
Kunsthistoriker die Echtheit dieses Fundes. Bei der geringen
Zähl authentischer Werke von Bellini wäre dieses neue Bild
von großem Werte für die Kunstgeschichtsforsclmng.
(Der Streit um den »Cupido«.) Die kürzlich in
London verbreitete Nachricht, daß sich in der National
galerie ein Werk Corregios aus dem 16. Jahrhundert, ein
»Cupido«, befinde, hat zu einem lebhaften Streit in dortigen
Kunstliebhaberkreisen geführt. Der bekannte Gemäldesammler
C and on behauptet jetzt in einer soeben herausgegebenen
Broschüre, daß er im Besitze des Originals dieses Bildes sei,
während das in der Nationalgalerie befindliche Gemälde nur
eine Kopie des Originals, das einen Wert von mehreren Mil
lionen Mark besitzt, sei.
(Entdeckung von Signorelli-Fresken.) Aus
Perugia wird berichtet: In der Kirche von San Crescentino
in Merra, das zu Cittä di Castello gehört, waren bereits zwei
grandiose Fresken von Signorelli von dramatischer Wucht ent
deckt, die die Geißelung und die Kreuzigung darstellten. Bei
neuen Wiederherstellungsarbeiten, die jetzt vorgenommen
wurden, konnte man feststellen, daß die beiden Fresken von
Ornamentfriesen eingefaßt waren und daß sich darunter ein Ge
sims, auf dem Grau in Grau-Ornamente gemalt waren, befand.
Das Ganze erweckte den Anschein, daß die beiden Gemälde zu
einem ganzen Zyklus gehörten, der dasselbe Thema behandelt,
ln der lat führten nun weitere Untersuchungen zu der Ent
deckung von anderen, höchst bedeutenden Darstellungen, deren
Motive alle aus der Leidensgeschichte Christi entnommen sind.
Nr. 18
Handschriften.
(Eine alt persische Handschrift.) Das Briti
sche Museum in London erhielt für seine Handschriften
sammlung eine wertvolle Zuwendung durch den nationalen
Kunstfonds: ein altes illuminiertes persisches Manuskript. Der
Inhalt besteht in mystischer Poesie und in Erzählungen, die
da§ Aufgehen der Seele in die Unendlichkeit lehren. Die
Illustration zeigt zum Teil in vorzüglichen ganzseitigen
Malereien tanzende Derwische und verschiedene Feste; zum
Teil sind dekorative Elemente in den Text cingefiigt. Die
Wichtigkeit des. Werkes besteht vor allem darin, daß klassisch-
persische Kunst weit früher angesetzt werden muß, als dies
bisher im allgemeinen geschah. Es bestand nämlich die An
nahme, daß die persische Kunst ursprünglich von der chine
sischen geleitet worden sei. In dem Londoner Manuskript fehlt
aber jeglicher Einfluß Chinas. Will man überhaupt einen
solchen anerkennen, so ist er indohellenistischer Natur.
Griechische, nach Indien übergeführte Kunst, paßte sich dort
den heimischen Idealen an und wurde indisch-buddhistisch;
durch Verbreitung des Buddhismus gelangte sie weiter nach
Asien hinein. Ob die hellenistische Kunst rein nach dem Orient
übertragen wurde, erscheint zum mindesten zweifelhaft, da
aller Wahrscheinlichkeit nach die Malerei und Illuminierung
von Manuskripten einem Zweige der byzantinisch-ägyptischen
Kunst entsprang, die wiederum selbst aus der späteren
griechischen Zivilisation herausgewachsen ist. Derartige
Handschriften werden zurzeit in England und,: in Amerika auch
deshalb so geschätzt und zu erwerben gesucht, weil die Er
kenntnis sich Bahn brach, daß diese Art der Miniaturmalerei
die einzige Kunstausübung des nahen Ostens bleibt, in der die
eigenartige Persönlichkeit des Künstlers wirklich hervortreten
konnte. Aber auch hier geschieht dies in weit geringerem
Maßstabe als in Europa, da der orientalische Illuminator oder
Kunsthandwerker durch den vorwiegend ornamentalen Zweck
der Arbeit gebunden ist.
Numismatik.
(Die Sammlung Karl Ando rf e r.) Die Ver
steigerung der nachgelassenen Sammlung Karl An dort er in
Wien ist nun der M.iinzfirma Adolf Heß Nachf. in Frank-
Fig. 3. Pasquini (Avers).
f u r t a. M. übertragen worden. Das Datum der Auktion er
fährt keine Aenderung. Den Hauptbestand der Sammlung
bieten, wie schon erwähnt, Musikermedaillen, von denen wir
ein äußerst seltenes Stück, eine Medaille auf Bernardo
Pasquini wiedergeben. Pasquini, geboren am 8. Dezember
1637 zu Massa di Valnevoja (Toskana), ein Schüler von Cesti,
war lange Jahre Organist an Santa Maria Maggiore zu Rom,
später zugleich Kammermusiker des Prinzen Borghese.
Er starb am 22. November 1710 zu Rom. Zu seinen Schülern