Seite 286
Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 18
p e r s i s c h e n Goldbrokat-, Seiden- und Leinenstoffe, pom
pösere Dessins lieben dagegen die Türken in ihren Seiden-,
Brokat- und Samtstoffen. Die polnischen Seidenstücke be
schranken sich auf unifarbene, jedoch farbensatte Fond mit
einer Streifenbordüre. Phantastisch und unsymmetrisch, jedoch
sehr schön in der Färbung sind die chinesischen
Kleider.
Sehr gut sind auch die kleinasiatischen Teppiche, teil
weise in sehr wertvollen und seltenen Exemplaren vertreten.
Verzeichnet sind Herat-, Gebets-, Damaskus-, Armenier-,
Perser- und Bergarno-Teppiche, von denen die hervorragend
sten abgebildet sind. Der Katalog enthält auch einen ausge
zeichneten französischen Gobelin aus der besten Zeit um
1700, der das Bild der Diana darstellt.
Fig. 7. Gebetsteppich.
Unsere Abbildung (Fig. 6) zeigt einen Heratteppich in ge
dämpften Farben. Auf dem braunroten Grund Blumen und
Blattwerk. Schwarze Bordüre mit ähnlichen Ornamenten.
Länge 280 Zentimeter, Breite 185 Zentimeter.
Kleiner, 160 Zentimeter lang und 165 Zentimeter breit, ist
der Gebetsteppich (Fig. 7). Roter Fond, der obere Teil
blauer Grund mit bunten Ornamenten: hellgelbe, breite Bor
düre mit verschiedenfarbigen Ornamenten.
Vom Kunstmarkt.
(Die Versteigerung der Villa Napoleons.)
Aus Paris wird uns unterm 3. d. M. geschrieben: Die gestern
stattgefundene Versteigerung der Villa in San Martino, die
Napoleon während seines Exils auf der Insel Elba be
wohnte, brachte ein Höchstgebot von 300.000 Lire, das der
Marquis R u's p o i i, ein Geschäftsfreund des bisherigen Eigen
tümers, machte. Nach dem Reglement kann dieses Höchst
angebot bis 17. d. M. um mindestens ein Sechstel des Be
trages Überboten werden, in welchem Falle die Wiederauf
nahme der Versteigerung erfolgt.
(Die Gemäldesammlung Jakob Fromm.
M ii nche n.) Am 8. Oktober d. J. gelangt in der Galerie Hel
bing in München die Gemäldesammlung des verewigten Herrn
Jakob Fromm (München) zur Versteigerung. Eine nicht sehr
umfangreiche, aber ausgewählte Kollektion von Arbeiten der
Münchener Schule ist es, die sich hier sehr eindrucksvoll prä
sentiert. Die Sammlung enthält eine Reihe von Arbeiten, die
jeder Museumsgalerie zur Zierde gereichen würden. Das Bild
nis des jungen Malers Becker-Gundahl von Alois E r d t e 11 ist
zweifellos eines der interessantesten Porträts des immer noch
nicht genügend gewürdigten Meisters. Sehr gut sind die Meister
des Genres vertreten.. Hervorzuheben sind: Karl Spitzwegs
humorvolles Vagantenstiick »Wo ist der Paß?«, »Die Beschuldi
gung«, eine typische Tiroler Bauernnovelle von Defregger,
»Der erste Schritt« von dem gemütvollen Kinderfreund Her
mann K a u 1 b a c h, »Großvaters Liebling« von dem Griechen
.1 a k o b i d e s, dann Eduard Griitzners lebensbejahende
»Klostcrbibliothek«, die »Italienerin mit dem Affen« von
Gabriel v. M a x, das durch pikante Kontrastierung wirkt, Hugo
Kauft man ns »Jäger auf der Alm« und Heinrich Bürkels
spannend dargestellte »Raufende Bauern«. Adolf Hengelers
Idylle »Am Rain« leitet zu den Landschaften über, unter denen
Adolf L i e r s großes Werk einen Ehrenplatz verdient. Daneben
behaupten sich glücklich Jos. Wengleins und Joset
W opfn e r s oberbayerische Landschaften sowie zwei kleine
Arbeiten von Eduard Schleich dem Aelteren. Unter den
zahlreichen Tierstücken interessieren besonders Heinrich von
Zügels farbenfreudige »Rast« rnit den prächtigen in der
Sonne stehenden Rindern, Anton B r a i t h s »Schafe und
Ziegen«, das Bild mit den »Hühnern«, das H o f n e r unter Mit
wirkung seines Freundes Franz v. Lenbach gemalt hat, Karl
E b e r t s »Buchenwald mit Schafen« sowie die »Kühe« von
Friedrich V o 11 z. Auch Kowalskys »Flucht vor Wölfen«,
die temperamentvoll gemalte »Furt« und der »Kriegszug« von
Josef v. B r a n dt mögen an dieser Stelle erwähnt werden. Es
schließen sich an Arbeitern von Bertram, Felix Böcklin, A. Edit
ier, O. v. Falter du Faur, Otto Fcdder, B. Fiedler, Otto Gebier.
Ludwig Hartmarin, .1. Heilmayer, August Holmberg, Wilhelm
Kaulbach, Massani, A. Nador, H. Neppel, Marie Nyl, Robert
Schleich, A. Schoyerer, Aug. Seidel, A. Stademann, L. O.
Striitzel, Desire Thomassin, Ludwig Willroider und Ludwig
Voltz. Auch unter diesen Arbeiten findet sich manches reizvolle,
für die Münchner Schule charakteristische Stück. Der Katalog
mit 20 Kupferdrucktafeln und einem Vorwort von Dr. Georg
Martin Richter ist durch Hugo H e 1 b i n g in München zu
beziehen.
(Bedenklicher Besitz von Antiquitäten.)
Aus Krakau wird uns unter dem 6. d. M. geschrieben: Dis
Polizei verhaftete auf dem hiesigen Bahnhofe den 30jährigen
Arbeiter Andreas S t o 1 a r z in dem Augenblicke, als er einem
Passagier eine alte goldene Münze um 100 Kronen verkaufen
wollte. Bei der in der Wohnung des Stolarz vorgeuommenen
Revision wurden mehrere alte, wertvolle goldene Kelche,
viele Goldringe mit Diamanten und anderen Pretiosen von
hohem Werte gefunden. Die Münzen stammen aus dem 16. und
17. Jahrhundert. Stolarz behauptet, er habe dieselben beim Ban
eines Hauses am Weizmarkt in Leipzig ausgegraben. Die
Polizei wendete sich au die dortige Polizeidirektion mit der
Bitte, nachzuforschen, ob die Angaben Stolarz’, der bis auf
weiteres in Haft bleibt, auf Wahrheit beruhen.
(Die Versteigerung der Sammlung Ludwig
Pietsch.) Vom 21. bis 23. Oktober findet bei Amsler
& R u t h a r d in Berlin eine Kunstauktion statt, bei der, wie
schon gemeldet, auch die Sammlung Ludwig Pietsch zur
Versteigerung kommen wird. Die reichhaltige Kollektion setzt
sich aus eigenen Arbeiten des verstorbenen Publizisten und
neben einigen Ankäufen aus Geschenkwerken befreundeter
Künstler zusammen. Unter den eigenen Werken von Ludwig
Pietsch, die aus Aquarellen, Bleistift- und Kreidezeichnungen
und einer Radierung (Porträt des Schriftstellers Adolf Stahr)
bestehen, treten besonders hervor: das Bildnis der berühmten