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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 20
schließt, das — wenn auch nur in knappen Zügen ■— für
sich an Musterbeispielen die Bestrebungen der neuen und
neuesten Kunst vortrefflich illustriert.
Der Zahl der Objekte nach vermag die Sammlung
des Hamburger Amateurs nicht mit anderen, numerisch
überlegenen Sammlungen moderner Kunst zu wetteifern.
Trotzdem sind aber auch diese in zehnjähriger Tätig
keit zusammengetragenen Schätze Beweis genug für das
Verständnis eines die Entwicklung mit klaren Augen ver
ändere, die in jedem Falle Leckerbissen für öffentliche,
historisch orientierte Galerien sein müssen. Dazu zählen
ferner die zum Teil frühen Bilder eines Zügel und Fritz
von U h d e, die charakteristischen Gemälde eines Eduard
von Gebhardt und vieles andere, das an dieser Stelle
nicht einzeln namhaft gemacht werden kann.
Im ganzen hat der Sammler Friedmann mit Glück
versucht, die moderne Kunst durch einige ihrer pro
minentesten Erscheinungen und durch Werke von ein-
Fig. 7. Morland, The Shepherd.
folgenden und tätig eingreifenden Kunstfreundes. Sieht
man von den wenigen, nicht die höchsten Ansprüche an
Qualität erfüllenden Bildern ab, die indes als Belege für
eine bestimmte Richtung im Schaffen der deutschen
Moderne nicht ohne Interesse sind, so bleiben immer
noch neun Zehntel der Gemälde als auch in der Zukunft
geltende Werte und als Dokumente eines der wichtig
sten Abschnitte der Kunstgeschichte bestehen. Das muß
vornehmlich solchen Werken gegenüber betont werden,
die wie die Arbeiten eines Courbet oder die beiden
früheren T r ü b n e r bereits der Historie angehören. Das
gilt vor allem auch für die Bilder, wie dasjenige des in
seiner Frühzeit so eminent vorwärts greifenden Düssel
dorfer Malers de Peerdt, für den gewandten und
farbenprächtigen M o n t i c e 11 i oder die feine Land
schaft des Frankfurter B u r n i t z, nicht zuletzt auch für
die älteren Arbeiten von Habermann, H o d 1 e r und
wandfreier Qualität in ihren Haupttendenzen zu fixieren,
und daß er bei diesem Bestreben auch das Ausland nicht
vergessen hat, gibt seiner Sammlung von vornherein ein
interessantes internationales Gepräge. Denn neben den
schon erwähnten Franzosen, denen sich P i s s a r r e mit
einer an Millet geweckten Schafherde und der jüngere
D a u b i g n y anreihen, sind es vornehmlich die Eng
länder mit B a r 11 e 11, Thomas und dem Schotten
Auston B r o w n, die Nordländer mit T h a u 1 o w und
Kroyer, die Beachtung heischen und im Gleichtakt die
Entwicklung der deutschen Moderne begleiten, auf die
mit Recht der Hauptnachdruck gelegt ist. Was die Ga
lerie von Arbeiten eines Lieber mann, C o r i n t h,
Kalchreuth, vornehmlich auch von einigen jüngeren,
wie den mit besonders liebevollem Verständnis propa
gierten Berliner Ulrich H ii b n e r, oder von dem jungen
zukunftsreichen Dresdener Dreher besitzt, dem Max