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Internationale S a m m 1 e r - Z e i t u n g.
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h’ ran k. Im gleichen Stile ist das Panorama des Oktoberfestes
gehalten, ebenfalls Kiinstlerphotochrom. Die auch bei Zieher
(im Großhandel) erschienene Propagandamarke der
Stadt München fiir das Oktoberfest enthält in einfacher Dar
stellung in den bayerischen Farben das Königszelt.
Bibliophilie.
(Der B i b 1 i o p h i 1 e n t a g in Wien.) Einem schönen
Brauche der Gesellschaft der Bibliophilen in Weimar folgend,
isr auch bei dem Bibliophilentage in Wien (29. September) den
Teilnehmern eine Reihe wertvoller Neu- und Privatdrucke als
Gastgeschenk überreicht worden. In erster Linie ist die Gabe
der Wiener Hofbibliothek zu nennen. Ludwig Bonae-
bergers »Betbüohlein« vom Jahre 1607 im kleinsten Format,
die Deckel sind 31 Millimeter hoch und 19 Millimeter breit; dem
Entgegenkommen des Direktors der Hofbibliothek Hofrat von
Karabacek und des Hofrates v. Weckbecker ist dieses
kostbare Xenion zu danken, dessen Lichtdruckreproduktion in
vollendeter Weise in der Graphischen Lehr- und Versuchs
anstalt unter der Leitung d.es Hofrates E de r hergestellt wurde.
Dr. Theodor G o 111 i e b hat einleitende Worte zu diesem
Unikum geschrieben. Die Gesellschaft der Bibliophilen in Wien
hat sich mit dem Privatdrucke von »Oesterreichischer Parnaß,
bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar«, einge
stellt, fiir weichen Hofrat Prof. Dr. Werner das Nachwort
schrieb. Einen Neudruck der Broschüre »Mozart und
Schikaneder« hat Dr. Fritz Bruckner gespendet, einen Neu
druck »Der gewöhnliche Wiener mit Leib und Seele« (1784)
der Verlag Paul Krepier, eine handschriftlich numerierte
und von Luigi Kasimir signierte, außerordentlich stimmungs
volle Originalradierung der Kunst- und Buchhändler Hugo
Heller, eine bibliographische Mitteilung von Richard Maria
W trner »X. Y. Z. und noch ein Z.«, pls Vorabdruck aus
dem demnächst erscheinenden, von Hans F e i g 1 redigierten
»Deutschen Bibliophilen-Kalender für 1913«. die Hofbuch
handlung Moritz Perles, »Verteidigung der Wiener und
Wienerinnen« (1784), Buchhändler Saar, die Abbildung einer
Konrad C e 11 i s - Medaille die Gesellschaft für verviel
fältigende Kunst, ein »Wiener Bibliophilen-Album«, Heinrich
K a n s c h b u r g, »Zur Geschichte der Windhagenschen Biblio
thek« Dr. Ignaz Schwarz, einen Neudruck des »Bruder
Rausch« (1515) die Hofbuchdruckerei und Hoiverlagshandlung
Karl Fromme, Professor Rabenlechner das Flugblatt
»Severin v. Jaroschinskis letzte Stunden« (1827), Viktor von
K 1 a r w i 11 die französische Uebersetzung »Les Frissons dans
Don Giovanni« aus dem Buche »Vom sterbenden Rokoko«
von Bartsch, eine hübsche Tischkarte die Verlagshand-
lung Brüder Rosenbaum und die Reproduktion eines
farbigen Stiches des Stock-im-Eisen-Platzes, Ingster in
dein fernen Lodz. — Der Sekretär der Weimarer Gesellschaft
Professor Schüddekopf teilte mit, daß die Gesellschaft
unter anderem einen Privatdruck von Paul E r n s t s »Ariadne
auf Naxos« nach dem Muster der ersten »Iphigenie-Ausgabe«
veranstaltet habe und Neudrucke, welche sich auf Goethes
Wctzlarer Zeit beziehen, eines Silhouettenwerkes, das Ge
dichte von H ö 11 y, eines Werkes über 0 r i m m e 1 s-
h ansen und der Weimarer Zeitschrift »Chaos« vorbereite.
Numismatik.
