MAK
Nr. 18 
Seite 285 
Intern atio n-a 1 e Sammler-Zeitung. 
Kaiser Franz Josef. Seither entstand in verhältnismäßig 
kurzer Zeit ein neues Meisterwerk, ein Brustanhänger in 
Stahlschnitt, ein ebenso kunstvoller als seltener Schmuck 
gegenstand fiir die Gemahlin des Erzherzogs Franz 
Ferdinand, die Herzogin Sophie von Hohenber g, 
Ar: zarten Goldkettchen mit eingereihten Perlen hängt ein 
Kleinod, eine in Stahl ä jour geschnittene Herz Jesu-Dar- 
stellung, ais verkleinerte Wiedergabe des Herzens Jesu vom 
Stahlkreuz in Kalksburg, nur in flacherem Reliefschnitt aus- 
gefiihrt. Die großartige Feinheit irn Schnitte des Gerankes der 
Dornenkrone, im Geäder des Herzens mit der klaffenden 
Herzwunde und in dem Strahlenkränze muß selbst gesehen 
und bewundert werden. Ueber diesem Kleinod von kreis 
runder Form schwebt zwischen einer reizenden Anordnung 
der Goldkettchen ein in Stahl geschnittenes allerliebstes 
Engelköpfchen mit ausgebreiteten, langen Flügelschwingen, 
ein herziges Kindergesichtchen mit halbgeöffnetem Möndchen-, 
als ob es unendlich viel zu sagen hätte über das dornen- 
urnkränzte Erlöserherz, der vielgeprüften leidenden Liebe. 
Den unteren Abschluß des Schmuckstückes bildet ein ans 
vielen kleinen Tröpfchen gebildeter Stahltropfen, dessen 
Inneres vollkommen hohlgeschnitten ist; wieder eine Glanz 
leistung im ä jour-Schnitt in Miniatur. Die Kleinheit und Zart 
heit der Formen an der ganzen Arbeit ist auch das Staunens 
werte an der bisher unerreichten Technik des Meisters, wie 
er mit seinen zarten »Instrumentchen«, möchte man sagen, die 
Härte des vorzüglichsten Manganstahles bezwingt, und wie 
es seiner hoch ausgereiften Kunst gelingt, aus einem vollen 
Stücke so hochgradig harten Stahles solch reizende, fein 
stilisierte Miniaturen zu schaffen. Der Glanz dieses sinnigen 
Schmuckes übertrifft Gold und Edelstein und wird gewiß un 
vergängliche Freude bereiten. 
(Aus dem Nachlaß von Reinhard K e k u 1 e 
v. S t r a d o n i t z.) Die Witwe des Geh. Rat Prof. Dr. K e k u 1 e 
v S t r a d o n i t z, dem im vorigen Jahre verstorbenen Berliner 
Archäologen, hat jetzt aus dem Nachlasse ihres Gatten dem 
archäologischen Apparate der. Berliner Universität, den Kekule 
seit seiner Berufung nach Berlin jahrelang geleitet hat, eine 
wertvolle Schenkung gemacht. Sie überwies den Sammlungen 
die gesamten, auf antike Kunst bezüglichen Photographien 
und sonstigen Abbildungsblätter aus dem Besitze ihres Gatten. 
Dadurch ist das Vorlagenmaterial des Institutes aufs reichste 
vergrößert worden. Frau Geheimrat Kekule fügte mit Erlaub 
nis des Kultusministeriums der Schenkung auch die Photo 
graphien bei, die fiir ein von dem Verstorbenen geplantes 
Werk, das unausgeführt geblieben ist, mit Unterstützung des 
Ministeriums eigens in Athen aufgenomrnen waren. 
(Funde aus der Bronzezeit.) In den letzten 
Tagen wurden bei Ausgrabungen auf einem Feldgrundstück in 
O s t h e i m (Rhön) interessante Funde: gemacht, indem ein der 
Bronzezeit angehöriges Grab im Alter von ungefähr 2500 
Jahren freigelegt wurde. Das Grab enthielt Knochenreste und 
mehrere bronzene Gegenstände. Aus den Beilagen läßt sich 
schließen, daß man es hier mit einem Frauengrab zu tun hat. 
Erst vor einiger Zeit wurde auf demselben Grundstück ein 
Grab freigelegt, in dem sich geschweifte Messer und ein 
Schwert mit Handgriff vorfanden. Die Ausgrabungen werden 
fortgesetzt. 
Museen. 
(Ein Dann ecke r - Zimmer in Stuttgar t.) Der 
der Oeffentlichkeit zugängliche Teil der plastischen Samm 
lungen des Stuttgarter Museums der bildenden Künste ist in 
letzter Zeit um ein Zimmer mit Dannecker-Erinnerungen be 
reichert worden. Ein Glasschrank mit persönlichen Andenken 
enthält allerlei Handwerkszeug des Meisters und Gegenstände 
des täglichen Gebrauches, ferner Gipsabdrücke seiner Hände, 
ein Bild seines Hauses am Schloßplatz (an der Stelle des 
jetzigen Königin Olga-Baues), eine in seiner großen, deutlichen 
Handschrift geschriebene xMeldung an den Herzog Fried 
rich über eine russische Auszeichnung, ein paar Druck 
schriften aus der Karlsschule. Auch -ein Modell der Ariadne mit 
Zeichnungen ist da, sowie ein Abguß der reizenden Tischlampe, 
an der drei Grazien den kleinen Amor über die Schale halten, 
in die er Oe! gießt. 
(0 a 11 e r i a Carrara.) In Bergamo wurde dieser 
Tage die neue städtische Pinakothek eingeweiht. Sie zählt 
687 Bilder meist kleineren Formats, die alle aus Privatbesitz 
stammen und beim Tode ihrer Besitzer der Stadt vermacht 
wurden. Die Sammlung, die wohl ais die größte nicht staat 
liche dieser Art in Italien betrachtet werden kann, führt den 
Namen Galleria Carrara nach -ihrem Begründer Grafen 
Carrara im Sett-ecento. 
(Museumsführer von Bern f.) Das Britische 
Museum in London hat, wie schon von -uns gemeldet, 
vor einem halben Jahre zunächst probeweise einen Kunst 
historiker angestellt, dessen Aufgabe es ist, die Besucher durch 
die Museumsräume zu führen und ihnen die Denkmäler zu er 
klären. In den sechs Monaten seiner Tätigkeit hat der amtliche 
Führer ungefähr 10.000 Personen geführt, ein Erfolg, der das 
Eritischc Museum veranlaßt hat, die Einrichtung zu einer 
dauernden zu machen. Ob nicht auch in unseren Museen ähn 
liches ratsam wäre! 
Die Sammlung A.Wärndorfer (Wien). 
In der Galerie Helbing in München kommen am 1. und 
2. Oktober neben anderen Sachen wertvolle orientalische 
Fig. 6. Heratteppich. 
Textilien aus dem Besitze von Herrn A. Wärndorfer 
(Wien) zur Versteigerung. Meistens kleine, überaus har 
monisch und zart zusammengestimmte Muster zeigen die a 11-
	        
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