MAK
Nr. 2 
Internationale S a in rn 1 e r - Z e i t u n g. 
Seite 31 
spiel ein Kopfkissen. So entsteht vor unserem geistigen Auge 
ein bis in einzelne Züge lebendiges Bild von dem «ägyptischen 
Leben um die Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends. 
Museen. 
(Die Gemäldesammlung Alois W o h 1 m u t h.) 
Aus Mü nchen wird uns geschrieben: Der Schauspieler Alois 
Wohl m u t h, der vor kurzem das Jubiläum seiner 25jährigen 
Zugehörigkeit zu unserer Hofbühne beging, hat aus diesem An 
lasse dem Theater museum der Klara Ziegler-Stiftung, 
die Eigentum der Biihnengenossenschaft ist, seine Gemälde 
sammlung überwiesen. Sie enthält etwa 300 Bilder und 
Skizzen der bedeutendsten Münchener Maler und Zeichner 
des vergangenen Jahrhunderts: Arbeiten von Leibi, Defregger, 
Grützner, Uhde, Lenbach, Kaulbach, Dietz, Menzel, Lieber 
mann, Israels u. a. 
(A e g y p t i s c he Antiken in Frankfurt.) Mar. 
berichtet aus Frankfurt a. M.: Durch die Gründung ae:- 
Frankfurter Sektion der Deutschen Orient-Gesellschaft ist d'” 
Städtische Galerie in die glückliche Lage gekommen, an den 
Funden der einzelnen Grabungskampagnen teilzunehmen; es 
wird auf diese Weise möglich sein, den Antikensammlungcn 
eine vorderasiatisch-ägyptische Abteilung anzugliedern. Als 
erste Sendung erhielt jetzt die Galerie Reliefs vom Toten 
tempel des Königs Sahure aus der V. Königsdynastie 
(um 2750 v. Chr.), der beim Dorfe Abusir, wenig südlich von 
Kairo, in achtmonatlicher Arbeit aufgedeckt worden ist. Das 
Hauptstück ist ein Block von etwa L30XL30 Meter Umfang, 
er enthält Darstellungen der Zeremonien bei dem Regierungs- 
jubiläum des Königs. Links sitzt der König auf einem erhöhten 
Thron. Vor ihm sind zwei Szenen dargestellt, deren obere ein 
Unikum und bislang nicht genügend erklärt ist. Eine Frau, 
deren Toilette nur aus einer großen Perücke und Gürtel 
bändern besteht, hält in der rechten Hand einen Napf, mit der 
linken streicht sie zwei Stieren schwarze Schminke um die 
Augen. Unten schreiten drei Männer auf eine Göttin zu, deren 
Gestalt bis auf einen Arm mit einem Napf verloren ging. Die 
beiden ersten sind hohe priesterliche Beamte, der letzte aber 
ist der Kronprinz. Die Bruchstücke des zweiten Bildes 
stammen von einer Wand, die etwa 2 20 Meter lang und L5ü 
Meter hoch gewesen ist. Es waren ursprünglich drei Reihen 
von Darstellungen vorhanden, doch ist von der obersten fast 
nichts mehr erhalten; größere Bruchstücke lassen von der 
zweiten erkennen, was auf ihr dargestellt gewesen ist, die 
dritte aber ist vortrefflich konserviert. Ganz rechts steht eine 
vertikale Reihe von Hieroglyphen, die angeben, was darge- 
stellt ist. In den oberen Reihen hat eine Prozession von Ver 
körperungen aller Dörfer gestanden, die verpflichtet waren, 
an den Tempel des Sahure zu zinsen. Die unterste Reihe wird 
bezeichnet als »Das Herbeibringen des feinsten Fleisches und 
Geflügels«, natürlich zum Totenopfer, denn rechts von der 
Wand muß man sich den König dargestellt denken. Das 
kleinste Stück der Neuerwerbungen, das besonders durch seine 
schönen Farben auffällt, stellt einen schakalsköpfigen Gott 
dar, für jene entlegene Zeit eine Seltenheit. Vom Kopfe fehlen 
nur die Ohren. Alle Stücke repräsentieren die beste ägyp 
tische Reliefkunst. 
(Der Pfau der Teufelsanbeter im Briti 
schen Museum.) Aus Delhi wird berichtet: Im Zu 
sammenhang mit der indischen Kaiserkrönung wird das Britische 
Museum in London um ein außerordentlich interessantes und 
seltenes Stück bereichert werden: Der bekannte Sammler 
Schwaiger hat sich entschlossen, zur Erinnerung an den 
letzten Durbar dem Britischen Museum den berühmten gra 
vierten Stahlpfau zu überweisen, der das Idol der Teufelsanbeter 
von Mesopotamien gewesen ist. Die merkwürdige Sekte, die 
noch heute besteht, verehrt Luzifer als ihre höchste Gottheit, 
und einer der wichtigsten Glaubensartikel ihrer Religion ist die 
Annahme, daß Luzifer seine Würde als erster und mächtigster 
Erzengel Gottes wiedererobert habe. Schon vor 25 Jahren 
bemühte sich das Londoner South Kensington-Museum eifrig 
um die Erwerbung dieses berühmten Pfaus und bot dem 
früheren Besitzer über 40.000 Mark für die kostbare Arbeit 
ohne jedoch das Werk für das Museum sichern zu können. 
