MAK
Nr. 21 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 327 
sich, stopfte sich wieder die Nase voll und zündete sich 
abermals eine Zigarre an. Das ging so ein bis zwei 
Stunden fort. Nach der Sitzung lagen stets 20 bis 25 an 
gerauchte Zigarren umher — ein ergiebiger Fundplatz 
für einen Stummelsammler. 
Ein Straßenkehrer stellte monologisierend die volks 
wirtschaftliche Betrachtung an: »Die Zeiten werden 
immer schlechter, die Zigarrenstummeln sind schon so 
klein und miserabel, daß man sie kaum rauchen kann.« 
J. E. Engel hat den Witz gut illustriert — aber der 
Stromer rauchte trotzdem seinen Stummel weiter. Das 
hat die liebe Jugend auch schon weg, denn als ein Er 
wachsener zu einem rauchenden Jungen sagte: »Was, du 
rauchst schon? Gleich wirf den Stummel weg!« ant- 
Auch mit einem KJapphornverse kann ich dienen: 
»Zwei Knaben gingen auf den Bummel, 
Sie fanden einen Zigarrenstummel: 
Den rauchten beide gravitätisch — 
Das übrige ist — unästhetisch.« 
Auch kann ich ein Geschichtchen aus meiner Jugend 
erzählen. Wir Theresienstädter Jungen gingen ins Leit- 
meritzer Gymnasium. Bei Leitmeritz, in dem kleinen 
Mlikojed, war ein hohler Baum, in dem wir die halbver 
rauchten Zigarren verbargen, wenn die fetten Zeiten 
waren. Kamen dann magere Tage, dann holten wir die 
vom Unbill des Wetters nicht besser gewordenen Stum 
mel wieder hervor. 
Fig. 7. Lavater, Schattenriß Herders. 
wortete dieser ganz couragiert: »Ja, damit Sic ihn auf- 
heben und weiterrauchen können — den Schwindel 
kennen wir.« Frech war auch jener Berliner Schuster 
junge, der, einen Zug aus einem Stummel machend, den 
eben ein Herr weggeworfen, diesem nachrief: »Sic, hören 
Sie wohl, Sic hätt’ ik och höher jeschätzt, als 30 Mark 
pro Mille.« 
Das erinnert wieder an den Wiener Schusterjungen, 
von dem es heißt: 
»Da hat jemand auf der Straßen 
Einen Stummel fallen lassen; 
Sachverständig schaut er ’n an: 
.Der wird ang'raukt,’ sagt er dann.« 
Das war einmal; viel später lernte ich ganz anders 
denken vom Stummel: 
Wenn ich so auf meinem Gummel, 
In dem Munde meinen Stummel, 
Nach des Rauches Wölkchen sehe. 
Fühl’ ich Paradieses Nähe. 
Doch die Hölle ich erspähe, 
Wenn ich in Gesellschaft gehe. 
Auf den sogenannten Bunnnek 
Und ich werf ihn weg, den Stummel. 
Zum Verständnis des wie dazu geschaffenen Reim 
wortes »Gummel« sei bemerkt, daß dies ein Berliner Aus-
	        
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