(Das Münzkabinett des Herzogs von Cutn-
berland.) Herzog Ernst August von Cumberland
hat in Wien (Penzing) ein Haus angekauft, das er entsprechend
umbauen ließ und in welchem ein welfisches Münzkabinett ein
gerichtet wurde, das nunmehr fertiggestellt ist. Zum Leiter
dieses Münzkabinetts wurde der Konservator der herzoglich
Cumberlandschen Münzen- und Medaillensammlung Regierungs
rat Eduard F i a 1 a in Prag ernannt. Das jetzige herzoglicii
Cumberlandsche Münzen- und Medaillenkabinett wurde im
Jahre 1745 von König Georg II. von Hannöver gegründet.
Als eine ihrer vornehmsten Aufgaben betrachteten die han-
noveranischen Könige seit jeher die Sammlung aller in den
viehischen Erblanden geprägten Münzen und Medaillen. Diese
Sammlung verblieb seit 1745 im ungeteilten alleinigen Besitze
der Herrscher Hannovers; sie wurde im Laufe der Jahre durch
aus Privatmitteln der Könige bestrittene Käufe vervollständigt.
Der jetzige Erbbesitzer des früheren königlich hannoveranischen
Münzkabinettes Herzog Ernst August wird im kommenden
Winter unter Beihilfe hervorragender Numismatiker die Ord
nung seiner Sammlungen in Penzing in Angriff nehmen, welche
mehrere Monate in Anspruch nehmen wird. Es ist das Be-
stieben des Herzogs, die ererbten Sammlungen in gutem Zu
stande zu erhalten. Um das gesammelte reiche Münzen- und
Mcdaillenmaterial weiteren Kreisen zugänglich zu machen,
wurde das Münzkabinett in Penzing eingerichtet, das bisher
schon von zahlreichen in- und ausländischen Gelehrten be
sichtigt wurde. Der Herzog von Cumberland hat auch auf
seine Kosten durch den Regierungsrat Fiala eine umfangreiche
numismatische Publikation herausgegeben, die an Sammler und
Forscher verabfolgt wird. Bei dieser zwölf bedeutende Bände
umfassenden, reich mit Münzen- und Medaillenabbildungen,
Siegeln, Autographenfaksimilien u. s. w. ausgestatteten Publi
kation ist nicht nur das Münzen- und Medaillenmaterial der
v elfischen Lande berücksichtigt, sondern sie enthält auch
wertvolle genealogische und geschichtliche Daten.
(Die Münzauktion Hirsch in München.) Von
den Münzauktionen der nächsten Zeit beansprucht die des
Experten Dr. Jakob Hirsch in München ein besonderes Inter
esse. Dr. Hirsch bringt eine ganz außerordentliche Sammlung
altgriechischer Münzen zur Versteigerung, in der Sicilia
dominiert. Es befinden sich darin Prachtexemplare von größter
Seltenheit. Aus der Fülle möchten wir nur herausgreifen eine
Tetradrachme von Gelas mit dem Flußgott Geias als Stier
mit bärtigem Menschenkopf, eine euboeische Dekadrachme
von der Hand des Meisters Kimon (zirka 405—345 v. Chr.),
eine Tetradrachme, dem Meister Sosion zugeschrieben, Vier
drachmen von Syrakus und eine Tetradrachme von zirka
86—83 v. Chr. mit dem Kopf der Athena und im attischen Helm
mit Busch. Interessenten seien auf den sehr instruktiven
Katalog verwiesen, der eine genaue Beschreibung aller zur
Versteigerung kommenden Münzen enthält.
Philatelie.
(Russische Marken.) Nach Nachrichten aus St.
Petersburg soll die fünf K o p e k e n m a r k e nirgends
mehr erhältlich seini Ferner heißt es, daß die 5 Rubelmarke ein
gezogen werden soll.
(Die D a 1 a i Lama-Briefmarke,) Die große inter
nationale Briefmarkenausstellung, die in den nächsten Tagen in
London stattfindet, wird zum erstenmal eine besondere Rarität
zeigen: die erste für den D a 1 a i Lama von Tibet gedruckte
Briefmarke. Die sehr mangelhaft gedruckte Marke ist purp-urrot
und eine ungeschickte und grobe Kopie des Ornamentes und der
Anordnung der indischen 1 Anna-Marke. Sie trägt die Inschrift
»Tibetanische Post« in englischer und tibetanischer Sprache
und dann noch in tibetanischen Schriftzeichen die Worte »Tibe
tanische Regierungsbriefmarke ein Anna«.
Porzellan.
(Die Sammlung D r. F. C. Witte in Rostock.)
Am 22. d. M. gelangt bei L e p k e in Berlin die Porzellansamm-
lung Dr. F. C. W i 11 e (Rostock) unter den Hammer des Auk
tionators. Es ist ein schwerwiegender Zwang, der Dr. Witte