(Gründung des »Musee r o m a n«.) Aus Zürich 
wird gemeldet: Unter dem Vorsitze der Nationalräte de 
Meuron und Dr. F o r e 1 hat sich in Lausanne die Gesell 
schaft zur Gründung eines historischen Museums der französi 
schen Schweiz, des sogenannten »Musee roman«, konstituiert. 
Die Gründung und der Unterhalt soll aus den Mitteln der Ge 
sellschaft und ihrer Mitglieder bestritten werden. Man be 
absichtigt, ganze Sammlungen und einzelne Gegenstände, die 
ein künstlerisches oder historisches Interesse bieten, vor der 
Zerstreuung in alle Winde zu bewahren. In einen Wett 
bewerb mit dem Züricher Nationalmuseum oder anderen 
kantonalen Museen kann und soll gar nicht eingetreten werden. 
Die Kunstgegenstände und Altertümer, die das neue Museum 
erhält, sollen in einem intimen, den Objekten stilistisch ange 
paßten Rahmen Aufstellung finden. Den Sammlungen soll nach 
dem Ableben ihres Besitzers ein historisches Schloß im 
Waadtland überlassen werden. Zunächst ist die Gesell 
schaft von Dr. F o r c 1 mit der Schenkung einer prachtvollen 
Sammlung von Möbeln, Gläsern. Fayencen und Teppichen 
aus dem 15. bis 18. Jahrhundert bedacht worden. 
Vom Kunstmarkt. 
(Eine Auktion auf der Weyerburg.) Aus 
Innsbruck wird uns geschrieben: Bei der vom 11. bis 
13. Dezember auf der Weyerburg bei Innsbruck ver 
anstalteten Auktion des Nachlasses nach Herrn v. Attl- 
tn a i e r sind unerwartet bekannte Künstlernamen aufgetaucht. 
Die Provenienz der einzelnen Stücke, beziehungsweise deren 
Authentizität ist allerdings nicht verbürgt. Es erzielten ein 
Riberce 410 1\ (Architekt Dietrich), ein Pastell von Pavone 
350 K (Brem, Innsbruck), ein Porträt auf Holz von Hans von 
Schwaz 250 K (Ferdinandeum), Madonna von Unterberger 
140 K (Baron Gudenus), frühgotische Madonna, Holzplastik, 
500 K. Recht billig, weil wenig bekannt, ging eine Anzahl 
Erstdrucke nach Schwind ab. 
(Die Sammlung Henschel nach Amerika 
verkauft.) Eine große Pariser Kunstsammlung ist wieder 
nach Amerika verkauft worden. Der Millionär Pierpont 
Morgan hat für 5 Millionen Franken die Sammlung des be 
kannten Pariser Kunsthändlers Henschel angekauft. Die 
Sammlung besteht aus antiken Skulpturen und einer Kollektion 
von Elfenbeinfiguren. 4 
(Ankäufe aus der Müller sehen Kuns t- 
stiftung.) Aus Berlin wird uns berichtet: Aus der beim 
Auswärtigen Amte verwalteten Gustav Miiller-Kunststiftuug 
stehen für 1912 etwa 8600 Mark zum Ankauf von Oelgemälden 
zur Verfügung, die von reichsdeutschen Künstlern auf der dies 
jährigen internationalen Kunstausstellung in Rom ausgestellt 
werden. Die Ausstellung wird in der Societa degli Amatori e 
Cultoci di Belle Arti in Rom veranstaltet werden und findet 
in der Zeit vom 17. Februar bis zum 30. Juni statt. Die ange 
kauften Gemälde gehen nach der Verfassung der Stiftung ge 
mäß der testamentarischen Bestimmung des Prof. Müller 
in den Besitz der künigl. Nationalgalerie in Berlin über. 
(Der Nachlaß Hasselhorst.) Die im Frankfurter 
Kunstverein abgehaltene Versteigerung des künstlerischen Nach 
lasses des Professors .1. H. Hasselhorst hatte ein be 
friedigendes Ergebnis. Es beteiligten sich die hiesigen Museen 
und eine große Reihe der bekanntesten Frankfurter Sammler 
und Kunstfreunde neben manchen von auswärts kommenden 
Amateuren. Von den Gemälden brachten »Die Traubendiebe« 
950 Mk., »Halbfigur einer Italienerin« 520 Mk., »Schlachten in 
der Fischergasse« 500 Mk., »An der Sachsenhäuser Warte« 
490 Mk., »Der Frankfurter Wäldchestag« 600 Mk., »Ferkelmarkt
	        
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